Das Jahr 2021 ist für viele Spitzensportler/ -innen von besonderer Bedeutung, denn – so alles nach Plan läuft – werden am 23. Juli in Tokio (Japan) die Olympischen Spiele eröffnet. Zu den Leipziger Athlet/-innen, die sich Hoffnung auf eine Teilnahme machen dürfen, zählt auch Robert Farken vom SC DHfK Leipzig. Für den 23-Jährigen, der in den Jahren 2017, 2019 und 2020 jeweils Deutscher Hallenmeister über 800 Meter wurde, ist die Olympia-Qualifikation der große Traum.
Um diesen Traum Wirklichkeit werden lassen zu können, muss unterm Strich alles stimmen. Eine optimale Saisonvorbereitung ist dafür die Grundlage. Die sollte unter anderem jetzt im Januar im Trainingslager in Dubai (VAR) gelegt werden. Um den Flug dorthin antreten zu können, war ein negativer Coronatest erforderlich. Kein Problem, dachte sich Robert Farken, der sich körperlich völlig fit fühlte. Doch dann die Ernüchterung: Der Test war positiv – und somit fiel für den Leipziger das Trainingslager ins Wasser.„Ich hatte gar keine Symptome, keine Anzeichen“, war Farken von diesem Testergebnis sichtlich überrascht. „Aber es ist eine neue Krankheit und noch niemand weiß so richtig, wie der klassische Verlauf aussieht. Corona kann spurlos an einem vorbeigehen, da bin ich sicher nicht der Einzige, der das symptomfrei übersteht. Aber es kann im schlimmsten Fall eben auch Leben kosten. Von daher ist es mehr als ernst zu nehmen, und ich kann mich wirklich glücklich schätzen, keine Symptome gehabt zu haben.“
Im Leipziger Institut für angewandte Trainingswissenschaft (IAT) ließ Robert Farken daher Blutbilder anfertigen. „Dabei wurde festgestellt, dass es bei mir eine beginnende Infektion war. Ich war sehr gering infektiös, sodass ich auch niemanden aus meinem näheren Umfeld anstecken konnte. Ich habe dann gleich vorbildlich gehandelt und bin in Quarantäne gegangen. Auch diejenigen, zu denen ich Kontakt hatte, haben sich in Isolation begeben. So haben wir die zwei Wochen irgendwie durchgebracht. Im Endeffekt haben wir Glück gehabt, dass ich von meinen Eltern und Großeltern niemanden angesteckt habe.“
Während sein Trainingspartner Marc Reuther (startet für Eintracht Frankfurt) und Trainer Thomas Dreißigacker bei sommerlichen Temperaturen in Dubai trainieren, muss Robert Farken im winterlichen Leipzig alleine ran. „Aber das ist nicht das erste Mal und keine ungewohnte Situation für mich“, so der 23-Jährige. „Als Sportler habe ich ein gutes Körpergefühl und kann gut reflektieren, wie sich die Trainingseinheit angefühlt hat, wie meine Belastung ist, wie mein allgemeiner Belastungszustand ist.“
Mit seinem Coach steht er trotz der aktuell über 4.600 Kilometer Entfernung in täglichem Kontakt. „Wir telefonieren zweimal am Tag und schreiben miteinander. Dadurch ist trotzdem eine enge Betreuung gegeben und das Training kann auch aus Dubai gut gesteuert werden.“
„Zwei Wochen Quarantäne statt Trainingslager – das ist am Anfang des Jahres natürlich schon ein Dämpfer“, gesteht Farken im Interview mit der „Leipziger Zeitung (LZ)“. Sein Training musste komplett umgestellt werden und es ist ungewiss, wie gut der Läufer die ersten Wettkampfbelastungen wegsteckt. Der Verlauf seiner Hallensaison wird daher wohl relativ spontan entschieden. Der Einstieg in die Wettkämpfe ist jedenfalls erst einmal verschoben worden.
„Ursprünglich war geplant, dass ich am 29. Januar beim Indoor-Meeting in Karlsruhe einsteige. Aber das wäre nach der Coronainfektion zu knapp gewesen, weil ich bisher noch keine schnellen Sachen trainiert habe“, erklärt Farken, der nichts übers Knie brechen will. „Ich finde, wenn man sich einem internationalen Feld stellen möchte, sollte man auch eine gute Form haben – und aktuell weiß ich eben nicht, wie es damit aussieht. Wir wollen nicht riskieren, dass irgendwelche Sachen ausbrechen oder es vielleicht auch einfach ein schlechter Wettkampf wird, der mich mental herunterzieht. Deshalb haben wir auf Karlsruhe verzichtet.“
Das erste Mal ernst – zumindest drei Runden lang – wird es für ihn nun am 2. Februar beim Meeting in Erfurt. „Ich steige dort mit einer Belastungsprobe über 600 Meter Pacemaking (für Marc Reuther / d. Red.) ein, auch die sind bei dieser Geschwindigkeit nicht ohne. Danach schauen wir, wie sich das angefühlt hat und was dann noch für Wettkämpfe möglich sind. Es gibt davon ja einige, wie das Indoor-Meeting in Dortmund oder die Deutsche Hallenmeisterschaft. Es ist also nicht aller Tage Abend und wir werden sehen, was da noch auf uns zukommt.“
Beunruhigen oder gar von seinem Weg abbringen lässt sich der Leipziger Olympia-Kandidat von den unerwarteten Planänderungen nicht, denn Tokio ruft erst in einem halben Jahr. „Gerade in diesem Jahr liegt der Fokus besonders darauf, endlich mal eine richtig gute Sommersaison zu machen und nicht wie die letzten drei Jahre immer eine gute Hallensaison zu laufen und dann im Sommer irgendeine Verletzung zu haben. Wer weiß, vielleicht komme ich ja jetzt, wo die Hallensaison nicht so rund läuft, dafür gut durch den Sommer. Olympia ist das große Ziel – DANN musst du in Form sein und nicht im Februar.“
„Quarantäne statt Trainingslager in Dubai: Robert Farken wird durch überraschenden Corona-Befund ausgebremst“ erschien erstmals am 29. Januar 2021 in der aktuellen Printausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG. Unsere Nummer 87 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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