So brutal dicht können Emotionen im Sport nebeneinander liegen. Im Heimspiel des SC DHfK Leipzig gegen den HSV Hamburg, trafen die Gastgeber 9 Sekunden vor dem Ende zum euphorisch umjubelten 22:22-Ausgleich. Ein Punkt wäre zwar auch nicht unbedingt das gewesen, was sich die Leipziger vorgenommen hatten, aber immerhin. Doch Hamburg reagierte schnell, brachte noch einen Angriff ins Rollen – und erzielten tatsächlich 2 Sekunden vor Ultimo durch einen Gewalt-Wurf von der 9-Meter-Linie den Siegtreffer.

Während HSV-Torschütze Dani Baijens nun jubelnd sein Glück kaum fassen konnte, sanken die SC DHfK-Männer enttäuscht zu Boden. Nach den ersten vier Spieltagen dieser Bundesliga-Saison wartet das Team von Trainer André Haber somit immer noch auf die ersten Punkte.

Trotz des bisher sieglosen Saisonauftakts, war den Leipzigern vor eigenem Publikum die Favoritenrolle im Spiel gegen Hamburg auferlegt. Gerecht werden könnten die Grün-Weißen dieser Rolle im gesamten Spielverlauf nicht. Von Beginn an lief der SC DHfK immer und immer wieder einem Rückstand hinterher. Auch wenn es durchgehend knapp blieb – zwei Tore waren an diesem Abend die größte Differenz im Spiel – gelang es den Hausherren vor 3.545 Zuschauern kein einziges Mal, in Führung zu gehen.

Nach dem 12:13-Halbzeitstand, entwickelte sich im zweiten Durchgang ein sehr beständiges Spielmuster: Leipzig gleich aus, Hamburg legt wieder einen vor. Das ging so bis in die 59. Spielminute hinein, als der HSV das Muster mit einer Zwei-Tore-Führung zum 20:22 durchbrach. Schon zu diesem Zeitpunkt drohten sich die Punkteträume für den SC DHfK in Luft aufzulösen.

Doch es spricht für die Moral der Haber-Sieben, dass sie sich noch einmal aufbäumten und durch Viggo Kristjansson und Marino Maric zum 22:22 ausglichen. In diesem Moment schien der Fokus allerdings ganz kurz verrutscht zu sein, was Hamburg mit dem erwähnten Sekunden-Hammer konsequent – doch auch etwas glücklich – bestrafte.

Zu allem Überfluss musste während der Partie auch noch Maciej Gebala (SC DHfK) wegen einer Wadenverletzung passen. Foto: Jan Kaefer
Zu allem Überfluss musste während der Partie auch noch Maciej Gebala (SC DHfK) wegen einer Wadenverletzung passen. Foto: Jan Kaefer

Unterm Strich eine unglaublich ausgeglichene Partie, die ein gutes Beispiel dafür ist, wie Nuancen ausschlaggebend für Sieg oder Niederlage sein können. Denn die Unterschiede zwischen beiden Teams waren minimal – aber sie waren existent: So zeigte HSV-Keeper Johannes Bitter 9 Paraden, die Leipziger Torhüter Mohamed El-Tayar und Kristian Saeveras zusammen 7 Paraden. Leipzig leistete sich 11 technische Fehler, Hamburg nur 8 Fehler. Und schließlich warf Leipzig 40 mal aufs Tor, während Hamburg 44 mal drauf hielt – und dabei eben auch den entscheidenden Siegtreffer erzielte.

„Ich weiß nicht, ob es viel bitterer geht, wie ein Spiel ausgehen kann“, so Leipzigs Trainer André Haber. „Wir können besser Handball spielen – das weiß jeder. Uns fehlt aktuell noch das Momentum – also dieser Dosenöffner, wenn man ein Spiel gewinnt. Ich sehe meine Aufgabe darin, den Jungs jetzt die Sicherheit zu geben, den Jungs zu sagen, was sie alles schaffen können, und das müssen wir dann beim nächsten Spiel auf die Platte bringen“.

Dieses nächste Spiel findet bereits am kommenden Donnerstag um 19:05 Uhr statt. Zu Gast ist der Arena Leipzig wird dann der HC Erlangen sein, der im Gegensatz zum SC DHfK bisher alle vier Saisonspiele gewinnen konnte. Wenn es nach den Leipzigern geht, enden am Donnerstagabend also zwei Serien …

Die Statistik zum Spiel:
https://www.liquimoly-hbl.de/de/import/spiele/saison-2022-2023/…

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