Frankreich ist neuer Handball-Weltmeister der Frauen. Im Finale bezwangen sie am Sonntag in Hamburg den Titelverteidiger aus Norwegen mit 23:21 (11:10). Die 23. IHF-Handball-WM ist damit Geschichte. Für Gastgeber Deutschland endete das Spektakel bereits im Achtelfinale. Nationaltorhüterin Katja Kramarczyk, die neun Jahre für den HC Leipzig zwischen den Pfosten stand, zieht im Interview mit L-IZ.de ihr persönliches Resümee.

Katja, bei der Heim-WM schon im Achtelfinale auszuscheiden, war sicher nicht das, was ihr euch vorgenommen hattet. Wie groß ist die Enttäuschung bei dir selbst – und wie ist das Team mit dieser Niederlage umgegangen?

Da war eine riesige Enttäuschung und ein riesiges Loch. Weil wir nicht so richtig wussten, woran es gelegen hatte und warum wir es nicht geschafft hatten, die Leistung auf die Platte zu bekommen. Wir sind gleich nach dem Spiel zurück nach Leipzig gefahren und haben hier noch ein paar Stunden im Hotel verbracht. Am Montag nach der Pressekonferenz haben wir uns getrennt, jeder hat seinen Heimweg angetreten und musste diese Frage ganz individuell für sich beantworten.

Vor allem euer Spiel gegen die Niederlande – und ein bisschen schon das gegen Serbien – hatte vermuten lassen, dass es mit dem Traum vom Halbfinale eng werden könnte. Siehst du das ähnlich, und wie schätzt du selbst eure Vorrunde ein?

Ich habe die Vorrunde sehr differenziert gesehen, weil wir sehr unterschiedliche Gegner hatten. Im Eröffnungsspiel hatten wir mit Kamerun (28:15) einen sehr unbequemen Gegner. Es war ein bisschen Nervosität da und wir mussten erst im Turnier ankommen. Aber ich denke, dass uns das gut gelungen ist und dass wir mit der Härte, die Kamerun an den Tag gelegt hat, gut umgegangen sind.

Im nächste Spiel gegen Südkorea (23:18) waren wir schon einen Schritt weiter. Zwar sind wir nicht so gut gestartet, haben uns aber richtig gut ins Spiel zurückgekämpft und verdient den Sieg geholt. Dass Südkorea eine gute Mannschaft ist, hat man in deren anderen Vorrundenspielen gegen Serbien und Holland gesehen, aber auch im Achtelfinale gegen Russland. Das war kein leichtes Kaliber, und ich finde, dass wir das sehr gut gelöst haben.

Die DHB-Frauen trugen ihre komplette WM-Vorrunde in der Arena Leipzig aus. Foto: Jan Kaefer
Die DHB-Frauen trugen ihre komplette WM-Vorrunde in der Arena Leipzig aus. Foto: Jan Kaefer

Gegen Serbien (22:22) haben wir viele Schwankungen gesehen. Wir haben gut begonnen, aber haben das Spiel wieder aus der Hand gegeben. Doch konnten – trotz einer unglücklichen Schiedsrichterentscheidung – noch einen Punkt holen. Aber auch hier ist zu sagen, dass Serbien eine gute Vorrunde gespielt hat und Südkorea sowie der Niederlande Paroli bieten konnte. Das war keine Laufkundschaft.

China (24:9) war natürlich das erwartete Spiel, wo wir die Favoritenrolle eingenommen hatten. Das haben wir gut gelöst. Bis zu den ersten vier Spielen muss man ganz klar sagen, dass die Abwehr unser Prunkstück war. Wir haben es geschafft, sehr wenige Gegentore zuzulassen, hatten aber noch Potenzial im Angriff. Die Fehlerquote war noch zu groß und der Druck zum Tor zu gering.

Im letzten Vorrundenspiel gegen die Niederlande (23:31) hat man dann gesehen, worauf es ankommt, wenn man gegen einen Top-Gegner spielt. Da haben wir es in allen Parametern, die der Handball zu bieten hat – Angriff, Abwehr, Rückzug, eigene Konter – gesehen, dass es einfach nicht ausreichte. Dennoch schätze ich unsere Vorrunde absolut in Ordnung ein. Ich glaube nicht, dass unser Achtelfinal-Aus an der Vorrunde lag.

Im Spiel gegen die Niederlande gab es auch für Katja Kramarczyk wenig zu halten. Foto: Jan Kaefer
Im Spiel gegen die Niederlande gab es auch für Katja Kramarczyk wenig zu halten. Foto: Jan Kaefer

Inwiefern war es für dich ein besonderes Erlebnis, an deiner alten Wirkungsstätte in Leipzig eine WM spielen zu dürfen?

Es war für mich ein ganz großartiges Erlebnis. Ich hatte schon die letzten Wochen eine große Vorfreude, hier in Leipzig die WM spielen zu dürfen. Ich habe mich gefreut, dass die Arena voll war, dass die Stimmung gut war und ich viele “alte” Gesichter aus HCL-Zeiten und Handballfans aus Leipzig wiedergesehen habe. Für mich war das auch etwas besonderes, weil ich ein großes Turnier ganz nah bei meinen Freunden und meiner Familie spielen konnte, von denen auch viele in der Halle waren.

Welche positive Dinge nimmst du für dich von dieser WM mit?

Es war ein großartig organisiertes Turnier mit vielen Volontärs, die alles aus sich rausgeholt haben. Auch die volle Arena behalte ich supergern in Erinnerung. Für mich war der besondere Moment das Eröffnungsspiel – wieder in Leipzig anzukommen und aufzulaufen. Natürlich war es für mich auch positiv, dass ich persönlich gut im Turnier angekommen bin und es für mich toll war, in der Arena mit dem Leipziger Publikum zusammen zu agieren und eine Begeisterung zu entfachen.

Mehr Informationen zur WM:
http://germanyhandball2017.com
www.simplywunderbar.de

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