Der alte und neue Meister Thüringer HC hat die Bundesliga-Saison ohne eine einzige Niederlage zu Ende gebracht. Pokalsieger HC Leipzig musste sich am Samstag vor eigenem Publikum mit 31:39 erneut deutlich geschlagen geben und schließt das Spieljahr auf dem 2. Platz ab. Im Anschluss an das mitteldeutsche Derby lud der HCL seine Fans zum Sommerfest und verabschiedete vier seiner Spielerinnen.
Respekt vor dem sportlichen Kontrahenten sieht anders aus. “Direkt vom Strand” wolle man zum “unwichtigsten Spiel” des Jahres reisen, verkündete THC-Coach Herbert Müller im Vorfeld der Partie beim HC Leipzig vollmundig. Die Thüringerinnen hatten ihren Trainigsbetrieb bereits eingestellt, weilten seit Montag auf Mallorca. Nach Leipzig wurden sie von mehreren hundert Fans begleitet, die in vier Bussen anreisten.
Schon seit Wochen war das Meisterschaftsrennen entschieden, der THC hatte den vierten Titel in Folge längst eingefahren. Doch die Thüringer siegten dennoch Spiel für Spiel. Das gelang Leipzig zuletzt nicht mehr. Gegen Leverkusen und Buxtehude setzte es in den letzten beiden Partien Niederlagen. “Da es klar war, dass es in den letzten Spielen um nichts mehr ging, war es vom Kopf her sehr schwer, noch einmal richtig Gas zu geben. Nach dem Pokalsieg war die Spannung weg.”, erklärte Anne Müller.
Auch gegen Herbert Müllers “Mallorca-Truppe” fand der HCL kein Mittel. Eine 1:0-Führung von Alexandra Mazzucco (1.) sowie zwei Gleichstände (3:3/ 4:4) waren alles, was der Pokalsieger den “Party-Biestern” aus Thüringen entgegensetzen konnten. Mit dem 4:5 wendete sich bereits in der 8. Spielminute das Blatt dauerhaft zugunsten der Gäste. Mitte der ersten Hälfte bauten sie ihren Vorsprung beim 7:11 (14.) auf vier Tore aus und legten gegen Ende noch einen drauf (14:19/ 15:20/ 16:21). Der Pausentee wurde bei einem Zwischenstand von 17:21 konsumiert.
Leipzig gab sich vor noch einmal 2.679 Zuschauern nicht auf, startete verheißungsvoll in die zweite Hälfte. Zwei Treffer von Saskia Lang – die am Ende mit neun Toren die erfolgreichste Werferin der gesamten Partie sein sollte – brachten den HCL mit 19:21 (33.) wieder ganz dicht an die Strandmatten des THC heran. Wirklich unerträglich wurde die Spannung trotzdem nicht, denn Thüringen baute seine Sandburg einfach wieder ein Stück höher und legte innerhalb von nicht einmal zwei Minuten drei Tore in Folge drauf und enteilten auf 19:24 (35.).
Damit war im Prinzip der Sangria-Eimer geleert. Leipzig mühte sich, scheiterte aber zu oft im Abschluss und kassierte hinten einfach zu viele Gegentreffer. In den letzten zehn Minuten gaben die Gäste noch einmal den Ballermann und schraubte ihren Vorsprung beim 31:39-Endstand auf acht Tore hoch.
“Schade, dass es heute nicht geklappt hat, aber davon geht die Welt auch nicht unter. Ich kann Thüringen nur zur Meisterschaft gratulieren, das haben sie souverän gemacht.”, ließ sich HCL-Kreisläuferin Anne Müller nach der Schlusssirene keine grauen Haare wachsen. Die Saisonbilanz des THC ist indes eine für die Geschichtsbücher. Von den 32 Partien wurden 31 gewonnen, bei nur einem Unentschieden. Fast 33 Tore erzielte der Deutsche Meister dabei im Schnitt pro Spiel und lag am Ende ganze 14 Punkte (!) vor Vizemeister HC Leipzig.
Die Leipzigerinnen, die ihrerseits den Pokal ergattert hatten, feierten hinterher gemeinsam mit ihren Fans den Saisonabschluss und verabschiedeten vier ihrer Spielerinnen. Die Torhüterinnen Melanie Herrmann (Frisch Auf Göppingen) und Julia Plöger (Füchse Berlin) heuern bei Liga-Rivalen an, während es Debbie Bont (Sercodak Dalfsen/ Niederlande) zurück in ihre Heimat zieht und Susann Müller (Györ/ Ungarn) beim Champions-League-Sieger auf Torejagd geht.
Trotz Saisonabschluss können die deutschen Nationalspielerinnen die Beine noch nicht hochlegen. Schon heute startet die Vorbereitung auf die letzten beiden EM-Qualifikationsspiele gegen Mazedonien, die am 11. und 14. Juni ausgetragen werden. Der offizielle Trainingsauftakt des HC Leipzig mit dem neuen Coach Norman Rentsch ist auf den 15. Juli terminiert, Saisonbeginn wird im September sein.
HC Leipzig vs. Thüringer HC 31:39 (17:21)
1. Bundesliga, Frauen, Meisterschaftsrunde
HC Leipzig: Herrmann, Plöger – Visser (4/1), Mazzucco (4), A.Müller (3), Bont, Schulze (2/1), Kudlacz (6/3), Hubinger (2), Lang (9), S.Müller (1). Trainer: Max Berthold/ Wieland Schmidt.
Thüringer HC: Krause, Eckerle, März – Nadgornaja (6), Frey (2), Smeets (2), Snelder (5), Luzumova (7/3), Engel (6), Althaus, Blase, Mietzner, Huber (3), Barbosa (8). Trainer: Herbert Müller.
Schiedsrichter: Lars Geipel/ Marcus Helbig. Siebenmeter: HCL 5/5 (Kudlacz 3/3, Visser 1/1, Schulze 1/1), THC 3/5 (Luzumova 3/3, Althaus 0/1, Barbosa 0/1). Zwei-Minuten-Strafen: HCL 1x (S.Müller), THC 1x (Snelder). Zuschauer: 2.679 in der Arena Leipzig.
Die anderen Spiele:
VfL Oldenburg vs. TuS Metzingen 29:26
Bayer Leverkusen vs. Buxtehuder SV 29:301.) Thüringer HC (63:1 Punkte)
2.) HC Leipzig (49:15 Punkte)
3.) Buxtehuder SV (39:25 Punkte)
4.) Bayer Leverkusen (37:27 Punkte)
5.) VfL Oldenburg (33:31 Punkten)
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12.) HSG Bensheim-Auerbach (10:54 Punkte)
Meister: Thüringer HC
Pokalsieger: HC Leipzig
Absteiger: HSG Bensheim-Auerbach
Aufsteiger: SVG Celle, Füchse Berlin, HSG Bad Wildungen (Die Liga wird auf 14 Teams aufgestockt).
Mehr Informationen:
Offizielle Website der Handball Bundesliga Frauen
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