LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 83, seit 25. September im HandelDie Rahmenbedingungen waren alles andere als ideal. รber Monate hinweg hatte die Corona-Pandemie (nicht nur) den Sportbetrieb komplett lahmgelegt. Um so erstaunlicher, dass die Leipziger Speerwerferin Lea Wipper ausgerechnet in dieser sehr speziellen Saison zum groรen Leistungssprung ansetzte und dabei gleich mit drei Bestweiten aufwartete.
Auf ihrem Weg rรคumte die erst 18-jรคhrige SC DHfK-Athletin bei der Deutschen Meisterschaft der Aktiven in Braunschweig รผberraschend Bronze ab. Im Vorjahr โ bei ihrer ersten Teilnahme โ war sie noch auf dem letzten Platz des 10-kรถpfigen Teilnehmerfeldes gelandet.
Damit fuhr Wipper Anfang September als klare Favoritin zur U20-DM nach Heilbronn. Und sie zog ihr Ding durch. Mit รผber sieben Metern Vorsprung auf die Zweitplatzierte hielt sich die in Magdeburg trainierende Sportlerin schadlos. Jeder ihrer fรผnf gรผltigen Versuche hรคtte an diesem Tag fรผr Gold gereicht. Ihre aktuelle Bestweite steht nun bei 57,03 Metern.
Das katapultierte sie auf Platz 5 der diesjรคhrigen deutschen Bestenliste. Und die Fachwelt stellt sich nun vor allem eine Frage: Wann knackt Lea Wipper die 60-Meter-Schallmauer? Wie sie mit diesem Druck umgeht und wie sie die ungewรถhnliche Saison erlebt hat, verrรคt die junge Speerwerferin im Interview mit der LEIPZIGER ZEITUNG (LZ).
Lea, die Corona-Pandemie hat in diesem Jahr auch den Leichtathletik-Wettkampfplan durcheinandergewirbelt. Wie hast du diese Zeit erlebt, und wie hast du dich sportlich darauf eingestellt? Welche Vor- bzw. Nachteile brachte die Situation fรผr dich?
Aufgrund von Corona konnte ich fast zwei Monate ausschlieรlich zu Hause trainieren, wo ich natรผrlich nicht die Mรถglichkeiten hatte, die ich auf dem Sportplatz gehabt hรคtte und konnte dementsprechend nur eingeschrรคnkt trainieren.
Auch den Wettkampfplan hat Corona sehr beeinflusst, viele Wettkรคmpfe wurden verschoben und andere auch abgesagt โ zum Beispiel die U20-WM in Kenia, was mich ziemlich traurig gemacht hat, da dies mein diesjรคhriges Saisonziel bzw. der Saisonhรถhepunkt gewesen wรคre. Trotzdem habe ich mich nach einem kurzen Motivationstief dann dazu entschlossen, einfach das Beste aus dieser Saison zu machen.
Als die Saison dann doch starten konnte, hast du beeindruckend abgeliefert. Wie viele Wettkรคmpfe hast du bestreiten kรถnnen, und wie war dabei die Chronologie deiner neuen persรถnlichen Bestleistungen (PB)?
Ich bin in Potsdam mit 55 Metern und somit neuer persรถnlicher Bestleistung eingestiegen und konnte mich kurz darauf in Halle auf 56,50 Meter steigern. Danach habe ich in Wetzlar 55,74 Meter und bei der Deutschen Meisterschaft in Braunschweig 55,72 Meter geworfen. Zwei Wochen spรคter folgte dann in Thum meine neue PB mit 57,03 Metern und zum Abschluss der Saison noch einmal 55,87 Meter.
Hรถhepunkte dieser Saison dรผrften gewiss die DM in Braunschweig sowie die U20-DM in Heilbronn gewesen sein. Nimm uns noch mal mit dorthin, wie sind diese beiden Meisterschaften fรผr dich verlaufen? Welche besonderen Erinnerungen hast du daran?
Vor der DM der Erwachsenen war ich sehr aufgeregt und gespannt, wie es wohl laufen wird โ und auch wie der Ablauf sein wird, da durch die Corona-Regeln ja alles ganz neu war. Dass ich dort den 3. Platz schaffen kรถnnte, hรคtte ich niemals gedacht, und dementsprechend groร war natรผrlich auch die Freude. Bei der U20-DM war die Aufregung dann auch wieder recht groร, und ich war sehr froh, dass ich der Favoritenrolle gerecht werden konnte.
Da dies mein erster Deutscher Meistertitel war, war ich natรผrlich sehr glรผcklich, und auch mit der Weite zum Ende einer so langen und komplizierten Saison, war ich sehr zufrieden. Ein bisschen schade ist natรผrlich, dass beide Male die Zuschauerbรคnke fast komplett leer waren und auch eine Siegerehrung nicht stattfinden konnte. Aber das ist nun mal in Zeiten von Corona nicht anders mรถglich.
Deine starken Weiten, in Verbindung mit deinem jugendlichen Alter, fรผhren hier und da bereits zu Vergleichen mit den ganz groรen der deutschen Speerwurfszene. Und es tauchen Spekulationen auf, wann du wohl die magischen 60 Meter knacken wirst. Wie nimmst du solche รuรerungen wahr, und inwiefern entsteht dadurch fรผr dich ein Leistungsdruck?
In den letzten Wochen habe ich sehr oft gehรถrt: โWann fallen die 60 Meter?โ Aber davon lasse ich mich nicht unter Druck setzen. Ich werde diesen Winter wieder fleiรig trainieren, und vielleicht klappt es ja nรคchstes Jahr. Doch wenn nicht, dann ist das auch kein Ding, denn ich bin noch recht jung und habe noch ein paar Jahre Zeit, in diese Regionen zu werfen.
Die neue โLeipziger Zeitungโ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir
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