Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die mit dem Lockdown einhergehenden Einschränkungen bringen auch die Sportvereine zunehmend in Schwierigkeiten. Diese Entwicklung bekommen die Leichtathlet/-innen der SG Motor Gohlis-Nord (MoGoNo) ebenfalls zu spüren. So musste schweren Herzens das für den 6. Februar geplante große Schülersportfest in der Arena Leipzig abgesagt werden.
Außerdem hat ein Diebeszug im Stadion des Friedens einen fünfstelligen finanziellen Schaden angerichtet und bringt durch nun fehlendes oder beschädigtes Equipment weitere Probleme mit sich. Und schließlich wächst die Sorge, dass durch das aktuell zwangsläufig stark limitierte sportliche Angebot immer mehr Mitglieder den Verein verlassen könnten und somit durch fehlende Mitgliedsbeiträge auch die finanzielle Basis in Gefahr gerät. Die „Leipziger Zeitung (LZ)“ hat mit Tasso Hanke, dem Abteilungsleiter Leichtathletik bei der SG MoGoNo, über diese Herausforderungen gesprochen.Herr Hanke, das inzwischen bereits 19. Schülersportfest stand für Anfang Februar schon in den Startlöchern und muss nun aber ausfallen. Wie sah die Entwicklung bis zu dieser Absage aus und welche alternativen Möglichkeiten hätte es aus Ihrer Sicht möglicherweise gegeben?
Nach Auswertung der Restart19-Studie mit Tim Bendzko in der Arena, wäre es – Stand September 2020 – mit dem dort aufgestellten Hygienekonzept durchaus möglich gewesen, dass wir unsere Veranstaltung in der Größenordnung von 1.000 Teilnehmern hätten durchführen können. Es hätte allerdings trotzdem ohne Zuschauer stattfinden müssen, da alleine die Teilnehmerzahl die Kapazitäten der Halle ausgefüllt hätte. Aber mit unserem Livestream, der in den letzten Jahren sowieso schon immer lief, hätten wir die Interessierten immer live über die Wettkämpfe informieren können.
Spätestes am 14. Dezember 2020, als der harte Lockdown kam, war uns aber klar, dass die Veranstaltung in dieser Form nicht stattfinden kann. Und es war schnell klar, dass insgesamt für den Nachwuchsbereich nichts mehr stattfinden kann, weil sie seit 1. November keine Trainingsmöglichkeiten mehr hatten und es wenig Sinn ergibt, wenn die Kinder und Jugendlichen in einen Wettkampf starten würden, auf den sie nicht vorbereitet sind.
Daraufhin haben wir versucht, die Veranstaltung auf Einladungsbasis auf die Profi-Schiene zu heben. Denn es gab entsprechende Anfragen vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV), den Leipziger Bundestrainern und anderen. Die hatten ein echtes Interesse daran, hier in der Arena Leipzig etwas zu machen. Auf eine solche Veranstaltung war auch das Hygienekonzept ausgerichtet. Doch als sich die Situation weiter verschärfte, hatte mich Anfang des Jahres das Büro von Herrn Rosenthal gebeten, von der Veranstaltung in diesem Jahr ganz Abstand zu nehmen.
Sie sind mit dem MoGoNo-Schülersportfest eng verbunden, hatten in all den Jahren immer den „organisatorischen Hut“ auf – wie geht es Ihnen persönlich mit dieser Absage?
Natürlich ist es für mich eine Enttäuschung. Aber wir haben gerade eine besondere Zeit, die besondere Maßnahmen erfordert. Und wir werden natürlich alles tun, damit diese Pandemie hoffentlich bald zu Ende ist und wir mit unseren Sportlern – die bis auf wenige Ausnahmen momentan nicht trainieren dürfen – endlich wieder zu einem normalen Trainings- und Lebensrhythmus kommen und sie ihrem Hobby Leichtathletik nachgehen können.
Und dass sich die Kinder wieder mit ihren Freunden beim Training treffen können, und wieder das machen können, wofür sie sich irgendwann einmal entschieden haben, nämlich für diese schöne Sportart.
In Erfurt steht am 2. Februar ein sehr gut besetztes Hallenmeeting auf dem Programm. Mit Nadine Stricker (1.500 Meter) und Rocco Martin (800 Meter) greifen dann auch zwei Ihrer MoGoNo-Spitzenathlet/-innen erstmals in dieser Saison ins Geschehen ein. Was war in der Vorbereitung für beide möglich und auf welchem Leistungslevel sehen Sie sie momentan?
Die beiden haben aus der Situation das Bestmögliche gemacht. Rocco Martin absolviert gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Verein und hat damit als bezahlter Sportler auch mehr Trainingsmöglichkeiten. Nadine Stricker arbeitet in einem Architekturbüro, hat ihren Lebensinhalt aber auf den Sport umgestellt und nun trotz allem versucht, in Parks oder auf Nebenstraßen ihr Training so gut wie möglich durchzuziehen.
Die Grundlagen sind daher mehr als gut, aber es fehlen eben die für diesen Zeitpunkt üblichen zwei, drei absolvierten Wettkämpfe. Denn so wusstest du immer, an welcher Stelle noch ein bisschen nachjustiert werden muss und welche Dinge im Training vielleicht noch etwas weiter in den Vordergrund gestellt werden sollten. Deshalb wissen wir momentan nicht so richtig, wie wir bei schnellen und intensiven wettkampforientierten Läufen dastehen. Denn Erfurt ist für uns der erste Wettkampf seit langem.
Eigentlich wollten wir vorher auch wieder die Cross-Saison mitnehmen und standen für Pforzheim sogar schon in den Startlisten. Doch dann fiel die gesamte Veranstaltung aus. Ich hoffe sehr, dass die Deutsche Hallenmeisterschaft der Erwachsenen stattfinden kann. Denn vielleicht können sich unsere beiden Sportler auch dafür noch qualifizieren – obwohl die Normen fast utopisch sind.
(Udate: Aufgrund verschärfter Corona-Schutzmaßnahmen wurden u.a. die beiden MoGoNo-Sportler/-innen wieder vom Erfurter Indoor-Meeting ausgeladen)
Über die Weihnachtsfeiertage hatten sich Einbrecher im Gohliser Stadion des Friedens zu schaffen gemacht. Dabei ist auch jede Menge Technik verschwunden oder beschädigt worden, die für Leichtathletik-Veranstaltungen dringend benötigt wird. Um was genau handelt es sich dabei und wie hoch wird der finanzielle Schaden eingeschätzt?
Der Gesamtschaden für den Verein MoGoNo, die Abteilung Leichtathletik und den Leipziger Leichtathletik-Verband (LLV) beträgt etwa 20.000 bis 25.000 Euro. Das betraf Zeitmesstechnik vom LLV, Laptops, die transportable Beschallungsanlage, Funkantennen, Funkmikrofone, das Kamerastativ, Windmesser und sogar Startpistolen, die im Stahlschrank eingeschlossen waren. Auch ist meine Trainingszeitmessanlage verschwunden, die ich z. B. für Sichtungen an Schulen benötige. Alleine diese kostet um die 2.500 Euro.
Eine Kamera haben wir später im Gelände wiedergefunden, die hatten sie weggeworfen. Wir müssen die Kamera aber einschicken, denn sie muss geprüft und geeicht werden. Da wissen wir auch noch nicht, was finanziell auf uns zukommen wird – wir rechnen aber mit einem vierstelligen Betrag. Wir haben alles den Versicherungen gemeldet und müssen nun schauen, was davon übernommen wird.
Es stehen aber Ende April im LLV die ersten Wettkämpfe an, mit den 5.000- und 2.000-Meterläufen der Stadtrangliste. Auch Mehrkämpfe sind geplant. Aber ohne eine funktionstüchtige Zeitmessanlage hast du keine offiziellen Ranglisten-Ergebnisse, die du irgendwo einreichen kannst. Das wird noch schwierig. Selbst wenn wir uns dazu entscheiden, die Ausrüstung nachzukaufen, gibt es dort Wartezeiten von bis zu zehn Wochen – also aus heutiger Sicht Ende April, Anfang Mai.
Erfreulich war, dass uns befreundete Vereine sofort Hilfe angeboten haben – da gab es Rückmeldungen von der HSG Zittau bis hin zur LG Mittweida. Die würden uns ihre Zeitmessanlage und ihre Leute ausleihen, wenn sie selbst nicht gerade eigene Wettkämpfe haben.
Welche Wünsche oder Forderungen haben Sie als Leichtathletik-Abteilungsleiter denn in der aktuell schwierigen Situation?
Ich wünsche mir eigentlich nur, dass es zeitnah wieder möglich wird, dass wir uns mit unseren Sportlern nicht ausschließlich im Online-Training am Rechner beschäftigen müssen, sondern dass wir die Kinder hoffentlich bald wieder im Stadion vor Ort haben können.
Auch unsere Trainer sind momentan sehr wehmütig. Noch im letzten Jahr hatten wir aufgrund des ersten Lockdowns Anfragen über Anfragen und haben daher neue Gruppen der U5/U6 ins Leben gerufen, haben eine Bambini-Leichtathletikgruppe gebildet, die jetzt sogar auch einmal pro Woche mit ihrer Trainerin ein Online-Training absolviert. Aber das kann ja nicht die Zukunft sein.
Man kann nur hoffen, dass es sich bald normalisiert und wir wieder zu einem geregelten Sporttreiben kommen und dass uns vor allem auch die Mitglieder erhalten bleiben. Das ist momentan mein größter Wunsch. Denn langsam zeichnet sich die Tendenz ab, dass uns einige Vereinsmitglieder verlassen wollen, wenn weiterhin nicht abzusehen ist, wann es mit dem Sport weitergehen kann. Besonders gefreut habe ich mich daher auch über eine ehemalige MoGoNo-Athletin, die schon gar nicht mehr in Leipzig wohnt. Sie hat sich extra wieder im Verein angemeldet und sogar noch gespendet, um uns Unterstützung zu leisten. Das ist Wahnsinn.
Mehr Informationen:
https://mogono-leichtathletik.de
„Ich hoffe, dass uns die Mitglieder erhalten bleiben. – Interview mit MoGoNo-Abteilungsleiter Tasso Hanke zur aktuellen Situation“ erschien erstmals am 29. Januar 2021 in der aktuellen Printausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG. Unsere Nummer 87 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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