Die Leipziger Leichtathleten haben den ersten Tag der Deutschen Meisterschaft versilbert. Bei den Wettkämpfen im Ulmer Donaustadion erkämpften sich die Hürdensprinter Cindy Roleder und Alexander John sowie 100m-Sprinter Martin Keller jeweils eine silberne Plakette. Dazu kam noch eine Bronzemedaille durch Erik Balnuweit. Da dem Volksmund nach der Zweite der erste Verlierer ist, gab es unter den Leipziger Medaillengewinnern aber nicht nur glückliche Gesichter.

110m Hürden, Männer:
Alexander John, SILBER (13,49 sek./ Vorlauf: 13,59 sek.)
Erik Balnuweit, BRONZE (13,58 sek./ Vorlauf: 13,53 sek.)
Maximilian Bayer, 7. Platz (14,02 sek./ Vorlauf: 13,98 sek.)

Drei Leipziger in einem Finale der Deutschen Meisterschaft hat man auch nicht alle Tage. Aufgefädelt wie an einer Perlenschnur, hatte man Maximilian Bayer, Erik Balnuweit und Alexander John in dieser Reihenfolge die Bahnen 2, 3 und 4 zugelost. Ein Umstand, den vor allem die beiden direkt nebeneinander laufenden Vorlaufschnellsten Balnuweit und John gar nicht amüsierte. Denn da der eine mit dem linken Bein zuerst über die Hürde geht und der andere mit dem rechten, bleiben unbeabsichtigte Berührungen und Behinderungen nicht aus. So auch im Finale. “Wir haben schon ab der dritten Hürde angefangen, uns gegenseitig zu berühren und aus dem Rhythmus zu bringen.”, erklärte Erik Balnuweit den anwesenden Journalisten.

Lachender Dritter war wieder einmal Matthias Bühler. Der Offenburger hatte mit 13,49 Sekunden zwar die gleiche Zeit wie Titelverteidiger Alexander John auf der Tafel stehen, das Zielfoto sah ihn jedoch eine Winzigkeit vorn. John, der mit akuten Achillessehnen-Beschwerden angereist war, mochte sich über die Silbermedaille nicht freuen. “Ich bin nicht angereist, um Lauferfahrung zu sammeln, sondern um den Titel zu holen. Das Ziel habe ich nicht erreicht.”, so sein Fazit gegenüber L-IZ.de. “Der Plan ist nicht aufgegangen. Die Leipziger sind nur Zweiter und Dritter, von daher kann man mit dem Resultat nicht zufrieden sein.”

Erik Balnuweit, der als bisher schnellster Deutscher in diesem Jahr ebenfalls mit dem Sieg geliebäugelt hatte, war auf dem Bronze-Rang gelandet. Maximilian Bayer belegte den 7. Platz und war auch nur “so lala” zufrieden. Zwar freute er sich darüber, dass drei Leipziger im Finale standen und dass er nach überstandener Verletzung zumindest im Vorlauf unter 14 Sekunden blieb, doch sieht er bei sich “noch viel Luft nach oben”. Will heißen: Eine Zeit zwischen 13,80 und 13,70 Sekunden ist das Saisonziel.
100m, Männer:
Martin Keller, SILBER (10,19 sek./ Vorlauf: 10,42 sek.) – PB
Kevin Straßburger, 8. Platz (10,48 sek./ Vorlauf: 10,55 sek.) – PB

Da ging ordentlich die Post ab. Das 100m-Finale der Männer brachte den erwarteten Zweikampf zwischen Martin Keller und dem Wattenscheider Julian Reus. Titelverteidiger Lucas Jakubczyk musste verletzungsbedingt auf einen Start bei der Deutschen Meisterschaft verzichten. Zu seinem Nachfolger auf dem Meisterthron wurde Reus, der einen Sahne-Tag erwischte. Mit seiner Zeit von 10,14 Sekunden unterbot der Wattenscheider obendrein die WM-Norm. LAZ-Sprinter Martin Keller war dem neuen Champion dicht auf den Fersen. “Ich kam eigentlich ganz gut mit”, so der Leipziger gegenüber L-IZ.de. “Ich dachte, wenn ich bei 30 Metern weniger als einem Meter Rückstand habe, kann ich ihn hinten noch holen. Die zweite Hälfte ist ja eigentlich meine Stärke. Aber er war diesmal einfach zu stark.” Als Trostpflaster bekam der 26-Jährige immerhin eine neue persönliche Bestzeit von 10,19 Sekunden (alt: 10,23 sek.) aufgeklebt. Damit hat Keller zumindest die B-Norm für die Weltmeisterschaft in der Tasche und Hoffnung, vielleicht über diesen Weg mit in den Flieger nach Moskau steigen zu dürfen.
Mit Kevin Straßburger stand im Ulmer Sprintfinale etwas überraschend sogar ein zweiter Leipziger auf der Bahn. Im Vorlauf hatte er mit 10,55 Sekunden schon mal dicht an seiner Bestzeit von bisher 10,54 Sekunden gerochen. Im Finale setzte er sich schließlich eine neue Duftmarke. Auf 10,48 Sekunden verbesserte Straßburger seinen Bestwert. Das brachte ihn am Samstag auf den 8. Platz.

