Morgen gehen die Handballerinnen des HC Leipzig erstmals wieder auf Punktejagd. Um 16 Uhr starten sie in Bensheim in die neue Bundesliga-Saison. Beim Rekordmeisters steht dann auch wieder Alexandra Mazzucco mit auf der Platte. Schon am vierten Spieltag des vergangenen Spieljahres hatte sich die heute 20-Jährige einen Kreuzbandriss zugezogen - ihre erste schlimme Verletzung. Für L-IZ.de beschreibt sie den langen, schweren Kampf zurück ins Team.

Es war der 26.September 2012 und wir spielten in Metzingen. Ich durfte zum Anpfiff der zweiten Halbzeit endlich auf die Platte und konnte gleich meine Konterstärke unter Beweis stellen. Doch nach etwa 50 Spielminuten blieb ich nach einem Konter kurz am Boden liegen. Doch ich wies Physio Christian handwinkend ab, stand auf und lief zurück in die Abwehr. Vielleicht war das ein Fehler. Ich dachte, es wäre nichts Schlimmes, dachte, ich beiße auf die Zähne. Und ich wollte das Spielfeld nicht verlassen, nicht in der Phase, in der ich zeigen konnte was ich kann.

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Später im Bus schliefen wir alle und kamen gegen 5 Uhr nachts wieder in Leipzig an. Ich stieg aus und merkte, dass ich nicht ohne Schmerzen vorwärts kam. Immer noch nicht im Bewusstsein, ich könnte mich ernsthaft verletzt haben, fuhr ich nach Hause. Doch gleich am nächsten Vormittag bin ich in die Medica-Klinik. Dort kam die Hiobsbotschaft: Verdacht auf Kreuzbandriss! Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich konnte das gar nicht glauben, ich wollte es auch gar nicht glauben. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch nie ernsthafter verletzt gewesen, musste nie ein Training pausieren. Ich war einfach nur geschockt. Anne Hubinger fuhr mich ins Krankenhaus und regelte dort alles für mich. Später half sie mir beim Einkaufen und verpasste mir immer wieder gute Laune.

Die Operation verlief ohne Komplikationen. Unser Mannschaftsarzt Dr. Knoll nahm mich am 6.Oktober 2012 unters Messer und brachte mein Knie wieder in Ordnung. Danach wurde mir der Umgang mit Krücken und Streckschiene ans Herz gelegt. Keine leichte Aufgabe für mich, diese “Kackstelzen” hätte ich am liebsten schon am ersten Tag in die hinterste Ecke geschmissen! Statt Training hieß mein Tagesprogramm nun Medica. Sechs Wochen lang durfte keine Belastung auf das Bein. “Lege die Krücken also nie weg!”, war die Anweisung. Leichter gesagt als getan! Allein das Duschen wurde zur reinsten Akrobatik. Es folgten 6 weitere Wochen an Krücken. Doch jetzt bekam ich eine Bewegungsschiene, mit der ich langsam herangeführt wurde, das Knie wieder bis zu 90 Grad zu bewegen. Mit größter Mühe kamen wir Schritt für Schritt diesen doofen 90 Grad näher.
Aus lauter Ungeduld durfte ich sogar aufs Fahrrad und vorsichtig, bei gefühlten null Watt, mein Knie bewegen. Es war aber wie Geburtstag und Weihnachten auf einmal! So fuhr ich nun jeden Tag zehn Minuten zusätzlich Fahrrad. Pünktlich zu Weihnachten endlich der Befreiungsschlag: Krücken weg, Schiene weg! Das beste Geschenk überhaupt. Jetzt konnte die lang ersehnte Reha beginnen. Neben täglich bis zu 3 Stunden in der Medica, Bewegungsbad, Physiotherapie und so weiter, durfte ich endlich auch ins medizinische Training. Wöchentlich gab es einen neuen Trainingsplan für mich, der mir Kraft, Bewegung, Stabilität und Sicherheit wiedergeben sollte. Mitte April 2013, also nach verstrichenen 7 Monaten, stand dann der Tag der Halle bevor.

Mannschaftstraining wäre zu früh gewesen, aber ich konnte zumindest zu jeder Trainingseinheit draußen am Rand mit Christian und Danilo an weiteren Schritten Richtung Comeback arbeiten. Allein wieder unter den Mädels zu sein und teilaktiv mitzuwirken, machte riesigen Spaß. So langsam wurde ich auch ungeduldig und hatte mir den Floh in den Kopf gesetzt, eventuell noch bei den Play-Offs mitzuspielen. Aber das wäre einfach zu früh gewesen. Was aber nicht zu früh war: Ich durfte mich jeweils bei den Finalspielen mit auf die Bank setzen, mich mit dem Team aufwärmen und ich durfte sogar mit einlaufen! Das hat mir schon echt das Herz schneller schlagen lassen.

Jetzt bin ich wieder gesund, habe keine Schmerzen mehr und keine Probleme mit dem Knie. Vielen Dank an das gesamte Team: Meinem Physiotherapeuten Christian, der – ganz abgesehen von seinen physiotherapeutischen Fähigkeiten – schon so langsam Experte in der Welt des bayrischen Dialekts wird. Danilo, bei dem ich immer entspannen konnte, ob bei Lymphdrainage oder Massagen. Horst und Paul, mit denen ich hart aber auch mit Spaß Tag für Tag an meinem Muskelaufbau gearbeitet habe und natürlich den super Mädels meiner genialen Mannschaft. Es wird Zeit, dass die neue Saison startet und das Kapitel “Kreuzbandriss” für immer abgeschlossen ist.

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