Die Jagd nach den guten Zeiten ist eröffnet. Während bereits am vergangenen Wochenende in Sindelfingen die U20-Jugendlichen ihre nationalen Titelkämpfe austrugen, blicken nun alle Leichtathletik-Fans gespannt nach Leipzig, wo am 26. und 27. Februar die Deutschen Hallenmeisterschaften stattfinden werden. Es ist seit 2003 bereits das zehnte Mal, dass die Arena Leipzig zum Schauplatz dieser Wettkämpfe wird. Und: Es wird eine stimmungsvolle Kulisse erwartet, denn unter 2Gplus-Regelung sind nun auch wieder Zuschauer zugelassen.
Drei Final-Teilnahmen in SindelfingenMit acht Athlet/-innen war Leipzig bei der Jugend-DM U20 im Sindelfinger Glaspalast vertreten. Mit der Medaillenvergabe hatten die jungen Sportler/-innen nichts zu tun, brachten es aber bei drei Final-Teilnahmen auf jeweils einen 5., 7. und 8. Platz. Louis Fuchs (SC DHfK) legte im Vorlauf über 400 Meter mit 49,40 Sekunden die sechstbeste Zeit des 18-köpfigen Starterfeldes auf die Bahn. Damit qualifizierte sich der 18-Jährige für das B-Finale, welches er mit einer noch schnelleren Zeit von 49,27 Sekunden gewinnen konnte. In der Endabrechnung bedeutete das den 5. Platz.
Nach zwei verletzungsreichen Jahren, aber mit einer nagelneuen persönlichen Bestzeit von 7,77 Sekunden über die 60 Meter-Strecke im Gepäck, durfte sich Sprinterin Michelle Rädler von der SG Motor Gohlis-Nord (MoGoNo) berechtigte Hoffnung auf die Fortsetzung ihres Aufwärtstrends machen. Doch dieses Unterfangen drohte zu scheitern, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. Denn am Anreisetag schlugen gleich zwei Corona-Schnelltests positiv an. Erst ein umgehend absolvierter PCR-Test stellte klar: Falscher Alarm! Die Reise nach Baden-Württemberg konnte also doch starten.
Doch schon am nächsten Vormittag rannte sich die 18-jährige Athletin den ganzen Anreisefrust von der Seele. Im Vorlauf über 60 Meter schraubte sie ihre Bestzeit auf 7,76 Sekunden herunter und drehte im Halbfinale noch weiter am Bestzeiten-Zeiger. Die dabei erzielten 7,62 Sekunden katapultierten sie ins Finale.
Mit ebenfalls starken 7,66 Sekunden erkämpfte Rädler am Ende einen vorher nicht zu erwartenden 7. Platz in der Gesamtwertung – immerhin waren 40 Läuferinnen an den Start gegangen.
Nervenflattern und Vorfreude auf die Hallen-DM
Eine von ihnen war auch Sprinterin Mariam Soumah vom SC DHfK. Mit soliden 7,75 Sekunden rannte die 18-Jährige sicher ins Halbfinale über 60 Meter. Dort allerdings spielten ihr die Nerven einen Streich, denn nach dem Start brach sie ihren Lauf ab, weil sie annahm, dass der Start zurückgeschossen würde. Wurde er aber nicht. Damit war der Traum vom Finale geplatzt.
„Die 60 Meter waren etwas enttäuschend für mich“, resümierte Soumah gegenüber der LZ. „Beim Halbfinale war eine ziemliche Unruhe am Start, davon hab ich mich einfach zu sehr ablenken lassen, und dann war es auch schon vorbei. Aber daraus kann ich ja nur lernen.“ Besser lief es für sie über 200 Meter. Dort führte sie ihre Vorlauf-Zeit von 24,84 Sekunden ins B-Finale, wo sie mit 25,04 Sekunden Vierte wurde und damit in der Endabrechnung auf dem 8. Platz einkam.
