Die Handballerinnen des HC Leipzig haben die Bundesliga-Hauptrunde mit einem klaren Heimsieg abschließen können und gehen nun als Zweitplatzierte in die Playoffs. Lange Zeit hatte das Team von Neu-Trainer Thomas Ørneborg gegen engagierte Göppinger allerdings seine liebe Not und musste einem Rückstand hinterher laufen. Erst 20 Minuten vor dem Ende klingelte der mentale Wecker, was dennoch ausreichte, um sich letztlich mit zehn Toren abzusetzen.

“Vielleicht haben wir gedacht, es reicht so”, suchte Anne Müller hinterher nach einer Erklärung für den über weite Strecken schwachen Auftritt ihrer Mannschaft. Das hätte auch schief gehen können. Göppingen, das selbst auch noch auf eine bessere Ausgangsposition für die Playoffs hoffte, zeigte wenig Respekt vor dem Rekordmeister. Die Leipziger Anfangsführung war bereits nach fünf Minuten dahin (3:3). Drei misslungene HCL-Angriffe später erfreuten sich die Gäste einer überraschenden 3:5-Führung (9.). Nur Karolina Kudlacz hatte vom Anpfiff weg Betriebstemperatur vorzuweisen, erzielte alleine fünf der ersten sechs HCL-Tore. Doch im Alleingang konnte auch sie Göppingen nicht bezwingen.

Mitte der ersten Halbzeit war es auch Kudlacz, die einen Leipziger Drei-Tore-Run einleitete, der für wenige Sekunden die Führung zurück brachte (8:7/ 15.). Doch statt Sicherheit machte sich im blau-gelben Lager Unkonzentriertheit breit. Bis zur Pausensirene landeten von zwölf Angriffen lediglich fünf als Zählbares auf der Anzeigetafel. Da Göppingen im Abschluss effektiver agierte, musste der HCL einen 13:15-Rückstand als Diskussionsgrundlage mit in die Kabine nehmen.

Eine wirkliche Lösung schien dort aber nicht gefunden worden zu sein, denn die Fehler im Leipziger Angriff waren noch genauso präsent wie der Rückstand. Erst als das Schiedsrichterduo Grobe/ Kinzel damit begann, Zwei-Minuten-Strafen auszuteilen, kam die Situation in Bewegung. Zunächst flog Göppingens Karin Weigelt vom Feld, was Maura Visser per Siebenmeter zum 17:17-Ausgleich inspirierte (37.). Doch nur eine Minute später saß sie selbst eine Zeitstrafe ab und musste dieses Schicksal zu allem Überfluss noch mit Mannschaftskollegin Natalie Augsburg teilen. Doch genau diese Situation war der Ausgangspunkt für das große Erwachen im HCL-Spiel. Der nun entstanden Platz bot Karolina Kudlacz beste Entfaltungsmöglichkeiten. Der Unterzahl zum Trotz schnürte sie ein Doppelpack, was nicht nur die 19:18-Führung bedeutete (40.), sondern auch als “Hallo-Wach-Effekt” fungierte.
Als hätte jemand den berühmten unsichtbaren Schalter angeknipst, war der HCL plötzlich wieder im Siegermodus. Katja Schülke wehrte nun die gegnerischen Würfe ab wie lästige Fliegen. Ganze zwei Gegentore musste sie innerhalb der letzten 22 Minuten einstecken! Vorn wiederum lief Maura Visser zu Hochform auf. Acht Treffer erzielte sie im zweiten Spielabschnitt – davon sogar fünf Stück hintereinander. Göppingen konnte jetzt nicht mehr mithalten. Die abschließende 10-Tore-Differenz fällt mit Blick auf den Spielverlauf allerdings doch ein wenig zu hoch aus.

“Ich bin natürlich froh, dass es so ausgegangen ist”, schnaufte Anne Müller durch. Dass zwanzig Minuten Vollgas in den bevorstehenden Entscheidungsspielen nicht ausreichen werden, weiß auch sie: “Jetzt fangen die Playoffs an, da ist jedes Tor wichtig. Ich denke, da brauchen wir noch mehr Konzentration beim Abschluss”. Das erste Playoff-Duell hat der HC Leipzig mit dem FHC Frankfurt/ Oder auszufechten, der die Hauptrunde mit dem 7. Platz abgeschlossen hatten.
HC Leipzig vs. Frisch Auf Göppingen 30:20 (13:15)

HC Leipzig: Schülke, Plöger – Visser (10/4), Augsburg (1), Müller (3), Reiche, Kramer, Bont, Schulze (2), Kudlacz (9/3), Lang (2), Hubinger (2), Möschter (1), Windisch. Trainer: Thomas Ørneborg.
Frisch Auf Göppingen: Hegemann, Jankovic – Brugger, Scheffknecht (2), Dolder, Daniels (5/4), Weigelt (1), Dinkel (2), Leppert (5), Vojtiskova (4), Janeckova (1). Trainer: Aleksandar Knezevic.

Schiedsrichter: Sebastian Grobe/ Adrian Kinzel. Zwei-Minuten-Strafen: HCL 2x (Visser, Augsburg), Göppingen 3x (Janeckova, 2x Weigelt). Siebenmeter: HCL 7/7 (Visser 4/4, Kudlacz 3/3), Göppingen 4/4 (Daniels 4/4). Zuschauer: 2.296 in der Arena Leipzig.
HC Leipzig – Frisch Auf Göppingen 30:20
Thüringer HC – FHC Frankfurt/O. 30:24
VfL Oldenburg – HSG Bad Wildungen 28:22
TuS Metzingen – Bayer Leverkusen 21:26
Buxtehuder SV – Koblenz/ Weibern 34:16
HSG Blomberg-Lippe – DJK/MJC Trier 27:191.) Thüringer HC (22 Spiele/ 37 Punkte/ +190 Tore)
2.) HC Leipzig (22/ 36/ +127)
3.) Buxtehuder SV (22/ 35/ +98)
4.) VfL Oldenburg (22/ 31/ +65)
5.) Bayer Leverkusen (22/ 28/ +56)
6.) Frisch Auf Göppingen (22/ 26/ +20)
7.) FHC Frankfurt/O. (22/ 21/ -2)
8.) HSG Blomberg-Lippe (22/ 15/ -53)
:

Die Ansetzungen des Playoff-Viertelfinales:
HSG Blomberg-Lippe – Thüringer HC
FHC Frankfurt/O. – HC Leipzig
Frisch Auf Göppingen – Buxtehuder SV
Bayer Leverkusen – VfL Oldenburg
(Hinspiele am 6. April)

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Jan Kaefer über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar