Am späten Sonntag-Nachmittag lagen sich die Blau-Gelben jubelnd in den Armen. Aus Leipziger Sicht kein Grund zur Freude, denn es waren die Gäste aus Metz, die in dieser vertrauten Farbkombination angetreten waren. Mit 22:25 hatten die HCL-Handballerinnen gerade ihre vierte Niederlage in der Champions-League-Gruppenphase einstecken müssen. Das Thema "Europäischer Wettbewerb" ist damit für diese Saison abgehakt, der HCL wird den letzten Gruppenplatz nicht mehr verlassen können.

Die Partie gegen den französischen Meister schien einmal mehr Bestätigung dafür zu sein, dass selbst für eine deutsche Spitzenmannschaft wie den HC Leipzig der Ausfall von sechs Stammspielerinnen auf internationalem Parkett nicht wettzumachen ist. Nationalspielerin Natalie Augsburg – selbst gerade von einem Magen-Darm-Infekt genesen – wollte das als Ausrede nicht stehen lassen: “Ich bin es Leid, das immer auf die Verletzten zu schieben. Wenn man unsere erste Sechs anguckt, dann ist die immer noch konkurrenzfähig und gut genug. Wir müssen eigentlich alle in der Lage sein, sechzig Minuten durchzuspielen. So sehe ich das.”
In der Tat wäre vor den knapp 2.500 Zuschauern in der Leipziger Arena durchaus ein Sieg drin gewesen, denn Metz präsentierte sich keineswegs als Übermannschaft. Beide Teams begannen nervös und offenbarten Schwächen im Abschluss. So stand es nach neun Spielminuten gerade einmal 3:1 für den HCL. Diesen Vorsprung bauten die Leipzigerinnen auf 5:2 (13.) aus. Wirkliche Sicherheit stellte sich dennoch nicht ein, denn schon vier Minuten später hatte Metz zum 6:6 ausgeglichen.

Nun begann bei den Gastgebern das Zittern, das sich beim 8:9 (22.) – und damit der ersten Metz-Führung des Spiels – verstärkte. Die Folge: Die Französinnen erhöhten auf 9:11 (28.), und Karolina Kudlacz vergab kurz vor der Pause per Siebenmeter die große Chance auf den 11:11-Ausgleich. Es war in Hälfte eins der fünfzehnte (!) Wurf des HCL, der nicht den Weg ins gegnerische Tor gefunden hatte. Dem gegenüber standen zehn magere Treffer.

Wer nun gehofft hatte, dass beim Pausentee der Fokus geschärft und die Wurfhand kalibriert werden würde, erhielt mit Wiederbeginn einen Dämpfer. Dieser kam in Form von gleich drei Metzer Toren daher. Es stand 10:14 (34.) – und der HCL mit dem Rücken zur Wand. Quälende sechs Minuten brauchte die Ørneborg-Truppe, um in der zweiten Halbzeit erstmals zu treffen. Der nächste Treffer nahm weitere vier Minuten Wartezeit in Anspruch (12:16/ 40.). Dies ist nicht nur international eine problematische Torfrequenz.

Als kurz darauf ein weiter Torabwurf direkt in des Gegners Händen endete, schallten dem HCL selbst aus dem treuen Leipziger Publikum einige Pfiffe entgegen. Unaufhaltsam näherte sich die Partie nun der Schlussviertelstunde – jenem Bermuda-Dreieck, in dem der HC Leipzig zuletzt mehrfach versank. Diesmal funktionierte das so: 43. Minute – Alexandra Mazzucco bekam in zentraler Position per völlig freiem Sprungwurf den Ball nicht an Metz-Keeperin Ranikova vorbei. Es stand weiterhin 13:17. Dafür bedankte sich Metz bis zur 47. Minute dreimal, zog auf 13:20 davon. Es fiel durchaus schwer, an dieser Stelle noch eine Wende in Betracht zu ziehen.
Selbst als Kudlacz ihr Team in der 55. Minute per 19:22 doch noch einmal in Schlagdistanz brachte, verblieb keine Zeit, den Wunsch auf ein furioses Finale auszuformulieren. Denn nur eine Minute später hatten die Gäste mit zwei Toren geantwortet (19:24/ 56.) und damit die Fronten geklärt. Das Baguette war endgültig gekaut.

“Wir hatten nicht so richtig den Flow gehabt.”, urteilte Natalie Augsburg und wusste: “Zweiundzwanzig geworfene Tore waren heute definitiv zu wenig, wir haben zu viele freie Würfe verballert. Wir hatten ja viele Chancen, haben sie aber nicht rein gemacht.” Das Thema europäischer Wettbewerb ist für diese Saison vom Tisch, denn um wenigstens im Cupwinners-Cup weiterzuspielen, wäre der dritte Gruppenplatz erforderlich gewesen. Den hat nun Metz sicher, während Krim Ljubljana und IK Sävehof bereits als Kandidaten für den Einzug in die Hauptrunde der Champions League feststehen.

Schon am heutigen Dienstag-Abend erhält der HCL die Chance zur Frustbewältigung. Um 19:30 Uhr treten die Leipzigerinnen bei der HSG Bad Wildungen an, ihres Zeichens Tabellenführer der 2. Bundesliga. Dabei geht es um den Einzug ins Viertelfinale des DHB-Pokals. Die Vokabel zum Spiel lautet: “Pflichtsieg”.
HC Leipzig vs. Metz Handball 22:25 (10:11)
Champions League, Gruppenphase

HC Leipzig: Herrmann, Roth – Mazzucco, Augsburg (2), Bont (2), Kudlacz (5), Lang (5), Möschter, Szwed-Ørneborg (3), S.Müller (2), Urbicht (2), Rösike (1). Trainer: Thomas Ørneborg.
Metz HB: Ranikova – Prudhomme, Kamto Njitam (2), Zaadi Deuna (4), Bulleux, Baudouin (4), Broch (2), Andryushina (7), Pidpalova, Dangueuger, Ognjenovic (1), Gonzales Ortega (1), Luciano (1), Kpodar, Liscevic (3). Trainer: Jean Pietrala.

Schiedsrichter: Per Olesen/ Claus Gramm Pedersen (Dänemark). Siebenmeter: HCL 0/1 (Kudlacz 0/1), Metz 4/4 (Baudouin 4/4). Zwei-Minuten-Strafen: HCL 2x (Kudlacz, Szwed-Ørneborg), Metz 5x (Kamto Njitam, Zaadi Deuna, Broch, Luciano, Liscevic). Zuschauer: 2.491 in der Arena Leipzig.

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