LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 80, seit 26. Juni im HandelBereits vor einem halben Jahr hatten wir das Langstreckentalent Paulina Kayßer als Neuzugang des SC DHfK Leipzig vorgestellt (siehe LZ 74/ Dezember 2019). Die inzwischen 20-jährige Leichtathletin, die 2019 bei der U20-EM in Schweden einen spektakulären 5. Platz über 5.000 Meter erkämpfte, befand sich allerdings schon damals in einer verletzungsbedingten Zwangspause. Ihr Knie bereitete der gebürtigen Norddeutschen nicht nur dauerhafte Schmerzen, sondern zunehmend auch Kopfzerbrechen. Denn statt der erhofften Heilung kehrten die Schmerzen immer und immer wieder zurück.
Neben dem Alternativtraining, das vor allem aus Crosstrainer und Ergometer bestand, versuchte es Kayßer zu Beginn des Jahres hin und wieder mit einfachen Läufen auf dem Rasen. Doch das ging nicht lange gut und die Schmerzen waren wieder da. Sogar das Intervalltraining auf dem Ergometer bereitete ihr nun Knieschmerzen. Blieb letztlich also nur noch der Crosstrainer. Die Laufversuche wurden bis auf Weiteres ausgesetzt. Doch dann tauchte plötzlich ein ganz neuer Player im Rehabilitationsplan auf: Die Coronakrise.
„Wegen der Coronakrise bin ich nach Hause in den Norden gefahren und habe dort weiter alternativ trainiert, hauptsächlich auf dem Rad. Und komischerweise ging Rennrad viel besser als Ergometer, was wohl an der Sitzposition lag. Auch das Laufen hat plötzlich gut geklappt, und ich dachte schon, dass die Schmerzen – wie durch ein Wunder – weg sind“, so Kayßer. Doch Wunder sind bekanntlich nicht so einfach zu bekommen, und so brachte letztlich doch die Medizin den Hoffnungsschimmer wieder zum Funkeln.
Die Trainer der jungen Läuferin hatten einen Arzt in Hanau (Hessen) darum gebeten, die alten MRT-Aufnahmen vom September 2019 noch mal einer fachkundigen Untersuchung zu unterziehen. Damals hatten diese keine wirklichen Erkenntnisse gebracht. Doch der Hanauer Dr. Lichtenthal vermutete das sogenannte Plicasyndrom und schickte Kayßer zu einem Arzt in ihrer Wohnnähe. Dieser machte ein neues MRT und bestätigte den Verdacht des DLV-Arztes Lichtenthal. Damit war klar: Die Plica muss raus!
„Die Plica ist eine Schleimhautfalte im Knie, die sich eigentlich während des Heranwachsens zurückbildet, aber eben nicht bei jedem Menschen. Viele haben sogar noch eine, merken aber davon nichts. Sie kann auch größer oder kleiner ausfallen und je nachdem, bereitet sie auch dementsprechend Probleme. Durch Bewegungsabläufe, in meinem Fall offensichtlich intensives Lauftraining, wird sie gereizt, klemmt sich in der Gelenkspalte ein und kann an Knorpeln scheuern bzw. reiben“, erklärt Kayßer.
Vor vier Wochen wurde das Corpus Delicti daher operativ entfernt. „Meinem Knie geht es inzwischen auch schon wieder ziemlich gut, es muss jetzt nur noch etwas ausheilen. Das dauert natürlich ein bisschen. Dazu kommt, dass auch die Muskulatur wieder aufgebaut werden muss, um das Knie zu stabilisieren. Es ist ein Prozess, der durch viel Physio, Reha und zusätzliches Aufbautraining jetzt hoffentlich wieder gut wird“, ist Paulina Kayßer optimistisch. „Inzwischen mache ich schon wieder recht viel Athletiktraining und kann auch wieder aufs Ergometer steigen. Ich denke, es ist jetzt das letzte Stück zum wieder Laufen können. Ich muss jetzt noch einmal geduldig sein, und dann kann es hoffentlich bald wieder losgehen.“ Die LZ drückt alle Daumen.
Machtgefälle im Kopf. Die neue “Leipziger Zeitung” Nr. 80 ist da: Was zählt …
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