Es sah am Samstagnachmittag nicht oft so aus, als würde der SC DHfK das letzte Saisonspiel gewinnen können. Die erste Halbzeit verlief noch größtenteils ordentlich, doch die Füchse Berlin fanden Wege, ihre personelle Überlegenheit auszuspielen. Einmal mehr waren Peter Nenadic und seine Rückraum-Kollegen kaum zu bändigen. Dazu „nagelte Silvio Heinevetter das Tor zu“, wie Co-Trainer André Haber nach dem Spiel befand. Doch trotz der 28:32-Niederlage feierten Spieler und Fans nach Abpfiff die erfolgreiche Saison und das zehnjährige Bestehen der jetzigen Handball-Abteilung.
Denn es war kein schlechtes Spiel der Hausherren. Sie fanden nur eben kein Mittel, gegen die individuelle Klasse der Berliner zu verteidigen. Dies gelang nur in der Anfangsphase, als es über ein 5:5 bis hin zu einer 10:8-Führung eher für die Leipziger lief. Andreas Rojewski hatte mit einem Doppelpack für die Führung gesorgt, gleich darauf tat es ihm Nenadic nach und stellte den Ausgleich wieder her (20.Minute).
Dann begann die Phase des Silvio Heinevetter im Tor der Füchse. Ein ums andere Mal zeigte er, warum er im Wechsel mit Andreas Wolff auch in der Nationalmannschaft im Kasten steht und nahm den Leipzigern glasklare Chancen, selbst nach Tempogegenstößen. Der Pausenstand von 12:16 war somit folgerichtig.
Nach der Halbzeit dauerte es vier Minuten bis zum ersten Leipziger Tor. Zeit, die die Hauptstädter nutzten, um ihren Vorsprung sogar auf sechs Zähler auszubauen. Auch Nenadic zeigte wieder seine Weltklasse. Eine Körpertäuschung, gefolgt von einem Dribbling und dem Vorbeiziehen zur anderen Seite, gekrönt von einem weiteren von insgesamt acht Torerfolgen des Serben.
Diese Wendigkeit, gepaart mit der Größe und Körperkraft, sind kaum zu verteidigen. „Es waren oft exakt die richtigen Entscheidungen vom Berliner Rückraum“, fand auch Christian Prokop nach der Partie. Doch die DHfKler gaben nicht auf und kämpften sich wieder auf 18:21 heran (40.Min.).
Das Spiel hätte noch einmal kippen können, doch Heinevetter hielt seine Mannschaft durch parierte Siebenmeter und Würfe nach Tempogegenstößen im Spiel. 18 Paraden sammelte er insgesamt, sonst hätten die Leipziger ihre Chance wohl bekommen, das eh schon sehenswerte Punktekonto weiter aufzustocken.
„Ich bin stolz auf diese Mannschaft“, sagte Christian Prokop beim Abschied von den Fans, „diese Jungs waren immer hungrig und ehrgeizig und dazu ein echtes Team. Das hat mir den Trainerjob auch leichter gemacht und viel Spaß bereitet.“
Auch für die Spieler kehrte die Feierlaune schnell zurück. Wieder einmal wurde der Trainer mit Bier übergossen, wenn auch nicht so koordiniert wie im Vorjahr, sondern eher in Einzelaktionen. Dafür kam Geschäftsführer Karsten Günther diesmal mit ganz trockenem Anzug davon. Er verabschiedete noch die drei Abgänge Marvin Sommer, Roman Becvar und Christoph Steinert.
Letzterer richtete ein paar bewegende Worte an die Fans: „Es gibt vor allem eines, das ich sagen möchte: Ihr seid mir alle unfassbar ans Herz gewachsen. Es tut weh, dass ich gehe, denn ich habe hier in Leipzig auch echte Freunde gefunden.“
Verabschiedet wurde auch der letztjährige Trainer der Saison und zukünftige Bundestrainer. Christian Prokop sagte am Mikrofon: „Es waren vier fantastische Jahre mit so vielen Highlights, dass ich gar keines herausheben möchte. Es ist toll, dass der Verein bei aller Professionalität so menschlich geführt wird. Als Nationaltrainer muss ich Neutralität wahren, aber da wir in Leipzig wohnen bleiben, ist der Weg in die Arena der kürzeste, und man wird mich wiedersehen.“
Schließlich hat Leipzig mit der Rückkehr Philipp Webers in der kommenden Saison auch zwei Nationalspieler, die der Trainer dann beobachten kann. Seiner Ansicht nach besteht sogar die Möglichkeit, dass sich noch junge Spieler zu Kandidaten für die Auswahl entwickeln. Freuen darf er sich nun noch auf ein Treffen mit Helene Fischer im Rahmen des Leipziger Konzerts als Abschiedsgeschenk.
Geschäftsführer Karsten Günther dankte schließlich allen Mitarbeitern und den Ehrenamtlichen Helfern, sowie Sponsoren. „Ohne all eure Unterstützung hätten wir uns den Traum vom Final Four-Turnier in Hamburg nicht wahrmachen können.“
Vor allem hätten daran aber die Fans einen großen Anteil gehabt, die er einschwor auch in der kommenden Spielzeit die Treue zu halten. Vor dieser liegt freilich der verdiente Urlaub und die Saisonvorbereitung unter Interims-Coach André Haber, bevor im Januar Michael Briegel übernimmt.
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