Mit einer couragierten Leistung haben sich die Handballerinnen des HC Leipzig als heißer Meisterschaftskandidat zurückgemeldet. Am Mittwoch bezwang das Team von Trainer Stefan Madsen den Tabellenführer Buxtehuder SV verdient mit 26:21 und rückte dem Spitzenreiter bis auf einen Punkt auf die Pelle. Eine erneut grandios haltende Torfrau Katja Schülke und die immer besser in Schwung kommende 9-fache Torschützin Karolina Kudlacz trugen maßgeblich zum Heimerfolg bei.

Für DAS Spitzenspiel der Liga war der Termin alles andere als günstig gelegen. Nicht nur der Mittwochabend sondern auch das fast gleichzeitig stattfindende WM-Viertelfinale der Männer dürften mehrere hundert Zuschauer gekostet haben. Dennoch sorgten auch die 2.191 Besucher in der Leipziger Arena für eine lautstarke und teilweise durchaus emotionale Geräuschkulisse. Der HCL, dessen zu erwartende Auftritte seit Jahresbeginn irgendwie dem ungewissen Griff in eine große Wundertüte ähnelten, musste gegen Buxtehude neben Saskia Lang (Bauchmuskel) auch auf Kreisspielerin Anne Müller (Halswirbel) verzichten. Dafür stand aber die ursprünglich grippekrank gemeldete Nora Reiche überraschend doch auf dem Feld.
Leipzig wusste mit einem munteren Spielauftakt zu gefallen. Entschlossen – wenn auch nicht immer ganz ballsicher – wirbelten die Gastgeberinnen die Abwehr des erstaunlich zahmen Spitzenreiters durcheinander. Nach sechs Minuten stand somit ein passables 4:1 zu Buche. Es bedurfte erst eines Siebenmeters in der immerhin schon 8. Minute, bis Buxtehude seinen zweiten Treffer verbuchen konnte. Als Katja Schülke beim Stand von 6:4 (14.) einen 1.000-prozentigen Alleine-auf’s-Tor-zulauf-Konter parierte und auf der anderen Seite Maura Visser einen Siebenmeter zum 7:4 (15.) verwandelte – während “Buxte” eine Zwei-Minuten-Strafe auferlegt bekam – schien eine weitere Vergrößerung des Vorsprungs nur eine Frage der Zeit.

Doch der Schein trog. Denn schon im Gegenzug “qualifizierte” sich Debbie Bont ebenfalls für ein ungewolltes zweiminütiges Päuschen und plötzlich kam die Madsen-Truppe ins Schlingern. Unnötige Ballverluste und Fehlwürfe brachten die Leipziger Tormaschine sieben lange Minuten völlig zum Stillstand. Die Gäste witterten – trotz der abendlichen Stunde – Morgenluft und versenkten vier Bälle in Folge. Die nett anzusehende 7:4-Führung war so innerhalb kürzester Zeit zu einem ärgerlichen 7:8-Rückstand (20.) mutiert – übrigens der erste HCL-Rückstand des Tages. Die nach wie vor galaktisch haltende Katja Schülke und die allmählich wieder einsetzende Treffsicherheit der Leipzigerinnen, verhinderten eine Ausweitung des Rückstandes. So glich man das 7:8, 8:9 und 9:10 immer direkt wieder aus. Mehr noch, nach dem 10:10 (28.) von Karolina Kudlacz legten Visser und erneut Kudlacz bis zum Pausengetränk nach, so dass die Situation mit einem 12:10 schon wieder weitaus freundlicher wirkte.
Die Anfangsviertelstunde der zweiten Hälfte ruckelte dann wieder mächtig. Zwar führte der HCL bald wieder mit 14:10 (35.), fing sich aber innerhalb von neun Minuten gleich zwei Zeitstrafen ein, verlor zudem noch Jessy Kramer, die sich bei einer Abwehraktion ein Knochenmarködem einhandelte und schaute beim 14:14 (43.) wieder direkt in die Augen des Gegners. Diese wiederum hatten nicht schlecht gekuckt, als gleich danach Natalie Augsburg und Karolina Kudlacz einen Kempa-Trick inszenierten und dem – durch zahlreiche strittige Schiedsrichterentscheidungen emotional angekratzten – Publikum signalisierten: Wir können es doch! Den endgültigen Beweis dessen traten die Blau-Gelben allerdings erst nach dem 16:16 (46.) an, als sie ihre Spielpartner aus dem hohen Norden mit einem 5-Tore-Hagel eindeckten damit für die Vorentscheidung sorgten (21:16/ 50.). Buxtehude wusste nun keine Antwort mehr, Leipzig spielte die Zeit nun souverän runter. Allerdings hatten sie mit Nora Reiche (Kapselriss im Sprunggelenk) eine weitere Verletzte zu beklagen.

“Wir haben die letzten Spiele richtig gut gespielt und wollten heute beweisen, dass wir das auch gegen eine Spitzenmannschaft können”, sagte Natalie Augsburg nach Abpfiff. “Es lief heute einfach gut. Wir hatten eine super Moral. Als Buxtehude zum 14:14 aufholte, haben wir uns nicht verunsichern lassen”, analysierte die Linksaußen, die vor allem die starke Abwehrleistung und Keeperin Schülke hervor hob. “Wir gehen mit viel Selbstbewusstsein in die nächsten Spiele, Trondheim kann kommen!”, schaut sie deshalb optimistisch auf die anstehenden Europacup-Spiele.

Doch zunächst geht es für die Leipziger Handballerinnen heute um 20:00 Uhr beim bayrischen Drittligisten TSV Ismaning weiter. Dort soll der Sprung in die nächste Runde des DHB-Pokals gelingen.
HC Leipzig vs. Buxtehuder SV 26:21 (12:10)
(vorgezogene Partie vom 18. Spieltag)

HC Leipzig: Schülke, Plöger – Visser (6/2), Augsburg (2), Müller, Reiche (1), Kramer (1), Bont (1), Schulze (3), Kudlacz (9/3), Lang, Hubinger (3), Möschter, Windisch, Rösike. Trainer: Stafan Madsen.
Buxtehuder SV: Lenz, Krause – Deen (3), Klein, Wode, Lütz (6), Fischer (3/3), Kaiser, Stapelfeldt (1), Lamp (2), Langkeit (3), Oldenburg (3), Hayn. Trainer: Dirk Leun.

Schiedsrichter: Fabian Baumgart/ Sascha Wild. Zwei-Minuten-Strafen: HCL 3x (Kramer, Bont, Kudlacz), BSV 1x (Langkeit). Siebenmeter: HCL 7/5 (Visser 4/2, Kudlacz 3/3), BSV 3/3 (Fischer 3/3). Zuschauer: 2.191 in der Arena Leipzig.
1.) Buxtehuder SV (16 Spiele/ 27 Punkte/ +81 Tore)
2.) HC Leipzig (16/ 26/ +92)
3.) Thüringer HC (15/ 23/ +109)
4.) VfL Oldenburg (15/ 21/ +55)
5.) Frisch Auf Göppingen (15/ 17/ +19)
6.) Bayer Leverkusen (15/ 16/ +13)
7.) FHC Frankfurt/Oder (15/ 16/ +1)
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Das nächste Spiel:
Freitag, 25. Januar um 20:00 Uhr
TSV Ismaning – HC Leipzig
(DHB-Pokal, 3. Runde)

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