Eine der besten europäischen Handball-Mannschaften hat den Siegeszug des HC Leipzig unterbrochen. Nach elf Pflichtspiel-Siegen in Folge mussten die Blau-Gelben am Sonntag in ihrer zweiten Champions-Legaue-Partie gegen Krim Ljubljana eine 23:27 (10:13)-Niederlage einstecken. Vor 3.691 Zuschauern bot die Ørneborg-Truppe dennoch eine kampfstarke Vorstellung.
Zweimal hatten die Gäste aus Slowenien die Champions League bereits gewinnen können (2001, 2003), im letzten Jahr scheiterten die erst im Halbfinale. Und auch in dieser Saison kennt man in Ljubljana nur ein Ziel: Titel Nummer drei. In Leipzig kommen diesbezüglich etwas kleinere Brötchen aus dem Ofen. Eine Qualifikation für die Hauptrunde mit den besten acht Mannschaften ist hier das große Ziel. Ein wichtiges Mosaiksteinchen wurde mit dem Auswärtssieg in Metz bereits gelegt, und gegen Krim Ljubljana sollte nun die Überraschung her.
Dass dies ein äußerst kniffliges Unterfangen werden würden, zeigte sich bereits wenige Minuten nach dem Anpfiff. Zunächst hatten Karolina Kudlacz (1:0) und Susann Müller (2:1) ihren HCL zwar in Führung geworfen – doch dann begann die ewige Aufholjagd. Denn mit vier Treffern hintereinander deuteten die slowenischen Gäste ihre Qualitäten an und stellten Leipzig beim 2:5 (9.) vor eine anspruchsvolle Aufgabe. Zumindest gelang es den Gastgebern, den Rückstand nicht größer werden zu lassen. Viermal stand das Team von Trainer Thomas Ørneborg sogar vor dem Ausgleich. Dieser gelang unter anderem deshalb nicht, weil dem HCL im Vergleich zu Krim zu viele Ungenauigkeiten unterliefen. Da wechselten sich großartige Aktionen mit viel zu einfachen Fehlern ab.
Zwei Beispiele: Beim Stand von 4:5 blockt die Leipziger Abwehr einen Krim-Wurf ab, könnte im schnellen Gegenzug den Ausgleich erzielen. Doch der Pass landet direkt beim Gegner, der sich mit dem 4:6 (13.) “bedankt”. Ähnlich lief es ein paar Minuten später. Zunächst hatte Maura Visser Natalie Augsburg mit einem traumhaften No-Look-Anspiel in Szene gesetzt, die daraufhin auf 8:10 verkürzen konnte. Den darauffolgenden Krim-Angriff kassierte die Leipziger Abwehr wieder eindrucksvoll – aber der lange Pass nach vorn landete erneut in des Gegners Händen. Prompt erhöhte der auf 8:11 (20.).
Da der Ball in den Reihen von Krim Ljubljana einfach flüssiger lief, manche Würfe aus dem Rückraum – zum Teil auch unter Zeitnot – einen Tic zu einfach im Kasten von Julia Plöger landeten und zudem die Gäste-Keeperin Talida Tolnai einen super Tag erwischte, drohte dem HCL kurz vor der Halbzeitpause das Spiel allmählich zu entgleiten. Wichtig in dieser Phase, dass Maura Visser Sekunden vor der Sirene wenigstens auf 10:13 verkürzen konnte. Sie beendete damit eine siebenminütige Torflaute ihres Teams.
Nach Wiederbeginn und kurzem HCL-Hoffnungsschimmer (12:14/ 34.), baute Krim seinen Vorsprung auf fünf Tore aus – und verwaltete ihn auf dieser Höhe bis zum 15:20 (41.). Geschlagen geben wollten sich die Leipzigerinnen dennoch nicht und brachten in der letzten Viertelstunde noch einmal Spannung und Stimmung in die Bude. Beim 19:21 und 20:22 waren sie bereits zweimal wieder in Schlagdistanz gekommen, bevor sich die Partie auf ihren Knackpunkt hinarbeitete.
In Überzahl brachte Kudlacz den HCL erneut auf zwei Tore heran (21:23/ 52.). Den Gegenangriff fischte Melanie Herrmann weg, doch Susann Müller ließ die Chance zum Anschluss aus. Das blieb noch ohne Folgen, da Herrmann ein weiteres Mal glänzend parierte. Die Arena tobte – trieb ihre Mädels an – und brodelte über, als Leipzig nun einen Siebenmeter zugesprochen bekam. Kapitänin Kudlacz – sichere Werferin und bisher sieben Mal erfolgreich – übernahm die Verantwortung, doch scheiterte an Tolnai (56.). Ljubljana schlug mit zwei Treffern zurück, das Spiel war entschieden.
“Wir waren heute kein Favorit, trotzdem wollten wir das Spiel gewinnen.”, sagte eine enttäuschte Karolina Kudlacz nach dem 23:27-Endstand. “Ich bin sehr traurig, denn Krim wäre heute zu schlagen gewesen, wenn wir ein bisschen besser in der Abwehr gestanden und die Tore gemacht hätten. Das tut mir sehr leid. Aber wir kämpfen weiter.”
HC Leipzig vs. Krim Ljubljana 23:27 (10:13)
Champions League, Hauptrunde/ Gruppenphase
HC Leipzig: Plöger, Herrmann – Kudlacz (7), S.Müller (5), Szwed-Ørneborg (4), Augsburg (2), A.Müller (2), Bont (1), Hubinger (1), Visser (1), Lang, Mazzucco, Urbicht, Rösicke. Trainer: Thomas Ørneborg.
Krim Ljubljana: Tolnai, Marincek, Stefanisi – Lazovic-Varlec (7), Krpez (5), Penezic (4), Mavsar (3), Wörz (3), De Oliveira Piedale (2), Manea (2), Torstensson (1), Bulatovic, Irman, Vizitiu, Zrnec. Trainer: Tone Tiselj.
Schiedsrichter: Stolarovs/ Licis (beide Lettland), Siebenmeter: HCL 2/1 (Kudlacz 1/0, S.Müller 1/1), Krim 2/2, Zwei-Minuten-Strafen: HCL keine, Krim 4x (Krpez, Irman, 2x Bulatovic), Zuschauer: 3.691 in der Arena Leipzig.
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