So deutlich hatte das wohl keiner erwartet. Im Finale um den DHB-Pokal musste sich der HC Leipzig dem Thüringer HC mit 22:30 geschlagen geben. In der Göppinger Arena lief der HCL vom 0:1 an einem Rückstand hinterher, der in der zweiten Halbzeit mehrmals sogar 11 Tore betrug. "Der THC war heute deutlich besser und hat verdient den Pokal gewonnen", anerkannte HCL-Manager Kay-Sven Hähner die Leistung des Konkurrenten.

Fünf Jahre ist es nun schon her, dass der HC Leipzig zum letzten Mal den DHB-Pokal in die Luft recken durfte. Nach dem neuerlichen Finale steht fest: Es wird mindestens ein weiteres Jahr hinzukommen, denn dem amtierenden Meister Thüringer HC hatten die Leipziger Handballerinnen im Endspiel wenig entgegen zu setzen.

Abgesehen vom 1:1-Ausgleich in der 2. Minute, war der Rückstand ständiger Begleiter des HCL. Schon die Anfangsphase offenbarte auch den Grund dafür: Mangelhafte Chancenverwertung. Nach drei vergebenen Angriffen – darunter auch ein Siebenmeter – musste beim 1:4 (7.) ein Fehlstart verzeichnet werden. Im Laufe der ersten Viertelstunde fing sich die Ørneborg-Truppe, erkämpfte beim 3:4 (8.), 4:5 (9.) und 5:6 (13.) dreimal den Anschluss. Doch der wichtige Ausgleich wollte nicht gelingen.

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Als Luisa Schulze durch einen Treffer vom Kreis das 10:12 (22.) markierte, keimte wieder Hoffnung im Leipziger Lager auf. Erst recht, da gleichzeitig auch die gefährliche THC-Werferin Nadgornaja eine Zeitstrafe erhielt. Aber Überzahl und Aufbruchstimmung vermochten die Leipzigerinnen nicht in Tore umzumünzen. Während Schulze und Hubinger je eine Möglichkeit verwarfen, antwortete Thüringen mit dem 10:13 (25.). “Das war der Knackpunkt des Spiels”, analysierte HCL-Manager Hähner im Anschluss diese vorentscheidende Phase.

Als beide Teams beim Stand von 11:15 die Seiten gewechselt hatten, drängte sich nicht wirklich der Eindruck auf, dass der HCL am heutigen Tag den Thüringer HC noch in die Knie zwingen könnte. Einen kuriosen Beleg dafür lieferte kurz nach Wiederbeginn Maura Visser ab. Für einen Leipziger Freiwurf legte sie den Ball an der Freiwurflinie auf den Boden, um diesen einer ihrer Mitspielerinnen zur Ausführung zu überlassen. Was sie nicht beachtete: Bereits dieses Ablegen zählte als Ausführung des Freiwurfs. THC-Spielerin Kerstin Wohlbold erfasste die Situation, hob den Ball auf und konterte die verdutzt dreinschauenden Leipzigerinnen aus – 12:17 (32.), das Unglück nahm seinen Lauf.

Dieser Lauf ist schnell zusammengefasst: Der HCL ließ zu viele Chancen aus, der THC dagegen kam viel zu leicht zu Treffern. Nadja Nadgornaja brachte immer wieder Würfe aus großen Distanzen in den Maschen unter, während Danick Snelder vor allem mit Kontern erfolgreich war. Beide Thüringerinnen kamen am Ende auf acht aus dem Spiel heraus erzielte Tore. HCL-Coach Thomas Ørneborg versuchte alles in seiner Macht stehende zu tun, um die sich immer klarer abzeichnende Niederlage noch abzuwenden: Für die diesmal glücklos haltende Katja Schülke stellte er Julia Plöger zwischen die Pfosten, setzte später im Angriff eine siebente Feldspielerin ein und ließ mit offener Deckung verteidigen. Alle Maßnahmen konnten die Partie nicht mehr wenden. Der THC marschierte so unbeirrt weiter, dass deren Trainer Herbert Müller nach Spielende gar euphorisch von einer Demontage sprach.

“An so einem Tag muss man eine Top-Leistung bringen, das haben wir nicht geschafft”, sah HCL-Manager Hähner die Sache weitaus nüchterner und wollte seinen Mädels dafür keinen Vorwurf machen. “Das war ein Niederschlag, aber danach muss man eben wieder aufstehen”, so Hähner mit Blick auf den kommenden Mittwoch. Da geht es mit den Meisterschafts-Playoffs weiter, wo Leipzig zum Halbfinal-Hinspiel in Buxtehude antritt. Anpfiff ist 19:00 Uhr.
Thüringer HC vs. HC Leipzig 30:22 (15:11)
(DHB-Pokalfinale in Göppingen)

Thüriner HC: Eckerle, März – Tomasevic, Nadgornaja (8), Frey (5/1), Gros, Minevskaja, Snelder (8), Popluharova, Augustensen, Engel (3), Althaus, Jakubisova (2), Wohlbold (4). Trainer: Herbert Müller.
HC Leipzig: Schülke, Plöger – Visser (5/2), Augsburg (2), Müller (2), Reiche, Kramer, Bont, Schulze (2), Kudlacz (2), Lang (3), Hubinger (6), Urbicht. Trainer: Thomas Ørneborg.

Schiedsrichter: Christoph Immel/ Ronald Klein. Siebenmeter: THC 1/3 (Frey 1/2, Minevskaja 0/1), HCL 2/4 (Kudlacz 0/2, Visser 2/2). Zwei-Minuten-Strafen: THC 4x (Nadgornaja, Popluharova, Engel, Wohlbold), HCL 5x (Visser, Augsburg, Schulze, 2x Kramer). Zuschauer: 3.500 in der Arena Göppingen.

Die Final4-Spiele vom Sonntag:
Spiel um Platz 3: Frisch Auf Göppingen – Buxtehuder SV 25:30
Finale: Thüringer HC – HC Leipzig 30:22

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