Die zurückliegende Woche ging den Handballerinnen des HC Leipzig mächtig an die Nieren. Der 12-Tore-Niederlage am Mittwoch gegen Oldenburg folgte am Samstag eine noch heftigere 19-Tore-Klatsche im Europapokal gegen Brest. Die Ergebnisse zeigen, dass das Team mit der derzeitigen Personalsituation an der Grenze der Wettbewerbsfähigkeit angekommen ist. "Ich glaube, wir müssen die Erwartungen endlich mal zurückschrauben und uns damit abfinden, dass andere Zeiten eingezogen sind", fordert Nationalspielerin Saskia Lang.

Auch gegen Brest legte Leipzig einen ordentlichen Auftakt hin (2:2/ 4.), doch hatte nach zehn Minuten sein Pulver bereits verschossen (2:6). Offensiv fand das Team kaum Mittel, um die Franzosen in Verlegenheit zu bringen. Ganze sechs Tore standen zur Pause auf der Haben-Seite (6:13).

“Wenn wir unseren Matchplan spielen, haben wir auch eine Chance. So haben wir am Anfang auch gut mitgehalten”, analysierte Lang. “Aber die sind ja auch nicht auf den Kopf gefallen. Nach einer Viertelstunde gewöhnen sie sich daran, bleiben hinten stehen und merken, dass von uns nichts kommt. Denn wir haben geraden kaum Schützen, die aus dem Rückraum treffen und Druck machen können. Dann wird es auf diesem Niveau ganz, ganz schwer”.

Saskia Lang in der Zange von Marion Limal (li.) und Marine Desgrolard (re.). Foto: Jan Kaefer
Saskia Lang in der Zange von Marion Limal (li.) und Marine Desgrolard (re.). Foto: Jan Kaefer

Bis auf Rückkehrerin Nele Reimer – die ihren Infekt auskuriert hatte – stand das selbe Team auf der Platte wie am Mittwoch gegen Oldenburg. Mit dabei also auch wieder die Juniorinnen Lea Guderian, Nina Reißberg und Anna Lena Plate. Eine Einsatzchance bekamen alle drei diesmal aber nicht.

In der zweiten Halbzeit musste den nur 966 Handballfans in der Arena um den HCL Angst und Bange werden. Keine zehn Minuten nach Wiederanpfiff stand es bereits 8:21 (39.) – Tendenz fallend – und beim 13:33 (58.) war sogar die erste 20-Tore-Differenz aktenkundig. Der Endstand von 15:34 sorgte auf Leipziger Seite für zahlreiche betretene Gesichter. “Wenn du alle drei Tage so eine Klatsche kriegst, kratzt das natürlich an der  Motivation. Aber ich bin mir ganz sicher, dass wir wieder aufstehen werden”, sagte Saskia Lang im Gespräch mit L-IZ.de.

Gleichzeitig forderte sie einen realistischen Umgang mit der aktuellen Situation im Team. “Ich glaube, wir müssen die Erwartungen endlich mal zurückschrauben und uns damit abfinden, dass andere Zeiten eingezogen sind. Wenn man sieht, mit was für einem jungen Team wir gerade spielen, müssen wir – wie zuletzt geschehen – auch mit Mannschaften wie Bad Wildungen um Punkte kämpfen. Man muss es auch nach außen kommunizieren, dass wir hier gerade einen ganz harten Ball spielen”.

Hildigunnur Einarsdottier (HCL) gerät ins "Bermudadreieck" aus Astride N'Gouan, Stephanie Ntsama Akoa und Marion Limal (v.l.). Foto: Jan Kaefer
Hildigunnur Einarsdottier (HCL) gerät ins “Bermudadreieck” aus Astride N’Gouan, Stephanie Ntsama Akoa und Marion Limal (v.l.). Foto: Jan Kaefer

Mit mangelnder Einstellung im Team habe das nichts zu tun, ist die 30-Jährige überzeugt. “Ich lege für jede Spielerin die Hand ins Feuer. Wir geben jeden Tag im Training richtig Gas und versuchen unter diesen Umständen, alles aufrecht zu erhalten”.

Am kommenden Mittwoch steht eine weitere Bundesligapartie an. Es geht zum TV Nellingen, der an den bisherigen 10 Spieltagen noch ohne Punkt geblieben und damit Tabellenletzter ist. “Es ist schwierig, aber wir werden ein Rezept finden, wie wir Nellingen auswärts schlagen können”, so Lang. “Wir werden uns dort wahrscheinlich auf Augenhöhe treffen und müssen alles reinlegen, was wir haben. Das wird ein echt harter Monat, aber das wussten wir vorher, da müssen wir jetzt durch”.

Joanna Rode im Sprintduell mit Marine Desgrolard (Brest), angefeuert von Trainer Norman Rentsch und Michelle Urbicht (re.). Foto: Jan Kaefer
Joanna Rode im Sprintduell mit Marine Desgrolard (Brest), angefeuert von Trainer Norman Rentsch und Michelle Urbicht (re.). Foto: Jan Kaefer

Die Statistik zum Spiel

HC Leipzig vs. Brest Bretagne 15:34 (6:13)
EHF-Cup (Frauen), Gruppenphase

HC Leipzig: Kramarczyk, Kurzke, Roth – Lang (4), Sturm (3), Bösch (2/1), Mazzucco (2), Einarsdottir (1), Reimer (1), Rode (1), Urbicht (1), Guderian, Plate, Reißberg. Trainer: Norman Rentsch.
Brest Bretagne: Darleux (1), Dangueuger – Copy (6), Pineau (6), Le Hir (5), Geiger (4), N’Gouan (3), Ntsama Akoa (3), Tissier (2), Tizi Sadki (2), Limal (1), Rassinoux (1), Desgrolard, Durand, Iziquel, Toublanc. Trainer: Laurent Bezeau.

Schiedsrichter: Javier Alvarez Mata/ Yon Bustamante Lopez (Spanien). Zwei-Minuten-Strafen: HCL 3x (Lang, Einarsdottir, Reimer), Brest 3x (N’Gouan, Tissier, Durand). Siebenmeter: HCL 2/1 (Bösch 1/1, Einarsdottir 1/0), Brest 5/5. Zuschauer: 966 in der Arena Leipzig.

Mehr Infos zum EHF-Cup:
http://europeancup.eurohandball.com/ehfc/women/2016-17/rounds

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