Zum Ausklang der Leichtathletik-WM in Moskau durfte mit Sprinter Martin Keller noch mal ein Leipziger ins Geschehen eingreifen. Als Schlussläufer der 4x100-Meter-Staffel brachte er mit 38,04 Sekunden eine Zeit nahe dem deutschen Rekord unter Dach und Fach, die am Ende Rang 4 bedeutete. Der heimliche Traum von der Bronze-Medaille blieb damit allerdings unerfüllt.

Es war ein packendes Rennen, das die Deutschen am Sonntag im Moskauer Luschniki-Stadion ablieferten. In der Besetzung Lucas Jakubczyk (Berlin), Sven Knipphals (Wolfsburg), Julian Reus (Wattenscheid) und Martin Keller (LAZ Leipzig) ersprinteten sie die zweitschnellste Zeit, die jemals ein DLV-Quartett erreichte. Lediglich zwei Hundertstel fehlten am deutschen Rekord, der im Vorjahr aufgestellt wurde.

Doch trotz der starken Leistung sprach nach dem Rennen Enttäuschung aus den Gesichtern der vier schnellen Männer. “Letztes Jahr hätten 38,04 Sekunden für Bronze gereicht. Damit hatten wir geliebäugelt.”, erklärte Martin Keller auf L-IZ-Anfrage die ausgebliebene Euphorie. Dazu kam, dass sich mit Kanada ein Team das bronzefarbene Edelmetall schnappte, welches die Deutschen in dieser Saison bereits zweimal besiegt hatten. Im Vorlauf noch hatte Deutschland die Nase vor den Nordamerikanern und ging mit der drittbesten Zeit ins Finale.
Dort ging es beim letzten Wechsel noch überraschend eng zu. Die USA lagen ganz knapp vor Jamaika, vertrödelten aber Zeit durch eine misslungene Stabübergabe. Martin Keller startete an dritter Position in den Schluss-Abschnitt und war sogar an den Führenden dran. Doch Usain Bolt (Jamaika) und Justin Gatlin (USA) enteilten erwartungsgemäß. Von hinten nahmen zudem der Brite Dwain Chambers sowie der Kanadier Justyn Warner richtig Fahrt auf und zogen am Leipziger vorbei. Dieser kam als Fünfter über die Ziellinie. Wegen eines Wechselfehlers wurde die britische Staffel anschließend disqualifiziert, wodurch Deutschland auf den 4. Platz vorrückte.

“Das Rennen als Ganzes war schon weit am Optimum, mit schnellen und sicheren Wechseln.”, schätzte Keller den Lauf seines Teams letztlich doch als gelungen ein. “Jeder muss für die Zukunft noch weiter an seiner individuellen Form arbeiten, dann sind bestimmt noch zwei Zehntel drin.”, schaut der Leipziger optimistisch nach vorn.

Dass einer seiner direkten Konkurrenten im Schlussspurt ausgerechnet der jamaikanische Superstar Usain Bolt war, hob Martin Keller nicht sonderlich an. “Ich bin nun schon mehrfach gegen Usain gelaufen und bin es daher schon gewohnt.”, so der Leipziger. Darüber, ob die Schnelligkeit des flinken Jamaikaners ausschließlich auf sportlich fairen Mitteln basiert, mag sich Keller nicht den Kopf zerbrechen. “Ich setze mich damit nicht auseinander, da er in einer anderen Liga läuft und ich an seinem Dasein und seiner ‘Sauberkeit’ nix ändern kann. Ich wünsche mir für die Leichtathletik, dass er wahrhaft sauber ist. Aber wenn viele hinter ihm erwischt wurden, sieht man das kritisch.”.

Mehr Informationen:
Alle WM-Ergebnisse auf Leichtathletik.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Jan Kaefer über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar