Die 13.500 Zuschauer im Auestadion zu Kassel erlebten neben vielen spannenden Wettkämpfen am Samstag auch zwei Titelverteidiger aus Leipzig. Hürdensprinterin Cindy Roleder und Kugelstoßer David Storl wiederholten ihre Erfolge aus dem Vorjahr. Gold zum Greifen nah hatte auch Hürdensprinter Alexander John, der durch einen technischen Fehler auf den letzten Metern ins Straucheln geriet und mit Bronze zufrieden sein musste. Silber durfte sich über 100 Meter Robert Hering umhängen lassen.

100 Meter Hürden: Cindy Roleder verteidigt Titel mit starkem Endspurt
Cindy Roleder (DHfK), GOLD in 12,86 sek. (Vorlauf: 13,11 sek.)

Cindy Roleder ging als Titelverteidigerin in den Hürden-Wettkampf. Wegen einer Verletzung war im vergangenen Jahr ihre stärkste Konkurrentin Nadine Hildebrand (Sindelfingen) nicht mit am Start gewesen. Diese meldete sich in dieser Saison wieder zurück und brachte bisher eindrucksvolle Zeiten auf die Resultatslisten. Mit 13,08 Sekunden war Hildebrand jetzt auch im Vorlauf die Schnellste. Roleder folgte mit 13,11 Sekunden knapp dahinter, hatte allerdings auch gegen 2,3 m/s Gegenwind anzukämpfen.

“Ich bin froh, dass die Bedingungen im Finale besser waren als im Vorlauf und der Wind etwas nachgelassen hatte. Nach dem Fehlstart (der Chemnitzerin Franziska Hofmann/ Anm. d. Autors) war es aber ein bisschen schwierig, denn es war gar keiner mehr neben mir. Ich konnte das aber gut ausblenden, und die 12,86 sind auch eine super Zeit”, zeigte sich die 26-Jährige zufrieden. “Ich habe jetzt mein Olympiaticket sicher, das war mir heute wichtig. Ich wollte Deutsche Meisterin werden – es war ein super Tag”.

Kugelstoßen: David Storl erneut Meister, doch der Spaß fehlte
David Storl (DHfK), GOLD mit 20,75 Metern

Mit sich nicht zufrieden und trotzdem erneut Deutscher Meister im Kugelstoßen: David Storl (SC DHfK Leipzig). Foto: Jan Kaefer
Mit sich nicht zufrieden und trotzdem erneut Deutscher Meister im Kugelstoßen: David Storl (SC DHfK Leipzig). Foto: Jan Kaefer

Die Titelverteidigung von David Storl schien eigentlich nur eine Formalie. Doch mit Tobias Dahm (Sindelfingen) hatte der Leipziger einen stark auftrumpfenden Kontrahenten. Schon im ersten Durchgang setzte dieser mit einer Weite von 20,38m ein Ausrufezeichen und verwies Storl (20,28m) zunächst auf den zweiten Platz. Doch im Gegensatz zum zweifachen Weltmeister konnte sich Dahm im Wettkampfverlauf nicht mehr steigern. Storl hingegen rückte im zweiten Versuch die Verhältnisse mit 20,75m wieder gerade und sicherte sich damit seinen sechsten DM-Titel in Folge.

In Jubelarien brach der 25-Jährige allerdings nicht aus: “Zurzeit ist es schwierig. Ich komme überhaupt nicht in Wettkampfstimmung, weil es einfach keinen Spaß macht, wenn du die Technik so schlecht umsetzen kannst aus dem Training”, haderte er mit sich selbst. “Das Wichtigste ist nun, Ruhe zu bewahren und weiter konzentriert zu arbeiten”.

100 Meter: Silber-Lauf für Robert Hering
Robert Hering (DHfK), SILBER in 10,48 sek. (VL: 10,49 sek./ ZL: 10,49 sek.)
Roy Schmidt (DHfK), 5. Platz in 10,61 sek. (VL: 10,53 sek./ ZL: 10,59 sek.)

