Der HC Leipzig ist bei der Vergabe der Titel in dieser Saison erneut leer ausgegangen. Auch das Rückspiel im Meisterschaftsfinale mussten die Messestädterinnen beim Thüringer HC mit sechs Toren verloren geben. Damit feierte der THC seinen dritten Meistertitel in Folge. Zudem hatten die Thüringerinnen vor wenigen Wochen bereits das Pokalfinale gegen den HCL für sich entscheiden können.
Es war eine äußerst verzwickte Aufgabe, die sich die Handballerinnen des HCL durch die klare 21:27-Niederlage im Hinspiel für das gestrige Rückspiel in Bad Langensalza gestellt hatten. Um den Bock beim amtierenden Meister doch noch umstoßen zu können, hätte es eines Glückstages bedurft, an dem alles – aber auch wirklich alles – optimal passt. Der Verdacht, dass es ein solcher Tag nicht werden würde, drängte sich in der rappelvollen Salza-Halle jedoch bereits nach vier Minuten auf. Die ersten drei Torwürfe der Leipzigerinnen durch Kudlacz und Lang hatten ihr Ziel verfehlt. Thüringen nutzte dies zur 2:0-Führung. Erneut lief der HCL somit von Anfang an einem Rückstand hinterher.
Im Gegensatz zur ersten Begegnung, die vor allem durch Abwehrbeton bestimmt wurde, fielen diesmal die Tore wie Herbstlaub. Der 2:1-Anschlusstreffer durch Schulze (5.) eröffnete einen Schlagabtausch wie man ihn in einem Finale wohl nur selten zu sehen bekommt. Nahezu jeder Wurf landete nun in den Maschen – hüben wie drüben. Das geschah in so einem Tempo, dass mehrmals eine Trefferfrequenz von drei Toren pro Minute erreicht wurde. Bedeutete für Leipzig: Das Bemühen um den Ausgleich wurde zur Sisyphus-Arbeit, denn kaum war der Anschlusstreffer erzielt, krachte es wieder im eigenen Gebälk.
Im entscheidenden Moment kam außerdem noch Pech dazu. In der 16. Minute lag der Ball zum vermeintlichen 12:12 im Thüringer Tor, doch der Treffer von Schulze wurde wegen Kreiskontaktes nicht gegeben. Statt einer Wendung kam es nun sogar ganz dicke für die Ørneborg-Truppe. Die treffsichere Lang – am Ende mit 8 Toren erfolgreichste Leipzigerin – hatte mit ihrem 13:12 (17.) wieder einmal den Anschluss erzielt. Doch gerade jetzt, wo der THC auch noch mit einer Spielerin weniger auskommen musste, versiegte für einige Minuten der Leipziger Torquell. Statt Ausgleich und Führung hagelte es vier Gegentore am Stück. 17:12 lautetet die ernüchternde Zwischenbilanz nach zwanzig gespielten Minuten. Der HCL nun schon 11 Minustore vom Gesamtsieg entfernt, der Haken am Thüringer Meistertitel war faktisch schon dran.
Nach einem Pausenstand von 21:17 begann die zweite Halbzeit abermals mit drei Leipziger Fehlwürfen (Kudlacz, 2x Hubinger). Spätestens jetzt war klar: Das wird hier nichts mehr. Thüringen verwaltete seinen Vorsprung, Leipzig zeigte Nerven. Als Kramer die THC-Tormaschine Nadgornaja rüde attackierte, flog sie mit einer glatten roten Karte vom Parkett (40.). Die Gefoulte revanchierte sich direkt mit dem Tor zum 26:22. Damit waren nach 40 Spielminuten bereits genau so viele Tore gefallen, wie im gesamten Hinspiel (48 Tore).
Gegen Ende der Partie kamen die Gäste nach zwei verwandelten Siebenmetern durch Kudlacz noch einmal in Schlagdistanz (30:28/ 52.). Doch auch das war nur eine Momentaufnahme. Bereits sechs Minuten vor der Schlusssirene erhoben sich die THC-Fans von ihren Sitzen und skandierten: “Deutscher Meister wird nur der THC!”. Dieser packte aus Dankbarkeit noch ein paar Törchen drauf und hatte sich beim Endstand von 37:31 diese dritte Deutsche Meisterschaft in Folge auch redlich verdient.
Während die Halle nun tobte und Thüringer Spielerinnen durch Sektfontänen tanzten, kullerten in den Leipziger Reihen die Tränen. “Wir wussten, dass es heute schwer wird, wollten aber alles geben. Am Ende hat der THC gewonnen, der einfach in den beiden Spielen die bessere Mannschaft war.”, stellte eine traurige Luisa Schulze fest. “Wir wollten von Anfang an Vollgas geben, im Angriff hat das gut geklappt, aber wir hatten hinten in der Deckung unsere Probleme, denn immer wenn wir vorne das Tor gemacht haben, ist hinten das Gegentor gefallen.”, beschrieb sie die Krux des Tages und fügte hinzu: “37 Tore sind einfach zu viel”.
Thüringer HC vs. HC Leipzig 37:31 (21:17)
(Meisterschaftsfinale, Rückspiel)
Thüringer HC: Eckerle, März, Tomasevic – Nadgornaja (7), Frey (10/6), Gros (2), Minevskaja (2), Snelder (2), Bolze, Popluharova, Augustensen (4), Engel (2), Althaus (1), Jakubisova (4), Wohlbold (3). Trainer: Herbert Müller.
HC Leipzig: Schülke, Plöger – Visser (1), Augsburg (2), Müller (1), Reiche, Kramer, Bont (2), Schulze (3), Kudlacz (7/5), Lang (8), Hubinger (7), Möschter, Mazzucco, Windisch. Trainer: Thomas Ørneborg.
Schiedsrichter: Lars Geipel/ Marcus Helbig. Siebenmeter: THC 6/6 (Frey 6/6), HCL 5/6 (Kudlacz 5/5, Visser 0/1). Zwei-Minuten-Strafen: THC 5x (Nadgornaja, Frey, 3x Wohlbold = Disqualifikation), HCL 1x (Müller). Rote Karte: Kramer (HCL/ grobes Foul). Zuschauer: 1.100 (ausverkauft) in der Salza-Halle, Bad Langensalza.
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