Einen unnötigen Punktverlust haben die Handballerinnen des HCL am Montag in Leverkusen hinnehmen müssen. Dabei hatten die Leipzigerinnen fünf Minuten vor dem Ende noch mit komfortablen vier Toren vorn gelegen. Doch die folgende offene und aggressive Manndeckung der Gastgeberinnen brachte das Ørneborg-Team völlig aus dem Konzept - um ein Haar hätte es sogar eine Niederlage gesetzt.

Eine Nachricht sorgte vor dem Anpfiff der Partie für großes Erstaunen. Nationalspielerin Natalie Augsburg stand nicht mehr auf dem HCL-Zettel. Aus beruflichen Gründe habe sie Leipzig in Richtung Berlin verlassen, hieß es. Dort heuerte die 30-Jährige beim Zweitligisten Spreefüxxe an, für die sie sofort spielberechtigt ist. Isa-Sophia Rösike, Michelle Urbicht und Saskia Lang versuchten sich daher in Leverkusen auf ihrer Linksaußenposition.

Nach auskurierter Verletzung konnte Maura Visser wieder ins Team zurückkehren. Dafür wurde Kapitänin Karolina Kudlacz von einem Infekt zum tatenlosen Zuschauen gezwungen. Die Anfangsphase war dann auch in der Leipziger Offensive noch mit einigen Unstimmigkeiten behaftet, zumal WM-Torschützenkönigin Susann Müller direkt eine persönliche Bewacherin zur Seite gestallt bekam. Dafür stand die Abwehr von Anfang an gut, was in der Konsequenz eine eher torarme erste Hälfte ergab. Nach 15 Minuten stand es gerade einmal 4:4. Einen kurzzeitigen Zwei-Tore-Rückstand (6:4/ 7:5) bog der HCL bis zur Pause wieder um, ging mit einer 9:12-Führung in die Kabine.

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Als gleich nach Wiederbeginn erst Saskia Lang (9:13) und dann Susann Müller (10:14) sogar auf vier Tore erhöhten, schien die Partie in die richtige Richtung zu laufen. Das allerdings täuschte, denn nur sechs Minuten danach hatte sich Leverkusen den 16:16-Ausgleich erkämpft (39.) und ging beim 18:17 (41.) sogar wieder in Führung.

Die stärkste Leipziger Phase wurde durch das 19:19 (49.) von Michelle Urbicht eingeleitet. Neun Minuten blieb die Ørneborg-Sieben nun ohne Gegentreffer und zog so auf 19:23 (56.) davon. Eine Schrecksekunde gab es dabei allerdings zu überstehen, denn Saskia Lang rutschte während eines Angriffs aus, verletzte sich dabei am Bein und blieb schmerzschreiend liegen. Nach einiger Behandlungszeit war sie in der Schlussphase aber wieder einsatzfähig.

Und diese Schlussphase hatte es in sich, denn der HCL traf einfach das Tor nicht mehr. Leverkusen kam näher und stellte auf eine offene Manndeckung um. Damit kamen die Leipzigerinnen überhaupt nicht klar, agierten oft fahrig und überhastet. Anderthalb Minuten vor dem Ende gab es dafür die Quittung, als Anna Seidel für Bayer den 23:23-Ausgleich erzielte. Die verbleibenden Sekunden wurden hektisch.

Erst durfte sich der HCL glücklich schätzen, dass ein Bayer-Heber von linksaußen haarscharf neben dem langen Pfosten landete. Faktisch im Gegenzug konnte Saskia Lang bei ihrem Konter nur per Notbremse gestoppt werden. Anne Jochin flog dafür eine Sekunde vor dem Ende mit Rot vom Feld. Aber statt eines Siebenmeters bekam Leipzig nur einen direkten Freiwurf zugesprochen. Gegen eine 5-Frau-Mauer setzte Susann Müller diesen allerdings über den Kasten. Es blieb beim 23:23, das sich aus Leipziger Sicht wie eine Niederlage anfühlt, denn der Rückstand auf Tabellenführer Thüringer HC beträgt nun schon zwei Punkte.

Für den HCL geht es schon am 4. Januar weiter, dann geht es für die Leipzigerinnen zum Tabellenvorletzten nach Trier (Anwurf 19:30 Uhr).
Bayer Leverkusen vs. HC Leipzig 23:23 (9:12)

Bayer Leverkusen: Hagel, Salamakha – Zapf (3), Seidel (4), Egozkue Extremado (7/4), Verschuren, Latakaite-Willig (1), Glankovicova, Adams, Naidzinavicius (5), Logvin, Jochin (2/1), Jörgens, S.Münch, Comans (1), M.Münch. Trainerin: Heike Ahlgrimm.
HC Leipzig: Herrmann, Roth – Visser (3/1), Mazzucco (3), Bont, Kudlacz, Hubinger (3), Lang (6), Szwed-Ørneborg (3), S.Müller (4/1), Urbicht (1), Rösike, Lederer. Trainer: Thomas Ørneborg.

Schiedsrichter: Robert Schulze/ Tobias Tönnies. Zwei-Minuten-Strafen: Leverkusen 2x (Seidel, Latakaite-Willig), Rote Karte: Jochin, HCL 5x (Szwed-Ørneborg, S.Müller, Trainer Ørneborg, 2x Visser). Siebenmeter: Leverkusen 5/7 (Egozkue Extremado 4/4, Jochin 1/2, Naidzinavicius 0/1), HCL 2/4 (S.Müller 1/2, Visser 1/2). Zuschauer: 1.823 in der Smidt-Arena, Leverkusen.

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