Fast 3.500 Handballfans rollten am Sonntag in der Leipziger Arena den passenden Stimmungsteppich aus, auf dem der HCL ohne Sorge ins Europacup-Viertelfinale schreiten konnte. Ausgestattet mit einem Drei-Tore-Polster aus dem Hinspiel, war der deutsche Rekordmeister zu jedem Zeitpunkt der Partie für das Weiterkommen qualifiziert. Nur dreimal geriet man in Rückstand - die entsprechende Antwort ließ jeweils nicht lange auf sich warten.

Der HC Leipzig nahm das gleiche Aufgebot mit ins Rückspiel, das auch schon am Freitag in Dessau einen 26:23-Sieg erarbeitet hatte. Auch Luisa Schulze, die sich während dieser Begegnung eine mit zwei Stichen genähte Platzwunde am Kinn zuzog, stand wieder auf der Platte – das Kinn gut bandagiert. Am Samstag hatte sie der Schmerz eingeholt und ihr einen unangenehmen Tag beschert. “Es ging mir nicht so gut, aber ich habe mich ausgeruht und alles dafür getan, dass ich heute spielen kann”, so die 22-jährige Kreisläuferin. In Anbetracht der harten europäischen Aufgabe vertraute Coach Stefan Madsen auf sein Stammteam, brachte am Sonntag nur 9 Spielerinnen zum Einsatz.
Die ersten 10 Minuten hatten es bereits in sich, zeigten, dass es für den HCL keinen Grund gibt, das Weiterkommen innerlich abzuhaken. Das Spiel begann mit zwei starken Abwehrreihen – wobei die der Leipzigerinnen einen Tic besser funktionierte. Nach sechs Minuten war sie von Trondheim noch nicht überwunden worden, während der HCL durch Kudlacz und Augsburg schon zwei Tore verbuchen konnte. So glatt ging es aber nicht weiter, denn da war ja noch etwas, das den Leipzigerinnen seit einiger Zeit anheftet: Fehler im Angriff. So hing der Torzähler nun minutenlang auf “Zwei” fest, während die Gäste aus Norwegen mit drei Kisten am Stück ihre erste Führung produzierten (2:3/ 10.).

Aber man merkte den Leipzigerinnen an, dass sie sich vor dieser tollen Kulisse keine Blöße geben wollten. Begünstigt durch Trondheims erste Zeitstrafe, brachten sie das Runde nun ihrerseits dreimal im Eckigen unter und hatten sich damit die Hoheit über die Führung zurück erobert (5:3/ 14.). Nach einem zwischenzeitlichen 5:5 (17.) wuchs der Vorsprung teilweise sogar auf vier Tore an (9:5/ 21. bis 12:8/26.). Dennoch bleib Trondheim gefährlich, erzielte eine Minute vor der Pause den 12:11-Anschluss. Wichtig für’s Leipziger Nervenkostüm: Debbie Bont unterbrach noch vor dem Wechsel den Byasen-Run und stellte den 13:11-Halbzeitstand her.

Als die auf Linksaußen heute sehr treffsichere Natalie Augsburg gleich nach Wiederbeginn auf 14:11 erhöhte, bahnte sich die Hoffnung den Weg, dass der HCL nun die große Leichtigkeit auspacken könnte und Trondheim deutlich distanziert. Aber im neunten Spiel innerhalb der ersten 34 Tage des neuen Jahres war das beim besten Willen nicht drin. Körner, die in der aufwändigen Abwehrarbeit verbraten wurden, fehlten vorn an der entscheidenden Präzission. So gelang es den Norwegerinnen recht bald, mit 15:16 (40.) in Führung zu gehen. Weiter ließ sie die Madsen-Truppe nicht enteilen – Hubinger, Lang und Schulze holten sich das Glücksgefühl der Führung zurück (18:16/ 45.).
Es blieb bis zum Schluss spannend. Als Byasen in der 54. Minuten das 20:21 erzielte, drohte das Viertelfinale kurz vorm Zielstrich noch einmal in Gefahr zu geraten. Die Gäste knieten sich rein, nahmen im Angriff immer wieder ihre Torhüterin raus, um sie durch eine siebente Feldspielerin zu ersetzen. Aber Leipzig hielt stand, rettete ein 23:23 über die Runden und hat nun dringend Erholung nötig.

“Ich bin froh, dass jetzt erstmal eine Woche frei ist, damit wir regenerieren können”, gab Luisa Schulze zu, die im Verlauf der letzten Wochen an Hand, Fuß und Kinn lädiert wurde. Für ihr Durchhalten wurde sie nun mit dem Einzug ins Europacup-Viertelfinale belohnt. “Jetzt sieht man, dass die drei Tore aus dem Hinspiel doch was genützt haben”, freute sich Schulze über das Weiterkommen. Ebenfalls weiterhin im Lostopf dabei ist der Thüringer HC, der gegen das mazedonische Team Metalurg Skopje keine Mühe hatte. Der dritte deutsche Vertreter Bayer Leverkusen hingegen verabschiedete sich gegen Hypo Niederösterreich aus dem Wettbewerb.

Info: Am Sonntag wurde auch das DHB-Pokal-Viertelfinale ausgelost, bei dem der HCL ebenfalls noch mitmischt. Gegner der Leipzigerinnen ist mit der HSG Bensheim-Auerbach der letzte im Pokalrennen verbliebene Zweitligist.
HC Leipzig vs. Byasen Trondheim 23:23 (13:11)

HC Leipzig: Schülke, Plöger – Visser (5/2), Augsburg (5), Müller (1), Bont (1), Schulze (2), Kudlacz (4), Lang (1), Hubinger (4), Möschter, Windisch, Urbicht. Trainer: Stefan Madsen.
Byasen Trondheim: Rundbraten, Pedersen – Nostvold (6), M. Tomac, Andenaes (3), T. Tomac, Waade, Alstad (8), Andersson (1), Henriksen, Svestad, Toumi (3), Herrem (2), Groetan. Trainer: Frode Bjerkan.

Schiedsrichter: Tzaferopoulos/ Bethmann (GRE). Zwei-Minuten-Strafen: HCL 3x (2x Visser, Schulze), Trondheim 2x (2x Andenaes). Siebenmeter: HCL 2/2 (Visser 2/2), Trondheim 1/0 (Nostvold 1/0). Zuschauer: 3.491in der Arena Leipzig.
Byasen Trondheim (NOR) – HC Leipzig (GER) 23:26/ 23:23
Rostov-Don (RUS) – Team Esbjerg (DEN) 29:28/ 31:28
Hypo NÖ (AUT) – Bayer 04 Leverkusen (GER) 31:27/ 27:25
WHC Metalurg (MKD) – Thüringer HC (GER) 11:29/ 24:32
HC Podravka Vegeta (CRO) – Vaci NKSE (HUN) 23:15/ am 9. Feb.
Dinamo Wolgograd (RUS) – RK Zajecar (SRB) 31:23/ am 9. Feb.
Stabaek Handball (NOR) – Issy Paris Hand (FRA) 19:23/ am 10. Feb.
Vistal Laczpol Gdynia (POL) – Balonmano Bera Bera (ESP) 32:20/ am 10. Feb.

Das nächste Spiel:
Samstag, 16. Februar um 15:00 Uhr
Thüringer HC vs. HC Leipzig.
Bundesliga-Punktspiel.

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