Das Sprint-Talent darf nun sogar bei der anstehenden Hallen-DM die Spikes schnüren. Die Norm für die 200 Meter (Sonntag, 12:35 Uhr) hatte sie schon in der Tasche, stand bisher aber noch auf der Nachrückerliste. Am Mittwoch kam schließlich das Okay. „In der Arena zu laufen ist natürlich eine Ehre für mich“, freut sich Mariam Soumah, „einfach nur, um die Atmosphäre mitzuerleben und neben den Großen auf der Bahn zu stehen.“
Robert Farken greift nach dem Titel
Am Start sind voraussichtlich sechs Leipziger Athleth/-innen. Roy Schmidt (SC DHfK) sprintet über die 60 Meter-Bahn (Halbfinale: Samstag, 16:35 Uhr; Finale: 18:40 Uhr) und Hannes Braunstein, ebenfalls vom SC DHfK, nimmt die 800 Meter in Angriff (Halbfinale: Samstag, 14:30 Uhr; Finale: Sonntag, 15:48 Uhr). Rocco Martin von der SG MoGoNo ist sowohl über 400 Meter (Halbfinale: Samstag, 15:33 Uhr; Finale: Sonntag, 14:29 Uhr) als auch über 800 Meter qualifiziert.
Da die beiden Wettkämpfe jeweils nur mit einem Abstand von rund anderthalb Stunden angesetzt sind, kann davon ausgegangen werden, dass Martin nur auf einer der Strecken zu sehen sein wird. Welche das sein wird, mochte sein Trainer Tasso Hanke der Leipziger Zeitung (LZ) noch nicht verraten: „Wir lassen es bis zum letzten Moment offen, wo er startet“. Über die Nachrückerliste wird es wohl auch Max Patrick Spitzer (SC DHfK) in den 200 Meter-Wettkampf schaffen (Sonntag, 13:15 Uhr).
Updates, 24.02.22: (1) Es werden wohl nur 4 Leipziger Athleth/-innen starten. (2) Roy Schmidt fällt wegen einer Corona-Infektion aus. (3) Rocco Martin läuft nur die 400 Meter. (4) Max Patrick Spitzer ist in der aktuellen Startliste nicht aufgeführt.
Mit großer Spannung wird der Auftritt von Robert Farken (SC DHfK) über die 1.500 Meter (Halbfinale: Samstag, 13:48 Uhr; Finale: Sonntag, 14:10 Uhr) erwartet. Unter freiem Himmel ist der 24-Jährige amtierender Deutscher Meister, unterm Hallendach stehen die Chancen auf diesen Titel aktuell bestens. Denn Farken ist in herausragender Form und läuft von Bestzeit zu Bestzeit.
Ein besonderes Ausrufezeichen setzte er vor wenigen Tagen beim Grand Prix in Birmingham. Denn seine Zeit von 3:35,44 Minuten bedeutete nicht nur persönliche Bestzeit und deutsche Jahresbestzeit, sondern es ist auch die zweitbeste Zeit, die ein Deutscher Athlet unterm Hallendach jemals gelaufen ist. Klar, dass am Wochenende der Anspruch ganz klar Gold ist.
Nicht ins Geschehen eingreifen wird hingegen David Storl (SC DHfK) als Titelverteidiger im Kugelstoßen. Der 31-Jährige hat komplett auf die Hallensaison verzichtet. Auch Sprinter Marvin Schulte (SC DHfK) musste passen, nachdem ihn eine kürzliche Corona-Quarantäne in der Vorbereitung ausgebremste. Der 23-Jährige hat daher die Hallensaison inzwischen abgebrochen.
Alle Infos und Livestream zur Hallen-DM:
www.leichtathletik.de/termine/top-events/hallen-dm-2022-leipzig
„Die Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathletik: Sechs Leipziger in der Arena auf der Jagd nach den guten Zeiten“ erschien erstmals am 25. Februar 2022 in der aktuellen Printausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG. Unsere Nummer 99 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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