Blitzschnell ging es am Samstag bei der Deutschen Meisterschaft im Ulmer Donaustadion zu. Trotz anfänglicher Regenschauer erwies sich die Rundbahn mehrfach als bestzeittauglich. Der größte Coup gelang dabei 100m-Sprinter Julian Reus (Wattenscheid), der mit 10,05 Sekunden Deutschen Rekord lief. Die Leipzigerin Cindy Roleder verbesserte ihre Hürden-Bestzeit auf 12,80 Sekunden und holte sich damit die Silbermedaille.

100m Hürden, Frauen:
Cindy Roleder (LAZ), SILBER in 12,80 sek. > PB (Vorlauf: 12,84 sek.)

Die einzige Leipziger Medaille des Tages geht auf das Konto von Cindy Roleder. Schon im Vorlauf überraschte sie sich selbst mit neuer persönlicher Bestleistung von 12,84 Sekunden. Im Finale ging dann richtig die Post ab. Gleich vier Läuferinnen unterboten die magische 13-Sekunden-Marke. Während Roleder mit 12,80 Sekunden einen neuen Meilenstein für sich setzte, stellte Meisterin Nadine Hildebrand (Sindelfingen) in 12,71 Sekunden sogar den Meetingrekord von Carolin Nytra (2010) ein. Mit Franziska Hofmann (Chemnitz) und ihrer neuen Bestzeit von 12,87 Sekunden gehörte eine weitere sächsische Athletin zum Turbo-Quartett der Stunde.

“Krass! Vier Leute unter 13 Sekunden, das gab bei einer Deutschen Meisterschaft noch nie. Man sieht, das Niveau ist sehr hoch.”, war Cindy Roleder nach dem Finale noch völlig von den Socken. Die eigentlich inzwischen auf den Mehrkampf spezialisierte Leipzigerin hatte auf große Zielstellungen weitestgehend verzichtet. Wichtig war ihr, das Finale zu erreichen, um dann auf einer schönen mittleren Bahn unbeschwert loslegen zu können. “Wenn ich eine gute Bahn erwische ist einiges möglich. Ich gebe Vollgas, schmeiße mich ins Ziel und gucke was rauskommt.”, so der Matchplan der 24-Jährigen.
100 Meter, Männer:
Roy Schmidt (LAZ), 8. Platz in 10,26 sek. > Wind +2,2 m/s (Vorlauf: 10,45 sek./ Zwischenlauf: 10,34 sek.)
Robert Hering (LAZ), auf Start im Zwischenlauf verzichtet (Vorlauf: 10, 44 sek.)

Im 100m-Wettbewerb der Männer war der Paukenschlag sogar noch ein paar Dezibel lauter. Der Wattenscheider Julia Reus stellte bereits im Zwischenlauf mit 10,05 Sekunden einen neuen Deutschen Rekord auf. Nahezu 29 Jahre lang hatte die alte Bestmarke Bestand gehabt, die DDR-Athlet Frank Emmelmann 1984 mit 10,06 Sekunden aufgestellt hatte. Im Finale stoppte die Uhr für Meister Reus – sowie den zeitgleichen Berliner Lucas Jakubczyk – sogar schon bei 10,01 Sekunden, doch der zu starke Rückenwind von 2,2 Meter pro Sekunde pustete die neuerlichen Rekordträume hinweg.

Gern hätte sich auch LAZ-Sprinter Martin Keller in diesen Temporausch begeben. Doch der 27-Jährige, der als erster Deutscher die Neun vor dem Komma erreichen will, konnte die Titelkämpfe nur im Fernsehen verfolgen. Eine seit Wochen schmerzende Achillessehne zwang ihn dazu, die Reise nach Ulm gar nicht erst anzutreten. Ärgerlich: Auch auf die EM in Zürich muss Martin Keller nun verzichten.
Mit Robert Hering und Roy Schmidt vertraten dennoch zwei Leipziger die Farben des LAZ. Während Hering nur den Vorlauf mitnahm und im Hinblick auf seine sonntägliche 200m-Spezialstrecke den Zwischenlauf sausen ließ, hatte Schmidt das klare Ziel der Finalteilnahme. Während des Wettkampftages musste der 22-Jährige allerdings eine emotionale Achterbahnfahrt verkraften.

