Frühjahrsmüdigkeit ließen die Handballer zunächst nicht erkennen, und auch alte Schwächen - wie überhastete Abschlüsse - schienen zunächst gebannt. Jens Vortmann hielt schon früh zwei Siebenmeter der Gäste, den zweiten durch Kopftreffer, für den Schütze Aleksandar Svitlica mit Rot von der Platte musste. Dies weckte scheinbar die Mindener auf, die nun deutlich besser ins Spiel kamen. In Hälfte zwei griff die Deckung der Sachsen wieder besser, zuvor hatte Magnus Gullerud am Kreis zu viele Chancen.
Die Regel “Rote Karte bei Kopftreffer” schützt die Torhüter, denn der Ball erreicht bis 100 km/h, und ein Wurf gegen den Schädel aus kurzer Distanz oder ein anschließender Sturz wegen Bewusstlosigkeit kann sich gesundheitlich auswirken. Jens Vortmann konnte aber gleich ins Tor zurückkehren und parierte weiter stark.
Nach der frühen Disqualifikation verloren erst einmal die Leipziger ein wenig den Faden und wirkten unsicherer im Angriff. Minden konnte nach Drei-Tore-Rückstand in der 19. Minute durch den fünften Siebenmeter sogar 5:6 in Führung gehen. Denn auch die Gäste passten nun auf in der Deckungsarbeit, fingen Pässe ab und blockten Würfe auf das Tor.
Hinzu kam, dass Leipzigs Überzahlspiel in der ersten Hälfte zu ineffektiv blieb und wieder einmal zu hektische Abschlüsse die anfangs gute Wurfquote schmälerten. So standen neun Paraden für Espen Christensen – den Torhüter der Gäste – in der Statistik – und nicht für jede musste er sich anstrengen. Die Westfalen konnten so ihre Führung auf 6:10 ausbauen, Leipzig verkürzte noch vor der Pausensirene auf 8:10.
„Weiter ist unsere Herausforderung, dass wir, wenn die Spielanlage nicht so läuft wie geplant, in Hektik verfallen und die Effizienz abnimmt. Außerdem ist es schwer, dass wir diese Saison etliche Verletzungen hatten und mancher Spieler im Training noch nicht die vollen Umfänge leisten kann. Bei Alen Milosevic hat man dagegen heute gesehen, dass er voll dabei ist.“
Alen Milosevic und Andreas Rojewski stachen in der Tat durch ihre Treffer heraus, auch Maximilian Janke arbeitete stark, wurde aber oft von gleich zwei Verteidigern angegangen. Philipp Weber verbrachte dagegen einen Großteil der zweiten Hälfte auf der Bank, wegen einer Verletzung aus den Spielen mit dem DHB gegen Serbien hatte er Trainingseinheiten auslassen müssen.
Die Deckungsarbeit wurde nach der Pause auf Seite der Grün-Weißen deutlich besser, und so ging es lange Zeit mit einem Tor Unterschied hin und her. „Heute war es einfach eine tolle Abwehrleistung, 17 Gegentreffer sind super, 20 eigene etwas zu wenig“, so Niclas Pieczkowski. Auch die Außen besetzte Michael Biegler in Peter Strosack und Yves Kunkel nach einer Auszeit in der 54. Minute um.
Beide Teams benötigten die zwei Punkte nach jeweils nur einem Sieg in den letzten fünf Bundesligaspielen. Auch Carstens war dies bewusst. Bei Zeitspiel und 19:17 nahm er die zweite Auszeit für den Tabellenzwölften, um den Freiwurf mit seinen Spielern zu besprechen, den Milos Putera aber abwehrte.
Kurz darauf sprach auch Biegler mit seiner Mannschaft, denn in der 58. Minute konnte ein erfolgreicher Angriff die Vorentscheidung bringen. Andreas Rojewski besorgte als Neu-Papa die 20:17-Führung. Gleich danach gewann er in der Abwehr den Ball, und das Spiel war so gut wie gelaufen. Der Nachwuchs scheint ihm Schwung zu verleihen.
Milos Putera parierte noch einmal einen Tempogegenstoß und auch den letzten Mindener Angriff des Tages. Somit erzielten die Mindener in der Schlussviertelstunde nur noch einen Treffer. „Das war die eine Phase, die uns trotz toller Defensivleistung das Spiel kostete“, analysierte Trainer Frank Carstens, „die andere war, als wir nach unserer 10:6-Führung einen 7:1-Lauf gegen uns kassierten.“
Als nächster DHfK-Gegner ist der THW Kiel in der Leipziger Arena zu Gast. Am 26. April ist um 19:00 Uhr Anwurf.
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