Roy Schmidt hatte mit Rücksicht auf seine U23-EM-Teilnahme auf einen Einzelstart verzichtet. Er ist aber Teil der 4x100m-Staffel des LAZ Leipzig, die am Sonntag um das Ulmer Oval laufen wird. Dann sind auch Keller, Straßburger und Balnuweit mit ihm im Einsatz.
100m Hürden, Frauen:
Cindy Roleder, SILBER (13,08 sek./ Vorlauf: 13,30 sek.)

Unmittelbar nach ihrem Hürden-Finale war Cindy Roleder schwer enttäuscht. Wie so oft in dieser Saison war sie hinter der Sindelfingerin Nadine Hildebrand nur als Zweite über den Zielstrich geflogen. Und erneut konnte sie die 13-Sekunden-Schallmauer nicht durchbrechen. “Die Zeit ist soweit okay”, gab die Deutsche Meisterin von 2011 nach einigen Momenten des Durchschnaufens zu Protokoll. Im Mittelteil des Rennens, so um die Hürde fünf und sechs, kam Roleder kurzzeitig aus dem Tritt, was wertvolle Hundertstel kostete. “Ich bin langsam wieder konstant. Aber ich wäre gern unter 13 Sekunden geblieben.”, so die 23-Jährige, die immerhin eine persönliche Bestzeit von 12,91 Sekunden hält.
Speerwurf, Männer:
Tino Häber, 4. Platz (78,66 m)

Auch bei der Deutschen Meisterschaft werkelte Tino Häber vergeblich am 80m-Projekt. Der Olympia-Achte stieg bei besten äußeren Bedingungen gut in den Wettkampf ein. Schon im ersten Versuch flog sein Speer 78,66m weit. Aber plötzlich suchten den 30-Jährigen Wadenkrämpfe heim. “Das ist eigentlich unüblich, das kenne ich gar nicht.”, hatte der DHfK-Athlet selbst keine Erklärung für dieses Phänomen. Die folgenden fünf Würfe blieben folglich in ihrer Weite hinter dem ersten zurück. Neben dem Zwicken im Bein, sah Häber noch einen weiteren Grund für den weiterhin ausbleibenden Rundlauf: “Es fehlen Wettkämpfe. Es wird zwar allmählich konstanter, aber es fehlt noch ein Tic an der Technik.” Trotzdem fährt der Leipziger nicht unzufrieden nach Hause. “Der 78m-Wurf hat mich positiv gestimmt, und ich will versuchen, noch etwas draufzulegen. Eine ordentliche Leistung über 80m würde ich schon gern werfen wollen.”, zeigt sich Häber für den Rest der Saison kämpferisch.
Stabhochsprung, Frauen:
Karen Eltzschig, 14. Platz (3,90 m)

Die blauen Farben der SG Motor Gohlis-Nord (MoGoNo) hat Stabhochspringerin Karen Eltzschig vertreten. Mit ihrem 4,00m-Sprung vor drei Wochen bei den Deutschen U23-Meisterschaften, hatte sie den Grundstein für ihre erste DM-Teilnahme bei den “Großen” gelegt. Dass sie tatsächlich an den Start gehen darf, erfuhr die 20-Jährige aber erst letzte Woche. “Zuerst war ich etwas erschrocken, habe mich dann aber Minute für Minute immer mehr darauf gefreut.”, verriet Eltzschig im L-IZ-Interview. Die kleinstmögliche Anfangshöhe in Ulm lag bei 3,90m – ein ordentliches Pfund. “Ich bin mit ein bisschen Bammel rangegangen, habe es aber im ersten Versuch gleich geschafft.”, freute sie sich hinterher. Dann jedoch kletterte die Querstange auf 4,05m. So weit oben war Karen Eltzschig noch nie zuvor unterwegs gewesen. Auch diesmal hingen diese Trauben noch ein Stück zu hoch.
U20-4x400m-Staffel, männlich:
LAZ Leipzig (Flache, Patzig, Quinque, Nebel), mit 3:22,92 min für Finale qualifiziert.

U20-3x800m-Staffel, weiblich:
LAZ Leipzig (J.Schwabe, Peukert, A.Schwabe), mit 6:59,37 min für Finale qualifiziert.

Mehr Informationen:
Alle Wettkampfergebnisse vom 1. Tag der DM

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