Der große Auftritt des HC Leipzig beim Playoff-Hinspiel in Frankfurt sicherte dem Team von Stefan Madsen den Einzug ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. Im Rückspiel am Mittwoch quälten sich die Handballerinnen vor eigenem Publikum förmlich durch die Arena - und unterlagen knapp. Dennoch reichte es zum Weiterkommen.
Das 2012er Playoff-Viertelfinale dürfte der HC Leipzig wohl zielsicher in die Rubrik “schnell abhaken” einordnen. Zwar fackelte man gegen den FHC im Hinspiel über 55 Minuten ein Feuerwerk ab, ließ sich gegen Ende allerdings den komfortablen Acht-Tore-Vorsprung ohne Not noch auf Fünf einkürzen. Das ist selbstredend noch immer ein achtbares Resultat, tat den Köpfen der Leipzigerinnen aber offensichtlich nicht gut. Denn im Rückspiel am Mittwochabend spielte die Madsen-Sieben von Anfang an mit einer gefühlten Stahlkugel am Handgelenk.
In der Anfangsphase landete der Ball deutlich zu selten im FHC-Kasten. Die 2:1-Führung in Minute vier sollte für über eine dreiviertel Stunde die einzige des HCL bleiben. Denn nachdem Karolina Kudlacz ihr Team in Front gebracht hatte, demonstrierten die gelben Angriffsreihen sechs Minuten lang die Vielzahl möglicher Fehler. Frankfurt war diesbezüglich noch nicht lernwillig, versenkte stattdessen vier Kugeln hintereinander in den Leipziger Maschen. Zwischenstand 2:5 (10.) – der Hinspiel-Vorsprung drohte schon frühzeitig ins Wanken zu geraten.
Der HCL fing sich, glich nach einer Dreierserie von Lyksborg, Schulze und Lang zum 5:5 (16.) aus. Frankfurt strebte nach der Führung, entwischte immer wieder mit einem oder zwei Toren. Aufatmen deshalb, als Maura Visser kurz vor der Pausensirene das 9:9 gelang und FHC-Spielerin Gubernatis zudem für zwei Minuten nach draußen geschickt wurde. Leipzig glitt an dieser Steilvorlage leider sauber vorbei, brachte kein Tor mehr zustande und kassierte in der allerletzten Sekunde den erneuten Rückstand (9:10). “Es war ein harter Kampf. Wir haben viele Chancen weggelassen, das ist in so einem Spiel gefährlich”, bekannte Luisa Schulze.
Gefährlich ist das richtige Wort. Statt eines belebenden Pausengetränkes schien den Leipzigerinnen ein Schlummertrunk verabreicht worden zu sein. Zwei Frankfurter Treffer zur Begrüßung (9:12/ 32.) erinnerten die Gastgeberinnen daran, dass sie hier noch längst nicht durch waren. Auch dieser Gedanke reichte noch nicht für einen Ruck. Noch vier weitere Male standen die minus Drei zu Buche – zuletzt beim 16:19 (47.). Dann startete die beste HCL-Phase der Partie. Karolina Kudlacz und zweimal Mette Ommundsen sorgten für den kaum mehr möglich gehaltenen 19:19-Ausgleich (50.). Fast erwähnenswert, dass Ommundsen den Ausgleichstreffer per Siebenmeter erzielte. Denn auch vom Punkt wollte es diesmal nicht so recht klappen – von vier Versuchen ging nur dieser eine rein.
Zum Ausklang des Abends waberte tatsächlich noch eine Spur Playoff-Fight durch die Halle. Als Frankfurts Tor-Garantin Franziska Mietzner (7 Treffer) mit einem ihrer gefährlichen Würfe scheiterte, konterte Natalie Augsburg ihre Leipzigerinnen sogar wieder einmal in Führung (21:20/ 51.) und legte gleich noch einen weiteren Treffer drauf. 22:20 – so “deutlich” hatte der HC Leipzig während des ganzen Spiels noch nicht geführt. Aber es passte zur Chronologie des Abends, dass es für einen Sieg dennoch nicht reichen sollte. Sechzehn Sekunden vor dem Ende – und einem Stand von 24:24 – bekam Maura Visser einen Siebenmeter nicht an der FHC-Keeperin vorbei, im Gegenzug machte Mietzner den 24:25-Siegtreffer für Frankfurt. Und irgendwie hatten den sich die Gäste auch verdient.
“Ohne die Leistung des FHC schmälern zu wollen, wir haben uns im Rückspiel das Leben selbst schwer gemacht. Auch wenn wir uns über das Erreichen des Halbfinales sehr freuen, werden wir das hier gezeigte intern sehr intensiv auswerten”, haderte HCL-Kapitänin Katja Schülke mit dem wenig überzeugenden Auftritt ihres Teams. Die Madsen-Truppe muss nun schnell wieder in die Spur finden, denn schon am Wochenende ist in Göppingen beim Pokal-Final4 höchste Konzentration verlangt (Halbfinale: Samstag 15:00 Uhr, HCL vs. Oldenburg). Und in der kommenden Woche geht es im Mittwoch-Samstag-Rhythums weiter und gegen den Buxtehuder SV um den Einzug ins Playoff-Finale um die Deutsche Meisterschaft. “Es ist eine harte Endphase, das zehrt schon an den Kräften. Aber wir können es uns nicht aussuchen und müssen trotzdem in jedem Spiel 100 Prozent geben”, gibt Luisa Schulze die Parole “Augen-zu-und-durch!” aus.
HC Leipzig: Katja Schülke, Julia Plöger – Rannveig Haugen, Maura Visser (2), Louise Lyksborg (2), Natalie Augsburg (4), Anne Müller (1), Luisa Schulze (3), Karolina Kudlacz (6), Ania Rösler, Saskia Lang (3), Anne Hubinger, Marlene Windisch, Mette Ommundsen (3/1), Alexandra Mazzucco. Trainer: Stefan Madsen.
FHC Frankfurt/O.: Melanie Herrmann, Mandy Burrekers – Annika Nega, Franziska Mietzner (9/4), Susann Schneider (4), Janine Wegner, Lisa-Marie Preis, Mandy Hering (2/1), Kira Eickhoff (5), Friederike Gubernatis (3), Anja Scheidemann, Jessy Kramer, Christine Beier (2). Trainer: Dietmar Schmidt.
Schiedsrichter: Roy Dedens/ Nico Geckert. Zwei-Minuten-Strafen: HC Leipzig 2x (2x Schulze), Frankfurt 3x (2x Gubernatis, Beier). Siebenmeter: HC Leipzig 4/1 (Visser 2/0, Ommundsen 2/1), Frankfurt 8/5 (Mietzner 7/4, Hering (1/1). Zuschauer: 2.119 in der Arena Leipzig.
VfL Oldenburg – Bayer Leverkusen 28:28 /Hinspiel 21:26
HC Leipzig – FHC Frankfurt/O. 24:25 / 26:21
Buxtehuder SV – Frisch Auf Göppingen 35:20 / 28:24
Thüringer HC – HSG Blomberg-Lippe 27:25 / 29:26HC Leipzig – Buxtehuder SV
Bayer Leverkusen – Thüringer HC
Die Hinspiele finden am 2. Mai um 19:30 Uhr statt, zum Rückspiel treffen die Teams schon drei Tage später – am 5. Mai – ebenfalls um 19:30 Uhr aufeinander.
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