Ein Träumer ist ein Mensch, der Träume hat. Ob er diese verfolgt, steht auf einem anderen Blatt. Aber ist es nicht einen Versuch wert, sich der Träume zu bemächtigen und diese zu verfolgen? Mein Name ist Jan May, ich bin Trainer am Olympiastützpunkt in Leipzig, Bundestrainer im 110m Hürdensprint, und hoffe meine Träume in Leipzig verwirklichen zu können.
Meinen ersten Traum habe ich bereits verwirklichen können: Ich durfte Leipzig schöner machen! Ich träumte davon etwas zu schaffen, worüber sich die Menschen freuen können und was Bestandteil des Stadtbildes ist. Ich hoffe, dass sich noch viele Leipziger und Gäste der Stadt an den Dingen erfreuen, die ich in 14 Jahren als Tischler hinterlassen durfte, egal ob im Zoo oder in vielen Häusern.
Nun, da ich seit 5 Jahren neue Aufgaben und Träume gesucht habe, verfolge ich diese erneut, aber jetzt ist es schwieriger. Holz konnte ich nach meinen Vorstellungen formen und bearbeiten. Ich hatte die Möglichkeiten und Werkzeuge, um einen Stapel Holz in ein Möbel verwandeln zu können. Die Möglichkeiten, um junge Sportler entwickeln zu können, sind weitaus komplizierter. Auch wenn schon gute Voraussetzungen dafür geschaffen wurden zeigt sich doch, dass es oft an den vermeintlichen Kleinigkeiten scheitert.
Nehmen wir ein Beispiel: Es besteht mit den sportbetonten Schulen und einem Bundesstützpunkt mit entsprechendem Umfeld die theoretische Möglichkeit, Schüler sportlich und geistig auszubilden und in die nationale und internationale Spitze zu begleiten. Leider fehlt es aber am entsprechenden Personal, um die schulischen Anforderungen in Verbindung mit dem Sport zu bewältigen – Unterrichtsausfall ist die Folge. In der sportlichen Ausbildung besteht das Problem, dass ein qualitativ gutes Jugend- und Juniorentraining nicht durch Trainer abgesichert werden kann, da es diese schlichtweg nicht mehr gibt.
Nun liegt es in der Natur des Menschen, dass er wohl eher sich und seine kleinen Befindlichkeiten in den Mittelpunkt stellt als ein großes Ganzes zu sehen. Das trifft auch auf viele Entscheider zu, die an Prozessen beteiligt sind und wenig zukunftsweisendes Denken zeigen. Das Resultat: Entscheidungen werden nicht oder falsch getroffen, Suboptimalitäten sind die Folge. Im Gegensatz stelle ich in meiner täglichen Arbeit fest, dass es auch hochmotivierte Leute gibt, die ihre Kraft auf große Ziele lenken können. Danke diesen Menschen!
Neulich wachte ich schweißgebadet aus einem Traum auf. Darin hatte ich die Vorstellung, alles machen zu können was ich will. Als erstes nach dem Aufstehen stellte ich fest, dass die letzte Reparatur der Handwerker nichts gebracht hatte. Der Regen der vergangenen Tage verewigte sich mit zwei großen Flecken an den Wänden. Also nix wie raus und hin zum Bäcker. Dass ich noch meinen Schlafanzug anhabe stört mich dabei nicht. Ich drängle mich an der Schlange vorbei, bestelle einen extragroßen Kaffee, denn ich liebe Kaffee! Bezahlen? Nein danke – heute mache ich was ich will! Die Bedienung schaut entsetzt, traut sich aber nicht, etwas zu sagen.
Als nächstes rein ins Auto und zur Arbeit gefahren. Einbahnstraßen und geänderte Verkehrsführung in Lindenau – nicht mein Problem! Die anderen Bürger machen ja für mich Platz, selbst ein Polizeiauto. Angekommen in der Eventarena versuche ich mich hektisch zu sortieren und mein Dasein im Universum zwischen “Deep Purple” und Kraftraum zu organisieren. Dann steht plötzlich der Einweiser vor mir, der bei meiner – zugegeben etwas sportlichen – Einfahrt auf den Parkplatz gerade noch zur Seite springen konnte. Im Schlepptau zwei uniformierte Beamte, die mich entsetzt anschauen und als erstes fragen, ob ich noch alle beieinander habe. Jetzt bin ich doch unsicher, ob mir das Universum noch zur Seite steht, und ich wäge die Möglichkeiten ab, bevor ich anfange zu reden:
Möglichkeit 1: Die beiden Beamten verstehen Spaß und ich komme mit einem Bußgeld für mehrere Ordnungswidrigkeiten davon, gelte nicht als vorbestraft, weil ich Kaffee gestohlen habe und bekomme die Chance, diesen zu bezahlen. Ich muss mich für mein unleidliches Verhalten entschuldigen und zum Ausgleich die Parkplatzreinigung verrichten.
Möglichkeit 2: Die Beamten verstehen keinen Spaß und holen Verstärkung, samt Psychiater. Ich werde erst einmal staatlich untergebracht, bis zur Klärung des Sachverhaltes und eines Gutachtens ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.
Und die Realität? Ein besorgter Nachbar würde mich schon auf dem Weg zum Bäcker abfangen, mir eine Decke überwerfen, mich fragen ob es mir heute gut geht. Aber dann wache ich auf…
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