Silber ersprintete sich über 100m Robert Hering (SC DHfK Leipzig). Foto: Jan Kaefer
Silber ersprintete sich über 100m Robert Hering (SC DHfK Leipzig). Foto: Jan Kaefer

Nach der Bronze-Medaille vom Vorjahr nutzte Robert Hering in Kassel die Abwesenheit der Mitbewerber Lucas Jakubczyk (Berlin) und Aleixo Platini Menga (Leverkusen) dazu, seiner Trophäensammlung eine silberne Plakette hinzuzufügen. Nur einer war wieder nicht zu schlagen: Julian Reus (Wattenscheid). “Dass Julian zurzeit nicht schlagbar ist, war wohl allen klar. Mein Ziel war es, wieder auf das Podium zu laufen. Dass es mit dem 2. Platz geklappt hat, hat mich sehr gefreut. Die Zeiten sind zwar nicht so die Welt, aber wir hatten viel Gegenwind”.

Der neuerliche Lorbeer lässt den Traum von Rio für den Leipziger wieder ein Stückchen realer werden: “Damit habe ich wichtige Punkte für die Olympiastaffel geholt und hoffe, dass ich meine Position ein bisschen gefestigt habe. Ich habe meine Chance genutzt und hoffe, das wird berücksichtigt”, so der 26-Jährige, der am Sonntag auf seiner Spezialstrecke 200 Meter erneut nach Edelmetall greifen möchte. Sein Rezept: “Einfach laufen und das Beste geben, das ist das Wichtigste”.

110 Meter Hürden: Zielsturz bringt Alexander John um verdienten Titel
Alexander John (DHfK), BRONZE in 13,48 sek. (Vorlauf: 13,52 sek.)
Maximilian Bayer (DHfK), 4. Platz in 13,61 sek. (Vorlauf: 13,63 sek.)
Erik Balnuweit (DHfK), 5. Platz in 13,63 sek. (Vorlauf: 13,69 sek.)

Das Drama an der letzten Hürde: Alexander John (li./ SC DHfK Leipzig) bleibt mit dem Fuß hängen, und muss die Kontrahenten Traber (mi./ Stuttgart) und Bühler (re./ Weinheim) ziehen lassen. Foto: Jan Kaefer
Das Drama an der letzten Hürde: Alexander John (li./ SC DHfK Leipzig) bleibt mit dem Fuß hängen, und muss die Kontrahenten Traber (mi./ Stuttgart) und Bühler (re./ Weinheim) ziehen lassen. Foto: Jan Kaefer

“Ich habe den Titel an der zehnten Hürde verschenkt”, ging Alexander John nach dem Finale mit sich selbst hart ins Gericht. “Wer so ein Ding aus der Hand gibt, ist selber schuld. Ich muss das Rennen schon zu Ende laufen, um zu gewinnen, denn das geht nicht nur bis zur neunten Hürden”.

Bis kurz vor dem Ziel hatte der Jahresschnellste vorn gelegen, blieb dann aber mit dem rechten Fuß an der letzten Hürde hängen und strauchelte ins Ziel. Per spektakulär anzusehendem Salto verhinderte der 30-Jährige mögliche Sturzverletzungen. Gregor Traber (Stuttgart) und Dauer-Meister Matthias Bühler (Weinheim) nutzten diese Gelegenheit um vorbeizuziehen.

Seine Leipziger Vereinskollegen Maximilian Bayer (4. Platz) und Erik Balnuweit (5. Platz) kamen direkt hinter John ins Ziel und gingen damit sowohl im Kampf um die Medaillen als auch um die Olympianorm leer aus.

1.500 Meter VL: Astrid Hartenstein mit neuer Bestzeit souverän im Finale
Astrid Hartenstein (DHfK), Vorlauf: 4:20,16 min. (Persönliche Bestzeit)

Astrid Hartenstein (SC DHfK Leipzig) durfte sich sowohl über den Einzug ins Finale über 1.500m freuen, als auch über eine neue persönliche Bestzeit. Foto: Jan Kaefer
Astrid Hartenstein (SC DHfK Leipzig) durfte sich sowohl über den Einzug ins Finale über 1.500m freuen, als auch über eine neue persönliche Bestzeit. Foto: Jan Kaefer

