Am vergangenen Wochenende gingen vom 16.-18. Februar die 71. Deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften über die blaue Bahn in der Arena Leipzig. Bei ihren insgesamt zehn Starts fischten die Leipziger Teilnehmer/-innen dabei am Ende eine Silbermedaille aus dem Wettkampfgetümmel.

Die erwähnte einzige Medaille, die in der Messestadt blieb, ging über die 1.500 Meter an Robert Farken (SC DHfK). Und – Ironie des Schicksals – so richtig darüber gefreut hat sich wohl kaum jemand. Denn Farken war klarer Gold-Kandidat, ging mit der deutlich besten Saisonzeit an den Start und hatte bei seinen letzten vier Meisterschaftsfinals vor eigenem Publikum über 800 Meter (2017, 2019, 2020) und 1.500 Meter (2022) bereits ganz oben auf dem Treppchen gestanden.

Die Halbfinals am Samstag bestätigten diese Favoritenrolle. Doch Farken wusste auch, dass er im Endlauf vor allem Marius Probst (TV Wattenscheid 01) im Blick behalten muss. Bis zur letzten Kurve gelang das dem 26-Jährigen auch gut. Doch plötzlich packte Probst den Sprinthammer aus und ließ seinen Leipziger Kontrahenten auf der Zielgeraden einfach stehen.

Marius Probst (468, TV Wattenscheid 01) siegt vor Robert Farken (411, SC DHfK Leipzig), 1.500 Meter. Foto: Jan Kaefer
Marius Probst (468, TV Wattenscheid 01) siegt vor Robert Farken (411, SC DHfK Leipzig), 1.500 Meter. Foto: Jan Kaefer

Mit der Siegerzeit von 3:36,36 Minuten stellte der Wattenscheider nicht nur eine persönliche Bestleistung auf, sondern knackte ganz nebenbei auch noch den 32 Jahre alten Meisterschaftsrekord. Probst war im Ziel zunächst völlig perplex. Es vergingen einige lange Sekunden, bis er das Geschehene mit einem lauten Jubelschrei feiern konnte.

„Es ist extrem bitter. Ich kenne das Gefühl so nicht, bei einer Deutschen Meisterschaft hinten abgehängt zu werden.“, zeigte sich Robert Farken gegenüber leichtathletik.de enttäuscht. „Ich war sehr selbstbewusst, dass ich das hier kontrolliert gewinnen kann. Jetzt wurde ich eines besseren belehrt.“

Robert Farken (411, SC DHfK Leipzig), 1.500 Meter. Foto: Jan Kaefer
Robert Farken (411, SC DHfK Leipzig), 1.500 Meter. Foto: Jan Kaefer

Sprinterinnen schneller als erlaubt

Sehr schnell – genau genommen zu schnell – waren hingegen die beiden Leipziger 60 Meter-Sprinterinnen unterwegs. Denn sowohl Michelle Rädler (SG MoGoNo) als auch Sherin Kimuanga (SC DHfK) wollten zu schnell aus dem Startblock und wurden daher disqualifiziert. Und trotzdem setzte speziell Kimuanga ein dickes sportliches Ausrufezeichen.

Nach persönlicher Bestzeit im Vorlauf (7,38 sek.) und 7,40 Sekunden im Halbfinale schaffte die erst 17-Jährige sensationell den Einzug in den Endlauf der besten Acht! Damit hatte sie bereits 23 Läuferinnen hinter sich gelassen. Der erwähnte Fehlstart beendete leider das Finale abrupt.

Sherin Kimuanga (415, SC DHfK Leipzig), 60 Meter. Foto: Jan Kaefer
Sherin Kimuanga (415, SC DHfK Leipzig), 60 Meter. Foto: Jan Kaefer

Auch Michelle Rädler hätte sich durchaus einen Platz im Finale ausrechnen können. Erst vor einer Woche überzeugte die Gohliserin mit einer neuen Bestzeit von 7,39 Sekunden. Das hätte am Samstagabend auch fürs DM-Finale gereicht. Doch nach einem sicher bewältigten Vorlauf bekam sie dann beim Start zum Halbfinale von den Kampfrichtern die gefürchtete rote Karte zu sehen.

Michelle Rädler (427, SG Motor Gohlis-Nord Leipzig/ MoGoNo), 60 Meter. Foto: Jan Kaefer
Michelle Rädler (427, SG Motor Gohlis-Nord Leipzig/ MoGoNo), 60 Meter. Foto: Jan Kaefer

Bei den Männer war für Marvin Schulte (SC DHfK) der Einzug in den Endlauf ebenfalls das erklärte Ziel. Mit der drittbesten Vorlaufzeit (6,70 sek.) lag der neuerdings in Köln trainierende Leipziger buchstäblich gut im Rennen. Doch statt eines Fehlstarts im Halbfinale unterlief ihm auf der Strecke ein kleiner Stolperer. Der kostete wertvolle Zeit, sodass am Ende eine hundertstel Sekunde zum Einzug ins erhoffte Finale fehlte.

