Der Leipziger Erik Balnuweit nutzte am ersten Tag der Deutschen Hallen-Meisterschaften den Heimvorteil in "seinem Wohnzimmer" und lief über 60 Meter Hürden zu Gold. Ebenfalls über die Hürden überraschte LAZ-Kollegin Cindy Roleder mit persönlicher Bestzeit und Hallen-WM-Norm von 7,95 Sekunden. Das bedeute Silber. Das Gohliser 800m-Talent Emma Stähr erreichte zudem unerwartet das Finale.
Mit dieser Hammer-Zeit hätte Cindy Roleder nicht gerechnet. Komplett gelöst zeigte sich die Lokalmatadorin und Silbermedaillen-Gewinnerin nach ihrer Ehrenrunde, die sie mit Siegerin Nadine Hildebrand absolvieren durfte. “Ich bin durch die Entscheidung, den Fokus auf den Mehrkampf zu legen, befreit. Mir hat in letzter Zeit der Reiz im Training gefehlt und durch die Abwechslung ist das nun anders.”, sagte sie und grinste dabei wie das sprichwörtliche Honigkuchenpferd. Ob sie nun tatsächlich zur Hallen-WM nach Sopot fährt, werden ihr Trainer und der Bundestrainer absprechen.
Selten wirkte ein Sportler so glaubwürdig mit den Worten: “Da mache ich mir keinen Kopf”. Am Sonntag ist Cindy Roleder noch im Weitsprung am Start und nach den starken 7,95 Sekunden über die Hürden auch zuversichtlich. “Wenn ich das Brett treffe, kann schon ein weiter Satz dabei herauskommen.” Trotz der neuen persönlichen Bestzeit über die Hürdenstrecke bleibt sie aber bei ihrer Entscheidung, sich nun als Mehrkämpferin zu versuchen. Als zweite Leipzigerin im Hürdenwald sprintete Amina Ferguen im Finale in der neuen persönlichen Bestzeit von 8,37 Sekunden auf den 7. Platz.
Überglücklich war auch Emma Stähr (Motor Gohlis Nord), als ihre Finalteilnahme feststand: “Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, aber natürlich habe ich mir auch für morgen noch nichts vorgenommen.” Der Plan fürs Finale lautet jetzt: “Einfach erstmal sehen, wer als Konkurrenz dabei ist, dann einfach mitlaufen und eine gute Zeit erzielen. Ich muss vor allem erst einmal Erfahrung sammeln.”
Dass diese nützlich sein kann, zeigte sich im Vorlauf, als die erfahreneren Läuferinnen geschickt die Bahnen dicht machten und die erst 18-jährige Leipzigerin so in der Kurve nicht noch weiter nach vorne kam. Klugerweise verschwendete Stähr keine Energie damit, doch noch auf dem langen Weg der Außenbahn nach vorne kommen zu wollen. Wer weiß, ob der Wimpernschlagvorsprung sonst zustande gekommen wäre…
Der ebenfalls erst 18-jährige Felix Rüger (LAZ Leipzig) kam bei den Männern über 800 Meter zwar nicht ins Finale, erreichte sein Ziel aber trotzdem: “Das ist so ein Wettkampf, in den man geht, um Bestzeiten zu laufen. Man wünscht sich immer, dass es so kommt, doch wenn es dann wirklich klappt, ist das natürlich eine super Sache.”
Sein Pech vom Vortag wiederholte sich also nicht, denn am Freitag-Morgen war er auf dem Weg zum Training mit dem Rad gestürzt. Zum Glück verletzte er sich dabei “nur” an der Hand und nicht an den Beinen. Mit 1:51,81 verbesserte Rüger seine bisherige Hallenbestzeit um fast eine Sekunde. Ein Stück weit beflügelt hatte ihn dabei wohl auch das nagelneue Nationaltrikot, dass er gerade erst für seinen Start am kommenden Wochenende beim U20-Länderkampf in Halle erhalten hatte.
Ebenso mit ihrer Zeit zufrieden war Lisa Goldmann (LC Taucha). In 56,91 Sekunden lief sie über die 400 Meter im wichtigsten Rennen der Hallensaison in den Bereich ihrer eigenen Hallenbestzeit. “Die Teilnahme vor dieser Wahnsinnskulisse war schon ein großer Erfolg.”, zeigte sie sich von der Athmosphäre in der ausverkauften Arena beeindruckt. Für Goldmann war es die erste Teilnahme bei Deutschen Meisterschaften im Erwachsenenbereich.
Die Sprinter des LAZ kamen wie erwartet in ihren Vorläufen weiter, wenn auch über die Zeitregel, da nur die Laufbesten sich direkt für die Zwischenläufe qualifizierten. Doch leider reichte es bei Roy Schmidt und Martin Keller im Zwischenlauf nicht für mehr für’s Finale. “Der Start fühlte sich ganz gut an und nach zehn Metern war ich gleichauf mit Alexander Kosenkow und Julian Reus und falle dann in ein Loch. Ich habe fünf oder sechs Schritte lang keine Beschleunigung erreicht.”, zeigte sich Roy Schmidt nach dem Lauf ratlos.
Vereinskollege Martin Keller lief gleich nach ihm, verpasste aber auch das Finale. “Ich fühle mich auf den 100 Metern deutlich wohler, der explosive Start ist nicht so mein Ding. Lieber gebe ich in der zweiten Rennhälfte Vollgas, aber die fehlt halt dann auf den 60 Metern in der Halle.”, erklärte er.
Über die Hürden wurde Erik Balnuweit (LAZ Leipzig) seiner Favoritenrolle vollauf gerecht und verteidigte seinen Titel souverän. Nach dem Vorlauf hatte er noch mit den Startvorbereitungen gehadert: “Es ging ein bisschen Durcheinander vom Ablauf, das war mental nicht so leicht.” Im Finale passte es besser: 7,60 Sekunden sicherten ihm den Titel und bedeuteten Saisonbestzeit. Damit wird er nun wohl auch zur Hallen-WM nach Sopot fahren. “Zwischen 7,57 Sekunden und 7,60 Sekunden liegen bisher viele Sportler, aber so ist eine Endkampfteilnahme schon realistisch.”, schätzt Balnuweit ein, der weiterhin der einzige Deutsche mit WM-Norm bleibt. Sein LAZ-Vereinskollege und Final-Kandidat Maximilian Bayer schied durch einen Fehlstart im Vorlauf bereits frühzeitig aus.
Auch am Sonntag sind wieder einige Leipziger am Start: Cindy Roleder im Weitsprung (15:35 Uhr), Emma Stähr im Finale über 800 Meter (14:50 Uhr), Roy Schmidt über 200 Meter (14:05 Uhr) und auch die 4x200m-Staffel der LAZ-Männer (17:15 Uhr). Medaillenchancen rechnet sich vor allem die Staffel aus. “Wenn bei Wattenscheid nichts schief läuft, sind die kaum zu schlagen, aber Zweiter wollen wir schon werden.” lautet Martin Kellers Kampfansage. Mit ihm werden Roy Schmidt, Robert Hering und Erik Balnuweit auf die Bahn gehen.
Rennen und Statements der Leipziger bei Leichtathletik-TV:
www.leichtathletik.tv/v/erik-balnuweit-bestätigt-wm-norm
Alle Ergebnisse:
http://leichtathletik.de/results/…
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