Großer Erfolg für den deutschen Handball-Nachwuchs: Bei der Schüler/-innen-Weltmeisterschaft in Belgrad, die am 4. Dezember ihren Abschluss fand, holten sowohl die Jungen als auch die Mädchen den Titel. Bei den Jungs war das die Mannschaft vom Schul- und Leistungssportzentrum Berlin, also dem Nachwuchs der Füchse Berlin. Bei den Mädchen war es das Team vom Landessportgymnasium Leipzig, also den jungen Hoffnungen des HC Leipzig. Teilnahmeberechtigt waren die Jahrgänge 2003 bis 2005.
Zu dieser WM schickt Deutschland traditionell die Gewinnerteams von „Jugend trainiert für Olympia“. Da die Schüler/-innen-WM aber nur alle zwei Jahre stattfindet und wegen coronabedingter Verschiebungen, kamen jetzt endlich die Sieger des Jahres 2018 zum Zuge – eben Leipzig und Berlin.Doch die lange Wartezeit hatte einen kuriosen Nebeneffekt: Aus dem damaligen Siegerteam der Leipzigerinnen war jetzt in Belgrad keine einzige Spielerin mehr dabei. Als Coach reiste Max Berthold mit zur WM, der bereits zu Erstliga-Zeiten wertvolle Erfahrungen beim HCL sammeln konnte und heute noch dem Trainerteam beratend zur Seite steht. Außerdem ist der 34-Jährige auch Profilsportlehrer Handball am Landessportgymnasium und kennt die jungen Spielerinnen daher bestens. Doch ob die WM in Corona-Zeiten überhaupt stattfinden würde und Leipzig hinfliegen dürfte, war lange völlig unklar. Am Ende wurde es sogar richtig hektisch.
Eher zufällig hatte Berthold im September erfahren, dass die WM im November steht. Es wurde also alles in die Wege geleitet, Flüge gebucht, Kleidung bestellt und ähnliches. Am Dienstag, 23.11., also vier Tage vor dem geplanten Abflug, bekamen die Spielerinnen vom Schulleiter ihre WM-Kleidung überreicht und die besten Wünsche obendrein. Doch da die geltende sächsische Corona-Schutzverordnung momentan Schulfahrten verbietet, gab es vom Land kein Okay. „Ich habe am Mittwoch den Mädels übermitteln müssen, dass es leider nichts wird. Da waren natürlich alle am Boden und tieftraurig“, erinnert sich Berthold nur ungern.
In Berlin setzte derweil Füchse-Coach Bob Hanning alle Hebel in Bewegung, um irgendeine Lösung für sein Team zu finden. Letztlich deklarierte er die Reise zu einer Privatfahrt der Füchse Berlin um – samt Übernahme der Kosten – und durfte ausreisen. Sachsen war nun im Zugzwang und gab am Freitagnachmittag (26.11.) endlich das ersehnte „Go!“. Eine WM-Teilnahme ist nun mal kein klassischer Schulausflug.
Am hiesigen Sportgymnasium wurde schon seit morgens gewirbelt: Die Spielerinnen wurden aus dem Unterricht geholt, Taschen gepackt, PCR-Tests organisiert, Schriftkram erledigt, die bereits stornierten Flüge noch einmal gebucht und einiges mehr. „An diesem Freitag hatte ich etwa 50 Anrufe geführt, das war alles ziemlich hektisch“, so Berthold.
Aber es hatte Erfolg: Am Samstag (27.11.) starteten die Leipzigerinnen nach Belgrad. Dort bezwangen sie in der Vorrunde Rumänien (28:27) und Brasilien (22:16), zogen gegen Serbien (34:20) leicht ins Halbfinale ein, wo es erneut gegen Rumänien (23:22) einen knappen Sieg gab. Und im Finale triumphierte der HCL-Nachwuchs schließlich mit 24:20 gegen Ägypten und war trotz allem plötzlich Weltmeister. „Diese Geschichte werden wahrscheinlich noch meine Enkel zu hören bekommen“, schaut Max Berthold kopfschüttelnd auf diese verrückte WM-Mission zurück.
„Achterbahnfahrt der Gefühle: Die verrückte WM-Geschichte der HCL-Mädchen“ erschien erstmals am 17. Dezember 2021 in der aktuellen Printausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG. Unsere Nummer 97 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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