Denn nach dem Zwischenlauf wähnte er sich als Neuntplatzierter bereits vorzeitig ausgeschieden – und das mit einer ordentlichen Zeit von 10,34 Sekunden. “Dass man mit 10,34 nicht ins deutsche Finale gekommen ist, gab es glaube noch nie. Ich bin gerade ein bisschen aufgewühlt.”, gestand er im L-IZ-Interview. Doch die Enttäuschung legte sich schnell, denn es stellte sich heraus, dass er gar nicht Neunt- sondern tatsächlich Achtschnellster gewesen war – das Finale war gerettet!

Dort legte er – leider mit zu viel Rückenwind – eine 10,26 auf die Bahn, was trotzdem nur für den 8. Rang reichte. Der Abstand zu Bronze betrug allerdings lediglich 0,06 Sekunden. Es ging im Feld also sehr eng zu. “Natürlich hätte ich mir gewünscht, wenigstens Siebenter zu werden, denn Letzter sieht immer blöd aus. Aber 10,26 Sekunden können sich das trotzdem sehen lassen, auch wenn zu viel Wind war.”, zeigte sich Schmidt am Ende des Tages versöhnlich. “Ich bin zufrieden, habe mich gut gesteigert und weiß, wo meine Baustellen sind. Die letzten 30 Meter muss ich noch weiter üben.”
110m Hürden, Männer:
Alexander John (LAZ), 5. Platz in 13,61 sek. > Wind +3,4 m/s (Vorlauf: 13,70 sek.)
Maximilian Bayer (LAZ), 6. Platz in 13,63 sek. > Wind +3,4 m/s (Vorlauf: 13,81 sek. > PB)

Leipziger Medaillenerwartungen bringen regelmäßig auch die 110m Hürden mit sich. Doch der sicherste LAZ-Treppchenkandidat Erik Balnuweit sagte wegen Problemen im Mittelfuß seinen Start kurzfristig ab. Dies war aber eine reine Vorsichtsmaßnahme des in diesem Jahr zweitschnellsten Deutschen, um seine EM-Teilnahme in Zürich nicht im letzten Moment noch in Gefahr zu bringen.

Mit Alexander John und Maximilian Bayer schafften es seine beiden LAZ-Kollegen in den Endlauf. Für John war es erst der zweite Wettkampf der Saison. Ein bereits zum Anfang des Jahres erlittener schwerer knöcherner Ausriss am Schambein hatte den 28-Jährigen monatelang ausgebremst. Traumzeiten waren deshalb kaum zu erwarten. Immerhin verbesserte er im Vorlauf seine Saisonbestzeit um eine zehntel Sekunde auf 13,70. Der Endlauf tat ihm dann sichtlich weh und brachte den 5. Platz ein. Humpelnd und mit wenig zufriedenem Gesichtsausdruck verließ John zügig den Ort des Geschehens. Die Zeit von 13,61 Sekunden taugte als Trostpflaster auch nicht, da der Wind mit +3,4 Meter pro Sekunde deutlich mehr als zulässig angeschoben hatte.
Dieser Wind-Turbo verhalf Maximilian Bayer zu einer für ihn momentan noch futuristischen Zeit von 13,63 Sekunden. Erst im Vorlauf hatte er – unter regulären Bedingungen – seine persönliche Bestzeit auf 13,81 Sekunden abgesenkt. Im Endlauf wurde er hinter Alexander John Sechster und zeigte sich mit seiner Leistung im Reinen. “Dafür, dass ich schlecht in die Saison eingestiegen bin und nie hingekriegt habe, was ich eigentlich im Training gezeigt habe, bin ich mehr als zufrieden.”

Alle Ergebnisse:
www.leichtathletik.de/termine/top-events/dm-2014-in-ulm/dm-ulm-2014-live/

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