Auch nach dem achten Spieltag führen die Handballerinnen des HC Leipzig ohne Verlustpunkt die Bundesliga-Tabelle an. Am Mittwoch siegten sie beim Buxtehuder SV denkbar knapp mit 25:26 (13:16). Den entscheidenden Treffer hatte Susann Müller eine halbe Minute vor Ultimo erzielt. Bitter: Während der Partie verletzten sich Anne Müller (Innenbandriss) und Anne Hubinger (Mittelhandbruch) so schwer, dass sie dem HCL lange fehlen werden.

Das Spitzenspiel des Tabellenführers beim Viertplatzierten begann im ausverkauften Schulzentrum Nord sehr intensiv. Nach noch nicht einmal acht Minuten standen bereits vier Verwarnungen und zwei Zeitstrafen zu Buche. Außerdem hatte der HCL da bereits die erste schwere Verletzung zu beklagen. Von Friederike Gubernatis rüde gefoult, zog sich Kreisspielerin Anne Müller einen komplizierten Innenbandriss im linken Knie zu. Sie wird voraussichtlich drei Monate fehlen. An diesem Auftakt war nur das Resultat friedlich – es stand 3:3-Unentschieden.

Nur sechs Minuten später die nächste schwere Verletzung: Nach ihrem Torwurf zum 5:7-Zwischenstand, war die Buxtehuderin Sina Ritter so unglücklich mit dem Knie gelandet, dass – nicht zum ersten Mal – ihr Kreuzband riss. Im Spiel hatte Leipzig inzwischen die Nase vorn. Beim 4:7 (13.) waren sie erstmals mit drei Toren in Führung gegangen und konnten diesen Abstand auch mit zum Pausentee in die Kabine nehmen (13:16). Bis das soweit war, stand Buxtehude allerdings viermal kurz vor dem Ausgleich. Zu leicht kassierte der HCL in dieser Phase die Gegentore. Zudem musste man sich im Angriff mit einer offensiven BSV-Abwehr auseinandersetzen und Antworten auf die Manndeckung von Susann Müller finden.

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Dass Susann Müller überhaupt mitspielen konnte, entschieden die HCL-Verantwortlichen erst kurz vor dem Anpfiff. Die Rückraum-Schützin hatte im Champions-League-Spiel gegen ihr Ex-Team aus Ljubljana einen Kopftreffer kassiert, der einen Einsatz am Mittwochabend fraglich machte. Sie durfte auflaufen und war auf dem Feld ganz die Alte: Zur Halbzeit hatte sie bereits sieben Mal getroffen und sich vor allem vom Siebenmeterpunkt als nervenstark erwiesen. Am Ende sollte sie mit zehn Toren – die Hälfte davon vom Punkt – beste Werferin der Partie werden.

Trotz der Drei-Tore-Führung im Rücken, waren die Leipzigerinnen mit Beginn der zweiten Hälfte vollkommen von der Rolle. Vorne wollte so gar kein Ball mehr rein gehen, und hinten purzelten die Gegentreffer. Gerade mal fünf Minuten dauerte es, bis die Gastgeber das Spiel gedreht hatten und mit 17:16 (35.) in Front zogen. Mitten in diese Katastrophe-Phase platzte die nächste Hiobsbotschaft für den HCL: Mittelhandbruch bei Anne Hubinger, vier bis sechs Wochen Ausfall.

Erst im siebenten Angriffsversuch nach Wiederbeginn, fanden die Leipzigerinnen das gegnerische Tor. Müller war es, die in der 36. Minute zum 17:17 ausglich. Aber Buxtehude, das von seinen 1.800 Fans frenetisch unterstützt wurde, blieb am Drücker und legte weitere drei Tore drauf (20:17). Die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit waren somit 7:1 (!) an die Gastgeber gegangen. Es bedurfte erneut eines Müller-Tores, um diesen Lauf zu stoppen. Natalie Augsburg, Alexandra Mazzucco und Karolina Kudlacz zogen nach, rissen nach einer Dreiviertelstunde die Führung wieder an sich (20:21).

Nun entwickelte sich eine packende, nervenaufreibende Schlussphase, in der der HC Leipzig lange nicht wie der Sieger aussah. Beim 24:22 (54.) drohten die Punkte schon zu entschwinden. Aber wenn auch längst nicht alles gelang, ihren Kampfgeist hatte die Ørneborg-Truppe nicht verloren. Bis zum Schluss fightete der Rekordmeister darum, seine weiße Weste sauber zu halten – und wurde dafür belohnt. Genau 28 Sekunden vor der Schlusssirene fasste sich Susann Müller ein Herz und verwandelte zum 25:26-Endstand.

Wie sehr diese Begegnung an den Nerven gezehrt hat, war an den Trainern beider Teams zu beobachten. Nach Spielende gingen Thomas Ørneborg und Dirk Leun wortgewaltig aufeinander los – HCL-Manager Kay-Sven Hähner hatte seine liebe Mühe, die beiden Streithähne voneinander fernzuhalten. Zur anschließenden Pressekonferenz hatte Ørneborg seine Fassung noch nicht endgültig wiedergefunden, erklärte nur knapp, dass er “keinen Kommentar über das Spiel” abgeben wolle.

Am nächsten Tag zeigte sich der Däne auskunftsfreudiger. “Das war ein verdammt teuer bezahlter Sieg”, so Ørneborg mit Blick auf die beiden schweren Verletzungen. “Das ist für die Spielerinnen, die deutsche Nationalmannschaft und für uns eine ganz schlimme Sache. Jetzt wird es richtig schwer und wir müssen ganz eng zusammenrücken.” Am Samstag steht mit dem Heimspiel gegen Sävehof (Anwurf 16 Uhr) bereits die nächste Champions-League-Aufgabe an. Vor allem für das Geschehen am Kreis wird sich der Coach bis dahin etwas einfallen lassen müssen.
Buxtehuder SV vs. HC Leipzig 25:26 (13:16)
Handball-Bundesliga, Frauen

Buxtehuder SV: Lenz, Gronemann – Ägren (2), Bülau (6), Luschnat (2), Limberg (2), Lamp, Gubernatis (3/1), Stapelfeldt (4/2), Oldenburg (4), Kaiser, Ritter (1), Ziegler (1). Trainer: Dirk Leun.
HC Leipzig: Herrmann, Plöger – Visser (1), Mazzucco (2), Augsburg (5), A.Müller, Bont, Kudlacz (5/1), Hubinger, Lang (1), Szwed-Ørneborg (2), S.Müller (10/5), Urbicht, Rösike. Trainer: Thomas Ørneborg.

Schiedsrichter: Peter Behrens/ Marc Fasthoff, Zwei-Minuten-Strafen: Buxtehude 4x (Ägren, Bülau, Gubernatis, Stapelfeldt), HCL 2x (Augsburg, Lang), Siebenmeter: Buxtehude 4/3 (Gubernatis 1/1, Stapelfeldt 2/2, Ritter 1/0), HCL 7/6 (S.Müller 6/5, Kudlacz 1/1), Zuschauer: 1.800 im Schulzentrum Nord, Buxtehude.

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