Zwei Leipziger Hürdensprinter hatten nach dem ersten Wettkampftag der Deutschen Meisterschaften im Lohrheidestadion besonders gute Laune. Alexander John gelang sein lang ersehnter erster Meistertitel, während Cindy Roleder trotz Regenwetters die Olympianorm unterbot.
Mindestens drei Medaillen hatte LAZ-Geschäftsführer Knut Iwan von seinen Leipziger Leichtathleten gefordert. Diese setzten trotz regnerischen und kühlen Wetters sogar noch eine drauf, erbeuteten einmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze. Besonders emotional ging es beim 110m-Hürdensieg von Alexander John zu. Eigentlich hatte der 26-Jährige das Rennen nach der zweiten Hürde fast schon abgeschrieben, das Tübinger Talent Gregor Traber schien ihm davon zu laufen. Noch an der letzten Hürde lag Traber vorn, trat dann aber voll in das Hindernis und kam mächtig ins Straucheln. John, der direkt nebem ihm lief, nutzt diese Chance, schrie seine Siegesfreude beim Überqueren der Ziellinie ins weite Stadionrund. Der Leipziger verwies damit auch den Offenburger Matthias Bühler – Dauermeister der letzten drei Jahre – und seinen LAZ-Mannschaftskollegen Erik Balnuweit auf die Plätze. Für Gregor Traber blieb am Ende nur der 7. Platz.
“Das ist natürlich eine ganz große Erleichterung.”, freute sich Alexander John. “Ich habe schon viele Deutsche Meisterschaften in den Sand gesetzt, von daher fahre ich zu Deutschen Meisterschaften mit nicht ganz so einem guten Omen. Aber hier und heute hat es nun geklappt, das freut mich um so mehr”. Mit gebremster Freude nahm hingegen Erik Balnuweit den Gewinn seiner Bronzemedaille zur Kenntnis. “Es ist ganz okay, dass es Platz 3 ist”, sagte dieser, “Dass es mit der Olympianorm nicht geklappt hat, ist natürlich schade, aber bei den Bedingungen muss man auch erstmal so schnelle Zeiten laufen”. Besonders bitter: Im Vorlauf blieb die Uhr für ihn genau bei der Normzeit von 13,49 Sekunden stehen, doch 3,1 Meter Rückenwind pro Sekunde verwehten die Gültigkeit dieser Zeit. Nun hofft Balnuweit auf seine Nominierung zur Europameisterschaft, wo er einen erneuten Angriff auf die olympische Vorgabe starten will.
So richtig überzeugt von ihrem 100m-Hürdenlauf war auch Cindy Roleder nicht: “Es war kein super Lauf, überhaupt nicht rund und mit vielen Hürdenberührungen”. Zudem verlor sie ihren Titel aus dem vorjahr an die starke Carolin Nytra aus Mannheim (12,74 Sekunden). Dennoch strahlte die Leipzigerin über das ganze Gesicht, denn mit ihrer Finalzeit von 12,91 Sekunden hat sie das Olympiaticket quasi schon in der Tasche. “Olympia ist für alle Sportler das Schönste, da will jeder hin. Das war mein Ziel für dieses Jahr, und das habe ich jetzt erreicht. Aber ich will mit der 12,91 nicht aufhören, sondern will noch Bestleistung laufen.”, so Roleder nach dem Wettkampf.
Unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren musste hingegen die zweite Leipziger Hürdenläuferin Anne-Kathrin Elbe. Sie war schon mit Verletzungsproblemen angereist, hoffte aber, mit Schmerzmitteln über die Strecke zu kommen. Doch beim Aufwärmen am Samstag musste sie das Handtuch werfen. “Die Schmerzen waren zu groß”, musste sich Elbe eingestehen. “Ich habe meine Saison damit beendet, muss mich erstmal auskurieren”. Das ist gerade in einem Olympiajahr doppelt tragisch.
Die vierte LAZ-Medaille des Tages ging an Speerwerfer Tino Häber. Mit seinem Vizemeistertitel war er allerdings nicht wirklich zufrieden. “Ich würde schon gern Gold werfen”, gab er zu. “Aus meiner Sicht hat heute ein bisschen der Druck gefehlt”. Diesen hatte er sich bereits vor einer Woche durch die erreichte Olympiaweite selbst von den Schultern genommen. Das Niveau des Wettkampfes, bei dem Weltmeister Matthias de Zordo fehlte, war insgesamt schwach. “Eine Deutsche Meisterschaft mit 78 Metern gab es lange nicht”, bemängelte auch Tino Häber, der an diesem Tag über 76,94 Meter nicht hinaus gekommen war.
Bei den 100m-Sprintern hat Martin Keller eine erste richtige Standortbestimmung vorgenommen. In 10,31 Sekunden lief er auf den 5. Rang. “Ich wusste nicht genau, wo ich stehe, und da war von 1 bis 8 alles möglich. Ich glaube mit dem 5. Platz habe ich jetzt gute Chancen, nominiert zu werden und damit habe ich mein Minimalziel erreicht.”, lautete das Urteil des ehemaligen Chemnitzers der seine erste Saison für das LAZ Leipzig absolviert. Sein Kollege Roy Schmidt nutzte den Vorlauf (10,63 Sekunden), um sich auf seinen 200m-Start am heutigen Sonntag vorzubereiten. “Für diese Bedingungen war die Zeit in Ordnung”, so Schmidt. Heute gehen nur noch zwei Leipziger an den Start der Meisterschaft-Wettkämpfe. Roy Schmidt nimmt die 200m-Strecke in Angriff (Vorlauf 15:25 Uhr, Finale 18:05 Uhr) und Melanie Apitzsch hat 3.000 Meter Hindernislauf vor sich (Start 15:45 Uhr).
110m Hürden:
Alexander John (13,52 s) – 1. Platz
Erik Balnuweit (13,68 s) – 3. Platz
100m Hürden:
Cindy Roleder (12,91 s) – 2. Platz
Anne-Kathrin Elbe musste verletzungsbedingt absagen
Speerwerfen:
Tino Häber (76,94 m) – 2. Platz
100m:
Martin Keller (10,31 s) – 5. Platz
Roy Schmidt (10,63 s im Vorlauf)
800m:
Peter Förster (1:52,93 min im Vorlauf)
Staffel 3 x 1.000m männliche Jugend U20:
LAZ Leipzig (Felix Rüger, Kevin Küttler, Matthias Kummich) – 7:55,03 min
8. Platz im 1.VL (gesamt 17. Platz von 22 Staffeln im Vorlauf)
Staffel 3 x 800m weibliche Jugend U20:
LAZ Leipzig (Jana Schwabe, Sophia Peukert, Anna Schwabe) – 7:04,78 min
3. Platz im 3.VL (gesamt 11. Platz von 24 Staffeln im Vorlauf)
Staffel 4 x 400m männliche Jugend U20:
LAZ Leipzig (Marcus Hinneburg, Maximilian Nebel, Felix Quinque, Steven Schmidt) – 3:28,09 min
6. Platz im 3.VL (gesamt 14. Platz von 21 Staffeln im Vorlauf)
Mehr Informationen zur DM:
www.leichtathletik.de
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