Im Vorlauf über 1.500m hatte sich Astrid Hartenstein unter anderem mit Shooting-Star Konstanze Klosterhalfen (Leverkusen) auseinanderzusetzen. Diese war erwartungsgemäß klar die Schnellste im Feld, doch dahinter drängelten sich förmlich die Bewerberinnen für das Finale am Sonntag. “Es war ein recht enges Feld”, bestätigte Hartenstein im L-IZ-Interview. “Ich wusste, dass es hart werden wird und ich alles geben muss. Natürlich habe ich darauf gehofft, dass es klappt, denn bisher hat es jedes Jahr geklappt”.

Am Ende des Tages hatte sie die fünftbeste Vorlaufzeit in der Tasche und konnte zufrieden sein. “Es lief ganz gut. Ich habe versucht, so lange wie möglich in der Spitze dabei zu sein. Von der Renntaktik her war es so, wie ich es mir vorgestellt habe, auch ein Endspurt war noch drin”.

Am liebsten würde die 28-Jährige ihre frisch aufgestellte persönliche Bestzeit im Endlauf noch weiter nach unten frisieren: “Ich denke, es wird ein schnelles Rennen, wenn die Mädels versuchen, die Norm zu laufen. Von daher wird es nicht so das Ziel sein, auf Platzierung zu laufen, aber vielleicht klappt es ja nochmal mit einer neuen Bestzeit”.

800 Meter VL: Josefine Röhner – Dabei sein war alles
Josefine Röhner (MoGoNo), 16. Platz in 2:09,73 min. (im VL ausgeschieden)

Die Platzierung war letztlich zweitrangig - für Josefine Röhner (SG MoGoNo Leipzig) war es ein schöner Erfolg, sich überhaupt für die DM qualifiziert zu haben. Foto: Jan Kaefer
Die Platzierung war letztlich zweitrangig – für Josefine Röhner (SG MoGoNo Leipzig) war es ein schöner Erfolg, sich überhaupt für die DM qualifiziert zu haben. Foto: Jan Kaefer

Lange hatte die 20-jährige Gohliserin darum zittern müssen, überhaupt bei der Deutschen Meisterschaft starten zu können. Doch sie hat bis zum Schluss nie aufgegeben: “Ich bin vier Rennen lang der Norm hinterher gelaufen, erst im letzten Wettkampf in Regensburg hatte es endlich geklappt”. Von daher sieht sie ihre Startberechtigung in Kassel als den eigentlichen Saisonerfolg.

“Ich wollte mich hier nicht blamieren, sondern einfach mitlaufen, Spaß haben und schauen, ob es wieder eine 2:09 min. wird oder vielleicht auch ein bisschen schneller”. Diese eigene Zielvorgabe konnte Röhner im Vorlauf erfüllen und legte mit 2:09,73 min. ein solides Rennen auf die Bahn. “Die letzten 50 Meter waren Mist, aber bis dahin war es super. Zuletzt kamen noch Drei an mir vorbei, das war ein bisschen schade”.

4×400 Meter U20: MoGoNo-Jungs mit Saisonbestzeit
SG Motor Gohlis-Nord, 16. Platz in 3:26,05 min. (im VL ausgeschieden)

Die 4x400m-Staffel der SG MoGoNo: Eric Engelhardt gibt den Staffelstab weiter. Foto: Jan Kaefer
Die 4x400m-Staffel der SG MoGoNo: Eric Engelhardt gibt den Staffelstab weiter. Foto: Jan Kaefer

In der Besetzung Eric Engelhardt, Jan Lucas Häusler, Constantin König und Fabian Netscher hatte sich die U20-Staffel der SG MoGoNo mit 19 konkurrierenden Teams  auseinanderzusetzen. Mit eigener Saisonbestzeit verwiesen die vier Leipziger in ihrem Vorlauf den SV Werder Bremen auf den letzten Platz und kamen mit ihrer Zeit von 3:26,05 min. in der Endabrechnung auf Rang 16 ein.

Alle Ergebnisse der Leichtathletik-DM 2016:
http://static.sportresult.com/federations/iaaf/liveResults/…

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