Vor sieben Monaten ließ der HC Leipzig mit der Verkündung seiner ambitionierten Aufstiegsmission aufhorchen. Demnach peilen die blau-gelben Handballerinnen im Jahr 2024 den Sprung zurück in die 1. Bundesliga an. Der Vereinsvorstand um Präsident Torsten Brunnquell muss nun die strukturellen, personellen und finanziellen Voraussetzungen dafür schaffen, dass dieser Plan tatsächlich aufgehen kann.
Handlungsbedarf sah man in diesem Zusammenhang offenbar auch auf der Trainerposition. Anfang April informierte der Club die Öffentlichkeit darüber, dass der am Saisonende auslaufende Vertrag mit Cheftrainer Fabian Kunze nicht verlängert wird. „Im Zuge der weiteren Professionalisierung müssen wir Strukturen verändern. Dazu gehört, dass Fabian Kunze beim HCL künftig in leitender Funktion arbeiten soll. Ein entsprechendes Angebot haben wir ihm unterbreitet“, hieß es in der Pressemitteilung des Vereins.
Kunze, der seit 2014 für den HCL tätig ist und vor zwei Jahren zum Cheftrainer berufen wurde, respektiert die Entscheidung des Vereins. Eine gewisse Enttäuschung ist ihm dennoch anzumerken. „Es ist kein Geheimnis, dass ich gern als Trainer weitergemacht hätte“, sagt der 31-Jährige im Gespräch mit der Leipziger Zeitung (LZ). „Ich frage mich, ob es mit einem anderen Trainer so viel besser werden wird, als ich es mit der neuen Struktur gemacht hätte.“
Nun soll es ein älterer, erfahrenerer Trainer richten. Der Deal steht offenbar kurz vor dem Abschluss, unterschrieben ist der Vertrag aktuell aber noch nicht. Für Kritik, auch in Fankreisen, sorgte der späte Zeitpunkt dieser Personalentscheidung. Denn die wirklich attraktiven Trainerstellen sind im April üblicherweise längst vergeben. Zwar flatterten Kunze, der kommende Woche seine A-Lizenz-Prüfung ablegt, dennoch mehrere Angebote ins Haus, aber über 3. Liga gingen diese nicht hinaus. Auch Nachwuchsarbeit und Angebote aus dem Ausland waren dabei. „Es gibt drei, vier Dinge, die ich präferiere. Jetzt muss ich mich einfach nur entscheiden. Aber bisher war kaum Zeit, darüber richtig nachzudenken“.
Eine Entscheidungsoption bleibt für ihn auch weiterhin das vom HCL vorgelegte Angebot. „Das Leipziger Angebot ist schon wirklich interessant“, findet Fabian Kunze. „Eine Geschäftsführertätigkeit zeigt auch das Vertrauen in mich, sie macht sich gut im Lebenslauf und ist in familiärer Hinsicht eine gute Grundlage. Aber ich dachte immer, dass ich noch nicht so weit bin und noch mehr in der Sporthalle stehe.
Ich glaube einfach, dass mir die volle Halle ein bisschen fehlen würde. Vielleicht ist jetzt aber auch die richtige Zeit, um nochmal woanders hinzugehen und viele neue Eindrücke mitzunehmen. Denn sonst macht man das wahrscheinlich nie.“ Bis Mitte Mai will sich der scheidende HCL-Coach schließlich über seinen weiteren Karriereweg im Klaren sein.
In der laufenden Saison ist Kunze schon mal eine sportliche Sorge los. Durch den Heimsieg am Wochenende gegen den TV Aldekerk, sicherten sich die HCL-Frauen vier Spieltage vor Schluss bereits den Klassenerhalt in der 2. Liga. „Ich hatte wenig Angst, dass das danebengeht. Aber es ist ein schönes Gefühl, jetzt entspannt spielen zu können“. Das Ziel lautet nun, den aktuell 9. Tabellenplatz zu verteidigen. Dafür müssen vor allem die noch anstehenden Partien gegen die direkten Verfolger Werder Bremen (30.04./A) und TSV Nord Harrislee (07.05./H) gewonnen werden.
„HCL-Coach Fabian Kunze steht vor einer Zukunftsentscheidung: Ich hätte gern als Trainer weitergemacht“ erschien erstmals am 29. April 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 101 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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