Ja, es gibt definitiv spannendere und hochklassigere Handballspiele als es die Bundesligapartie des HC Leipzig am Mittwochabend gegen die HSG Bad Wildungen gewesen ist. Einbahnstraßen-Handball trotz zahlreicher verletzungbedingter Ausfälle bei den Leipzigerinnen sorgte bereits in der ersten Viertelstunde für die Vorentscheidung. Fünf (!) Spielerinnen seines Juniorteams hatte der HCL im Kader - alle kamen im Verlauf des Abends auch zum Einsatz.

Eigentlich war es nicht einmal ein richtiger Warm-up für die anstehenden Europacup-Spiele gegen Trondheim. Bad Wildungen agierte “ohne Drive und ohne Mut” – wie es ihr eigener Trainer hinterher auf den Punkt brachte. Zudem hatten sie neben einer Ersatztorhüterin nur zwei weitere Alternativen auf der Bank sitzen, was schon optisch nicht gerade furchterregend wirkte. Auf der anderen Seite ging aber auch der HC Leipzig mit durchaus experimentellem Kader ins Rennen. Eine lange Verletztenliste – auch Katja Schülke musste pausieren, dafür wirkte aber Anne Müller wieder mit – ebnete gleich fünf Juniorinnen den Weg zur Bundesliga-Erfahrung.

Die ersten 20 Minuten baute Coach Stefan Madsen jedoch auf das Vertraute, ließ alle verfügbaren Stammkräfte auflaufen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten – 6:1 führten die Gastgeberinnen nach 8 Minuten. Nach einer Viertelstunde waren die Vipers aus Bad Wildungen endgültig gezähmt. Der HCL hatte ihnen da gerade mit vier Toren in Folge die Flötentöne beigebracht und sich auf 11:3 (15.) abgesetzt. Madsen mischte nun eine Prise Nachwuchs ins Team, schickte erst Michelle Urbicht und wenig später Elisa Möschter auf das Feld. Letztere ließ es auch gleich krachen, steuerte zur 5-Tore-Serie des HCL – direkt vor der Halbzeitpause – zwei eigene Treffer bei. Mit 19:7 gingen sich die Teams schließlich frisch machen.
In der zweiten Hälfte hätte sich der HC Leipzig durchaus auch in “Rotation” umbenennen können. Ein munteres Wechselspiel bescherte allen anwesenden Akteurinnen Einsatzzeit, wirbelte allerdings auch den Spielfluss gehörig durcheinander. Bad Wildungen vermochte daraus allerdings kaum Kapital zu schlagen, lediglich die unwesentliche Verkürzung des Abstandes auf am Ende 9 Tore standen auf deren Haben-Seite. In den letzten Minuten der Partie ließ Stefan Madsen endgültig den “Kids-Club” von der Leine. Mit Elisa Möschter (20 Jahre), Isa-Sophia Rösike (18), Cara Hartstock (18) und Torfrau Nicole Roth (17) standen gleichzeitig vier Juniorinnen auf der Platte. Ergänzt durch die “regulären Teenies” Anne Hubinger (19) und Marlene Windisch (19) sowie Routinier Karolina Kudlacz (28) brachte man es in diesen Minuten auf einen Altersdurchschnitt von 19,9 Jahren – vermutlich die jüngste Bundesliga-Sieben aller Zeiten. “Die jungen Spielerinnen haben die Chance genutzt und gezeigt, dass sie auch auf diesem Niveau mitspielen können”, lobte Trainer Madsen das jugendliche Engagement.

“Also für mich war es ein spannendes Spiel”, strahlte die zweifache Torschützin Elisa Möschter im L-IZ-Interview. “Ich war am Anfang total aufgeregt, aber als ich dann auf die Platte gekommen bin, hat sich das ein bisschen gelegt.” Für die 20-Jährige war es der erste tatsächliche Einsatz im Bundesliga-Team, nachdem sie gegen Buxtehude bereits auf der Bank platznehmen durfte. “Wir wollten von Anfang an zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind und dass wir hier auf jeden Fall gewinnen wollen. Ich denke, das haben wir auch gezeigt”, analysierte Möschter abgeklärt die Partie und ergänzt: “Der Tag wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben!”.

Ob Möschter und Co heute auch im Europacup-Hinspiel gegen Byasen Trondheim zum Einsatz kommen, bleibt abzuwarten. Das HCL-Lazarett wird sich jedenfalls spürbar lichten – Schülke, Lang und Kramer wahrscheinlich wieder einsatzfähig sein. Anwurf ist um 19:30 Uhr in der Anhalt-Arena in Dessau.
HC Leipzig vs. HSG Bad Wildungen 30:21 (19:7)

HC Leipzig: Roth, Plöger – Visser (4/1), Augsburg (5), Müller (5), Bont (3), Schulze (1), Kudlacz (6/1), Hubinger (2), Möschter (2), Windisch (1), Hartstock, Urbicht, Rösike (1). Trainer: Stefan Madsen.
Bad Wildungen: Brütsch, Gronemann – Heusdens (6), Busch, Raum, Cocx (5/1), Loll (1), Robben (1), Grausenburger (5), Otto (3). Trainer: Karsten Moos.

Schiedsrichter: Martin Harms/ Jörg Mahlich. Zwei-Minuten-Strafen: HCL 2x (2x Augsburg), Bad Wildungen 1x (Loll). Siebenmeter: HCL 3/2 (Visser 1/1, Bont 1/0, Kudlacz 1/1), Bad Wildungen 1/1 (Cocx 1/1). Zuschauer: 1.389 in der Arena Leipzig.
Bayer Leverkusen – Koblenz/ Weibern 29:22
HC Leipzig – HSG Bad Wildungen 30:21
TuS Metzingen – Thüringer HC (Samstag, 19:00 Uhr)
HSG Blomberg-Lippe – Buxtehuder SV (Sonntag, 15:00 Uhr)
Frisch Auf Göppingen – FHC Frankfurt/Oder (Sonntag, 16:00 Uhr)
DJK/MJC Trier – VfL Oldenburg (Sonntag, 16:00 Uhr)1.) HC Leipzig (16 Spiele/ 28 Punkte/ +101 Tore)
2.) Buxtehuder SV (15/ 27/ +81)
3.) Thüringer HC (15/ 23/ +109)
4.) VfL Oldenburg (15/ 21/ +55)
5.) Bayer Leverkusen (16/ 18/ +20)
6.) Frisch Auf Göppingen (15/ 17/ +19)
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Das nächste Spiel:
Freitag, 1. Februar um 19:30 Uhr
Byasen Trondheim vs. HC Leipzig
in der Anhalt-Arena, Dessau.
Cupwinners Cup, Achtelfinal-Hinspiel.

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