LEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 78, seit 24. April im HandelDarauf hatten sich viele Sportler gefreut: 18 Jahre nach Eröffnung der Arena Leipzig sollte die beliebte blaue Leichtathletik-Bahn komplett erneuert werden. Unter anderem neun Deutsche Leichtathletik-Hallenmeisterschaften wurden auf diesem Belag im Laufe der Jahre ausgetragen. In den kommenden Monaten sollte deshalb zunächst die 200-Meter-Rundlaufbahn saniert werden, und im Sommer nächsten Jahres wäre dann das Infield an der Reihe gewesen. Die Verwendung der Worte „sollte“ und „wäre“ deuten jedoch an, dass daraus vorerst nichts wird.
„Die angedachte Sanierung der Rundlaufbahn liegt zunächst auf Eis. Denn es ist uns ein ungeplanter und nicht planbarer Sachverhalt in die Quere gekommen“, so Kerstin Kirmes, die Leiterin des Leipziger Sportamtes, gegenüber der LEIPZIGER ZEITUNG (LZ). Und nein, ausnahmsweise handelt es sich bei diesem Sachverhalt einmal nicht um die momentan allgegenwärtige Coronakrise, sondern um einen technischen Defekt. Überraschend war bereits im späten November 2018 die elektroakustische Anlage (ELA) ausgefallen. „Die akustische Ansage funktionierte nicht mehr in jedem vorgeschriebenen Bereich. Deren reibungsloses und zuverlässiges Funktionieren ist aber Voraussetzung für ein Alarmierungssystem im Notfall und damit für den Betrieb der Veranstaltungsstätte insgesamt“, erklärt Kirmes.
„Die Technik stammt noch aus dem Eröffnungsjahr 2002. Eine Reparatur war nicht mehr möglich, da die damals verbauten Produkte auf dem Markt kaum noch angeboten werden und deren Herstellung ausklingt. Die Beschallung ist das eine, sie hängt aber in einem funktionalen Zusammenhang mit anderer Betriebstechnik, die es damit insgesamt zu modernisieren galt und gilt: Planen neuer Trassen für Leitungen, sehr materialaufwendige, komplett neue Verkabelung, neue Lautsprecherverortung und Lautsprechertechnik und Einbindung der neuen Technik ans Betriebssystem.“ Kurz zusammengefasst: Es ist kompliziert. Und teuer.
„Die (ungeplante) ELA-Modernisierung kostet insgesamt rund 850.000 Euro, die Deckung erfolgte zum großen Teil aus dem Haushaltsansatz Erneuerung Arena-Sportböden. Insofern steht dieser Haushaltsansatz im laufenden Haushalt nicht mehr zur Verfügung“, verkündet die Amtsleiterin die bittere Wahrheit. Immerhin hatten 400.000 Euro städtischer Eigenanteil für den neuen Leichtathletik-Belag bereitgestanden. Die sind nun erst mal weg. Denn, so Kerstin Kirmes: „Grundsätzliche Betriebssicherheit geht logischerweise vor sporttechnologischer Verbesserung.“
Ob sich die finanziellen Mittel für die blaue Bahn im kommenden Doppelhaushalt wiederfinden werden, ist ungewiss. „Bitte haben Sie Verständnis, dass derzeit keinerlei Aussagen zum städtischen Doppelhaushalt 2021/22 getroffen werden können. Die pandemiebedingten Einnahmeausfälle bzw. ungeplanten Mehraufwendungen für den kommunalen Haushalt sind noch nicht überschaubar. Ich gehe davon aus, dass alles Notwendige wie Wünschenswerte einer erneuten kritischen Planung unterliegen muss. Das wird nicht nur den Sportbereich betreffen und bedarf einer gesamtstädtischen Übersicht und Entscheidungsfindung“, sagt die Sportamtsleiterin.
Etwas Positives gab es allerdings auch zu verkünden: „Der erste Bauabschnitt ELA wurde im Sommer 2019 realisiert; der zweite läuft aktuell und soll Ende August 2020 abgeschlossen sein. Obwohl die zweite Etappe erst im Sommer starten sollte, konnten durch das coronabedingte Veranstaltungsverbot nun erste Vorarbeiten im zweiten Bauabschnitt vorgezogen werden. Das entspannt den ursprünglichen, sehr ambitionierten Zeitplan etwas.“ Bei regulärem Veranstaltungsbetrieb wäre eben diese Zeitplanung ein besonders heikles Thema gewesen. „Von der zeitlichen Eintaktung her war und ist die Erneuerung der ELA eine Riesenherausforderung. Denn es lagen bereits Verträge zu Veranstaltungen vor, die zu beachten waren. Es mussten veranstaltungsfreie Baufenster gemeinsam mit der ZSL GmbH überplant werden, in denen die Erneuerung in zwei Baufenstern so umsetzbar wurde, dass bei bereits gebundenen Veranstaltungen dennoch die Sicherheit gewährleistet werden konnte – durch interimistische technische Überbrückung des Alarmierungssystems bis zur dauerhaften Lösung. Die wird Ende Sommer 2020 vorliegen.“
Die Sicherheit wird in der Leipziger Arena also bald wieder komplett hergestellt sein. Doch für die Leichtathleten bleibt zunächst nur die Hoffnung, dass der blaue Belag noch ein paar Jahre durchhält.
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 78: Wie Corona auch das Leben der Leipziger verändert hat
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