Was hatte das dezimierte HCL-Team zuletzt nicht alles für heftige Klatschen hinnehmen müssen. Am Dienstagabend jedoch spielten sich die jungen Handballerinnen in der Arena den Frust von der Seele und landeten gegen den Tabellendritten aus Metzingen einen völlig unerwarteten Heimsieg. "Ich bin einfach froh, dass wir das geschafft haben. Ich glaube, das tat allen supergut", freute sich Nele Reimer, die mit 9 Toren erfolgreichste Werferin war.

Vor schmaler Kulisse und mit schmalem Kader durften sich die HCL-Handballerinnen von der Papierform her gegen Metzingen nur wenig ausrechnen. Offenbar hatten die jungen Damen dieses Papier aber nicht gelesen, sondern boten dem Favoriten von Beginn an eine gleichwertige Partie.

Auffällig war die Konsequenz, mit der die Leipziger Defensive zahlreiche Angriffe der Gäste zunichte machte. Im Videostudium hatte sich das Team Strategien zurechtgelegt, mit denen vor allem die gefährlichen Anna Loerper und Julia Behnke an die Leine gelegt werden sollten. “Das hat sehr gut funktioniert, weil wir den Plan diszipliniert durchgezogen haben. Die Abwehr war super und schön aggressiv. Dadurch haben die natürlich auch Fehler gemacht”, stellte Reimer hinterher zufrieden fest.

Hildigunnur Einarsdottir (HCL) ist Anna Loerper (li.) und Julia Behnke entwischt. Foto: Jan Kaefer
Hildigunnur Einarsdottir (HCL) ist Anna Loerper (li.) und Julia Behnke entwischt. Foto: Jan Kaefer

Wie eng es im ersten Abschnitt zuging zeigt die Tatsache, dass bereits die 23. Minute lief, als Metzingen mit ihrem Treffer zum 7:9 erstmals überhaupt eine Zwei-Tore-Differenz erzielte. Zuvor hatten die Kontrahenten bis zum 7:7 alle Remis-Varianten auf die Anzeigetafel gebracht. Kein Wunder also, dass beim Pausenstand von 10:11 zarte Leipziger Hoffnungen zu sprießen begannen. “Wenn man dann die ganze Zeit dranbleibt und es spannend ist, will man auch gewinnen”, so Reimer.

“Wir haben gesagt, dass wir den Kopf hochnehmen und weiterfighten müssen”, gibt die 20-jährige Rückraumspielerin einen Einblick in die Leipziger Halbzeitplanung. “Vor allem dürfen wir nicht gleich hektisch werden und wieder in Rückstand geraten, sondern vorn langsam und ruhig ausspielen”.

Das klappte zu Beginn der zweiten Hälfte nur bedingt. Metzingen schien nun seiner Favoritenrolle gerecht zu werden und drückte mächtig aufs Tempo. Innerhalb der ersten zehn Minuten vergrößerten sie ihren Vorsprung dadurch auf 11:16 (40.). Doch die HCL-Truppe steckte den Kopf nicht in den Sand, sondern kämpfte sich zunächst wieder auf 18:19 (47.) heran.

Das Duell Tonje Loseth gegen Luisa Sturm (HCL) endet auf hartem Boden. Foto: Jan Kaefer
Das Duell Tonje Loseth gegen Luisa Sturm (HCL) endet auf hartem Boden. Foto: Jan Kaefer

Die Halle stand kopf, als Joanna Rode in der 54. Minute zum 21:21 traf. Seit dem 7:7 lag der HCL damit erstmals wieder gleichauf. Spannender kann eine Schlussphase kaum sein. Mitten in dieses Leipziger Hoch platzten aber zwei Zeitstrafen (54./ 56.), die den Blau-Gelben eine knappe halbe Minute lang sogar doppelte Unterzahl bescherten.

Es spricht für die hohe Moral des Teams, dass es diese kritische Phase unbeschadet überstand. Denn als schließlich alle Spielerinnen wieder auf die Platte zurückgekehrt waren, stand es 23:23 (58.) – alles war noch drin! Und es sollte den großen Jubel tatsächlich geben: Alexandra Mazzucco war es vorbehalten, den Siegtreffer zu erzielen.

“Wir haben immer Spaß, egal wie viele Fehler wir machen, denn wir sind jung und haben nichts zu verlieren. Es ist für uns eine super Chance, wir können zeigen, was wir wollen und werden nicht ausgewechselt, denn es gibt ja nur acht Spieler”, sprudelte es nach zahlreichen Freudentänzen aus Nele Reimer heraus. “Dass es am Ende so glücklich für uns ausgegangen ist, hätten wir nicht gedacht. Jede Position hat heute einhundert Prozent gegeben – und da gewinnt man eben auch mal gegen Metzingen”.

Was können die kampfstarken Leipzigerinnen mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken am kommenden Samstag (28. Januar/ 19 Uhr) im Europacup-Heimspiel gegen Kuban Krasnodar ausrichten?

Audio: Interview mit Nele Reimer (HCL) zum Spiel

Nele Reimer (HCL) ringt gegen Tonje Loseth. Foto: Jan Kaefer
Nele Reimer (HCL) ringt gegen Tonje Loseth. Foto: Jan Kaefer

Die Statistik zum Spiel

HC Leipzig vs. TuS Metzingen 24:23 (10:11)
1. Bundesliga (Frauen), 12. Spieltag

HC Leipzig: Kurzke, Roth – Mazzucco (5), Einarsdottir (1), Bösch (2), Reimer (9/4), Sturm (2), Urbicht (2), Rode (3), Weise. Trainer: Norman Rentsch.
TuS Metzingen: Obein – Zapf, Amega (1), Szekerczes (5), Loerper (7/5), Karlsson, Loseth (3), Ingenpaß, Großmann (1), Weigel, Vollebregt (2), Obradovic, Michielsen, Beddies (2), Behnke (2). Trainer: Csaba Konkoly.

Schiedsrichter: Martin Thöne/ Marijo Zupanovic. Zwei-Minuten-Strafen: HCL 4x (Reimer, Rode, 2x Bösch), Metzingen 4x (Obradovic, Behnke, 2x Loseth). Siebenmeter: HCL 6/4 (Reimer 6/4), Metzingen 6/5 (Loerper 6/5). Zuschauer: 692 in der Arena Leipzig.

Mehr Infos zur Frauen-Bundesliga:
www.hbf-info.de

Mit allem, was geht, legt sich die Leipziger Abwehr ins Zeug, um den knappen Sieg zu sichern. Foto: Jan Kaefer
Mit allem, was geht, legt sich die Leipziger Abwehr ins Zeug, um den knappen Sieg zu sichern. Foto: Jan Kaefer

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