Weil ihr letztes Vorrundenspiel gegen Polen mit 3:5 in die Binsen ging, wartet auf die deutschen Hallenhockey-Damen im Halbfinale der EM mit den Niederlanden ein dicker Brocken. Am späten Samstagnachmittag muss das Team von Bundestrainer Marc Herbert unbedingt psychisch stabiler und kreativer auftreten.
“Mir wäre es schon lieber, wenn wir die Niederlande erst im Finale bekommen könnten”, erklärte noch am gestrigen Freitag die deutsche Hallenhockey-Nationalspielerin Kerstin Holm. Um “lieber” geht es bei der Hallenhockey-EM 2012 in Leipzig allerdings nicht, die Deutschen müssen mit dem leben, was kommt. Da sie ihr letztes Vorrundenspiel gegen Polen 3:5 verloren haben, kommt nun eben die Niederlande und nicht Weißrussland. Dass sie überhaupt qualifiziert sind, verdanken sie einer stark aufspielenden tschechischen Mannschaft, die Spanien im Spiel zuvor beim 4:4 einen Punkt abnahm.
Die Niederlage gegen die Polinnen, die nun ihrerseits gegen Weißrussland spielen werden, bestätigte den schon am Vortag gewonnen Eindruck von Bundestrainer in Vertretung Marc Herbert. “Wir haben es wieder nicht geschafft, Torchancen herauszuspielen und die vorhandenen zu nutzen.” Zusätzlich offenbarten die deutschen Hallenhockey-Damen erneut Schwächen im Defensivverhalten, die eine effizient spielende polnische Mannschaft schon frühzeitig auszunutzen wusste. Schon der erste Konter der Polinnen saß. Karoline Amm, die wieder turnusmäßig im Tor stand, wurde schlichtweg gegen Marlena Rybacha und Natalia Wisniewska allein gelassen. Die deutsche Mannschaft, die bis dahin mit viel Druck und guten Ansätzen das Spiel bestimmte, erholte sich nur schwerlich von diesem Tor nach fünf Minuten. Sicher auch, weil die Polen nun auf ultradefensiv umschalteten, ihren Gegner erst an der Mittellinie erwarteten und auf Konter lauerten. Schon der nächste saß wieder, die Polen führten 2:0 und der deutschen Mannschaft fehlte weiter das Rezept, um selbst Tore zu erzielen. Die wenigen Torchancen griff die gute Dominika Nowicka im polnischen Tor ab und selbst per Siebenmeter traf die deutsche Mannschaft nicht. Nach unerlaubter Torverhinderung auf der Linie, trat Eva Frank an und schob am Tor vorbei. Direkt im Gegenzug dann sogar das 0:3. Die deutschen Hoffnungen, Weißrussland vor die Brust zu bekommen und Holland aus dem Weg zu gehen, schienen endgültig perdu. Wenigstens traf Holm noch fünf Sekunden vor der Pause zum ersten Mal. Bezeichnend: Das Tor fiel nach einer Strafecke.
Doch die Euphorie bei den deutschen Hockeyfans in der gut gefüllten Arena währte nur kurz. Kurz nach der Pause marschierte Paulina Okaj die rechte Seite entlang und traf aus spitzem Winkel – 4:1 für Polen. Die deutsche Reaktion: Die Auflösung des Torhüters, Karoline Amm musste auf die Bank. Lea Loitsch mimte den mobilen Torwächter. Doch bevor sich das auszahlte, kassierten die deutschen Damen auch noch ein fünftes. Zwei verwandelte Strafecken brachten das deutsche Team wieder ran, aber das dringend benötigte Unentschieden fiel trotz der Unterstützung des Publikums aus. “Das ist schon sehr enttäuschend. Die Polinnen waren griffiger am Ball und wir haben die erste Halbzeit komplett verschlafen”, so Karoline Amm. Ihr Trainer sah das ganz ähnlich. “Das zeitige Führungstor hat uns verkrampfen lassen, aber vielleicht sind die Niederlande als kommender Gegner gar nicht so schlecht. Die Mädels brennen aufs nächste Spiel.”
Frauen, Gruppe B:
Spanien – Polen 5:4
Deutschland – Tschechien 5:3
Deutschland – Spanien 2:1
Polen – Tschechien 5:1
Spanien – Tschechien 4:4
Deutschland – Polen 3:5
Frauen, Gruppe A:
Ukraine – Weißrussland 4:4
Niederlande – Österreich 3:2
Weißrussland – Österreich 2:3
Niederlande – Ukraine 7:3
Ukraine – Österreich 5:3
Weißrussland – Niederlande 3:1
Die kommenden Spiele:
Halbfinale
15:30 Uhr: Weißrussland – Polen
17:00 Uhr: Deutschland – Holland
Platzierungsspiele (Kleine Arena)
15:00 Uhr: Österreich – Tschechien
16:10 Uhr: Ukraine – Spanien
Mehr Informationen:
www.eurohockey2012.de
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