Es war irgendwie so Metzingen. Denn wie schon im DHB-Pokalspiel vier Tage zuvor, erwischten die Handballerinnen des HC Leipzig auch am Sonntag im EHF-Cup-Spiel gegen Muratpasa SK eine verkorkste erste Halbzeit. Erst in den letzten Minuten - ebenfalls eine Parallele zur Metzingen-Partie - steigerten sich die Leipzigerinnen und konnten die drohende Niederlage doch noch in einen klaren Heimsieg umbiegen.

Es wirkte schon fast hilflos, was der HCL in Halbzeit eins auf dem Parkett ablieferte. Fehlabspiele, Fangfehler, Missverstรคndnisse und Fehlwรผrfe sorgten dafรผr, dass die Torausbeute der Gastgeber lange Zeit bescheiden ausfiel. Der Treffer von Alexandra Mazzucco zum 5:8 war erst das zweite Feldtor fรผr die Leipzigerinnen โ€“ da war immmerhin schon eine Viertelstunde gespielt. Bis dahin hatte Shenia Minevskaja ihre Blau-Gelben nervenstark vom Siebenmeterpunkt halbwegs im Rennen gehalten.

Als Michelle Urbicht in der 19. Minute der 9:9-Ausgleich gelang, hofften die knapp 2.500 Zuschauer in der Arena auf eine spielerische Wende. Daraus wurde zunรคchst nichts, denn Muratpasa antwortete direkt mit vier Treffern in Folge, so dass der HCL beim 9:13 (23.) sogar noch weiter ins Hintertreffen geriet als im gesamten bisherigen Spielverlauf. Bis zur Pause vermochten die Leipzigerinnen daran auch wenig zu รคndern, es ging mit 13:16 in die Kabinen.

In der ersten Halbzeit hatte Saskia Lang kein Wurfglรผck, war im zweiten Durchgang aber die Erste, die den Ball im Tor versenkte. Foto: Jan Kaefer
In der ersten Halbzeit hatte Saskia Lang kein Wurfglรผck, war im zweiten Durchgang aber die Erste, die den Ball im Tor versenkte. Foto: Jan Kaefer

โ€œKlar wollen wir immer ab der ersten Minute Vollgas geben. Aber wir kannten den Gegner nicht, konnten uns also tatktisch nicht so gut vorbereiten wie gegen andere Gegnerโ€, versuchte Alexandra Mazzucco eine Erklรคrung fรผr die schwache Mannschaftsleistung der ersten 30 Minuten zu finden. โ€œVielleicht waren wir auch ungeduldig, weil wir nicht wussten, was genau auf uns zukommt, aber ganz klar lag die erste Halbzeit an unseren eigenen Fehlernโ€.

Der groรŸe Ruck allerdings wollte auch mit dem Wiederbeginn nicht durch das HCL-Lager gehen. In der 35. Minute war beim 15:19 der Vier-Tore-Rรผckstand wieder hergestellt. Es spricht fรผr das Team von Trainer Norman Rentsch, dass der Kopf trotzdem nicht im Sand versank. โ€œIch glaube wir hatten alle im Kopf, dass irgendwann unser Schalter kommen muss, durch den wir ins Spiel findenโ€, verriet Mazzucco, die hรถchstselbst diesen Schalter betรคtigte.

Nachdem zunรคchst Kudlacz-Gloc (21:21/ 46.) und dann Hubinger (22:22/ 48.) den HCL wieder auf Augenhรถhe mit den Tรผrkinnen gehoben hatten, wendete Mazzucco mit einem Hattrick innerhalb von nur zwei Minuten das Blatt endgรผltig (25:22/ 50.). Wie schon gegen Metzingen, gehรถrten die letzten zehn Spielminuten den Gastgebern. โ€œDann lief es bei mir und auch bei den Anderenโ€, sagte Mazzucco. โ€œUnsere groรŸe Waffe, das Tempospiel, hat uns geholfen, noch einen guten Torepuffer aufbauenโ€.

Mit einem Hattrick innerhalb von zwei Minuten drehte Alexandra Mazzucco die Partie endgรผltig in Richtung Sieg. Foto: Jan Kaefer
Mit einem Hattrick innerhalb von zwei Minuten drehte Alexandra Mazzucco die Partie endgรผltig in Richtung Sieg. Foto: Jan Kaefer

Sieben Treffer Vorsprung nimmt der HCL am Donnerstag mit auf seine Reise nach Antalya. Am Samstag, 16. Januar (14 Uhr unserer Zeit) gilt es dann, in einer wahrscheinlich hitzigen Partie am Mittelmeer cool zu bleiben. Dem Buxtehuder SV hat im letzten Jahr ein Sechs-Tore-Polster nicht gereicht, er erlebte auch von den Rahmenbedingungen her ein unschรถnes Rรผckspiel.

Davon allerdings wollen sich die international abgezockten HCL-Handballerinnen nicht verunsichern lassen. โ€œWir wissen um die Geschichten, aber das belastet uns nichtโ€, verspricht Mazzucco. โ€œWir wollen unser Ding durchziehen!โ€. Zuvor wartet am Mittwoch, 19:30 Uhr in der Arena, mit Bayer Leverkusen aber noch eine weitere Bundesliga-Aufgabe auf den HCL.

Auch Torhรผterin Katja Kramarczyk steigerte sich und konnte am Ende mit ihrem Team jubeln. Foto: Jan Kaefer
Auch Torhรผterin Katja Kramarczyk steigerte sich und konnte am Ende mit ihrem Team jubeln. Foto: Jan Kaefer

Die Statistik zum Spiel

HC Leipzig vs. Muratpasa Belediyesi SK 33:26 (13:16)
Handball, EHF-Cup (Frauen), Hinspiel Achtelfinale

HC Leipzig: Kramarczyk, Kurzke, Roth โ€“ Mazzucco (8), Mietzner, Hertlein, Schulze (2), Kudlacz-Gloc (6), Hubinger (4), Lang (3), Diehl, Reimer, Minevskaja (8/6), Urbicht (2), ReiรŸberg. Trainer: Norman Rentsch.
Muratpasa SK: Imamoglu ร–cal, Gรถren โ€“ Kรถseler, Snopova (6), Hosgรถr (6), Bogosavljevic, Iskit (1), Kotsina (5), Gรผlecyรผz, Baranik (3), Sagdic, Uzunlar, Sahin (5), Ay. Trainer: Unsal Birol.

Schiedsrichter: Said Bounouara/ Khalid Sami (Frankreich). Zwei-Minuten-Strafen: HCL 4x (Schulze, Lang, 2x Hubinger), Muratpasa 4x (Hosgรถr, Baranik, Bogosavljevic, Snopova). Siebenmeter: HCL 6/6 (Minevskaja 6/6), Muratpasa 3/2. Zuschauer: 2.478 in der Arena Leipzig.

Alle Infos zum EHF-Cup-Achtelfinale:
europeancup.eurohandball.com/ehfc/women/2015-16/rounds/4/Last+16

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