„Natürlich ärgert mich der Stolperer. Ohne ihn wäre das Finale möglich gewesen“, kommentierte Schulte. „Die Saisonbestleistung von 6,70 Sekunden war ein Ziel für unsere Hallensaison. Es zeigt mir, dass das Training anschlägt.“

Marvin Schulte (421, SC DHfK Leipzig), 60 Meter. Foto: Jan Kaefer
Marvin Schulte (421, SC DHfK Leipzig), 60 Meter. Foto: Jan Kaefer

Schnelle Fakten und ein Abschied

4 x 200 Meter Staffeln:
Der SC DHfK Leipzig war bei den Männern und den Frauen mit jeweils einer Staffel vertreten, beiden gelangen Bestzeiten. Das Quartett Joelina Miltschus, Victoria Giehler, Lilly Heilmann und Mia Besser kamen nach 1:38,32 Minuten ins Ziel. Das war in der Endabrechnung der 6. Platz. Die Männer stürmten mit Jonas Bernhagen, Bruno Boysen, Luis Krenzlin und Daniel Wintergoller in 1:28,77 Minuten auf den 12. Rang.

Die beiden 4 x 200 Meter-Staffeln des SC DHfK Leipzig mit: Mia Besser, Luis Krenzlin, Joelina Sophie Miltschus, Daniel Wintergoller, Victoria Giehler, Bruno Boysen, Lilly Heilmann, Jonas Bernhagen. Foto: Jan Kaefer
Die beiden 4 x 200 Meter-Staffeln des SC DHfK Leipzig mit Mia Besser, Luis Krenzlin, Joelina Sophie Miltschus, Daniel Wintergoller, Victoria Giehler, Bruno Boysen, Lilly Heilmann, Jonas Bernhagen. Foto: Jan Kaefer

400 Meter:
Rocco Martin (SG MoGoNo) hatte eine Woche vor den Titelkämpfen seine 400 Meter-Bestzeit auf 47,32 Sekunden herunterschrauben können. Eine ähnliche Zeit hätte ihn nun auch ins DM-Finale geführt. Doch das blieb dem 22-Jährigen diesmal verwehrt. Im Halbfinale am Samstag musste er sich nach 47, 61 Sekunden mit dem 8. Platz begnügen und verpasste damit den Einzug in den Endlauf.

Rocco Martin (426, SG Motor Gohlis-Nord Leipzig/ MoGoNo), 400 Meter. Foto: Jan Kaefer
Rocco Martin (426, SG Motor Gohlis-Nord Leipzig/ MoGoNo), 400 Meter. Foto: Jan Kaefer

800 Meter:
Mit Lisa Lankes war ein Neuzugang im SC DHfK-Trikot unterwegs. Die (fast) 20-jährige Ex-Regensburgerin lief bei ihrem Leipziger Meisterschaftsdebüt in 2:12,07 Minuten auf den 14. Platz. Das war die zweitschnellste 800 Meter-Zeit, die die Medizinstudentin bisher in der Halle gelaufen ist. Erst Anfang des Monats hatte sie in Erfurt mit 2:11,75 Minuten ihre aktuelle Bestleistung aufgestellt.

Lisa Lankes (417, SC DHfK Leipzig), 800 Meter. Foto: Jan Kaefer
Lisa Lankes (417, SC DHfK Leipzig), 800 Meter. Foto: Jan Kaefer

1.500 Meter:
Neben Robert Farken war auch dessen Teamkollege Rodion Beimler auf den 7,5 Runden unterwegs. Der 20-Jährige konnte bei seinem Erwachsenen-Debüt wertvolle Erfahrungen sammeln und kam mit 3:56,45 Minuten letztlich als 15. ein. Das war auch für ihn die bisher zweitbeste Hallen-Zeit.

Rodion Beimler (407, SC DHfK Leipzig), 1500 Meter. Foto: Jan Kaefer
Rodion Beimler (407, SC DHfK Leipzig), 1500 Meter. Foto: Jan Kaefer

3.000 Meter:
Hannah Stegenwallner (SC DHfK) läuft eigentlich am liebsten über Hindernisse, doch die waren bei der Hallen-DM nicht im Angebot. Ohne Hürden und Wassergraben wurde die 22-Jährige mit 9:35,18 Minuten Neunte.

David Storl sagt „Tschüß“:
Im Rahmen der Wettbewerbe im Kugelstoßen wurde am Freitagabend der zweimalige Weltmeister David Storl feierlich aus der aktiven Sportlerlaufbahn verabschiedet. Hier in der Arena Leipzig konnte er fünf seiner zahlreichen Hallen-DM-Titel gewinnen. Seit gut anderthalb Jahren hatte der inzwischen 33-Jährige bereits keine Wettkämpfe mehr bestritten. Vor wenigen Tagen gab er schließlich sein offizielles Karriereende bekannt. Sein Verein, der SC DHfK, ehrte ihn daher mit der Ehrennadel des Vereins in Gold.

Schriftzug DHM LEIPZIG 2024 auf der Anzeigetafel in der Arena Leipzig. Foto: Jan Kaefer
Schriftzug DHM LEIPZIG 2024 auf der Anzeigetafel in der Arena Leipzig. Foto: Jan Kaefer

Alle Ergebnisse der Leichtathletik-DHM 2024:
https://dateien.leichtathletik.de/…/Finale-Ergebnisliste.pdf

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