Anderthalb Jahre lang gab es für die Handballerinnen des HC Leipzig gegen den Thüringer HC nichts zu holen. Am Mittwochabend endete dieser "Fluch" mit einem eindrucksvollen Auswärtssieg beim verletzungsgeplagten Meister, der in der zweiten Halbzeit vom HCL förmlich überrannt wurde.

Im Hinspiel vor fünf Monaten sah die Sache noch komplett anders aus. Gegen Leipzigerinnen, die zahlreiche Ausfälle wegstecken mussten, gewann der THC damals ohne Probleme mit 28:19. Auch am Mittwoch gab es in der Salza-Halle einen Neun-Tore-Sieg, diesmal allerdings für Leipzig, das nun mit voller Kapelle einer geschwächten thüringer Mannschaft gegenüber stand. Besonders Nadja Nadgornaja und Kerstin Wohlbold wurden bei den Gastgebern schmerzlich vermisst.

Die erste Halbzeit allerdings ließ nicht vermuten, dass es am Ende einen so deftigen Leipziger Nachschlag geben würde. Denn den gelungenen Start der Gäste (2:5/ 11.) konnte der THC noch parieren. Innerhalb von vier Minuten trafen sie viermal und hatten plötzlich die Nase vorn (6:5/ 15.). Geburtstagskind Melinda Geiger hatte da für Thüringen schon drei Tore auf dem Zettel. Die nun 25-Jährige entwickelte sich jetzt immer mehr zum Alleinunterhalter im Team des Gastgebers. Alles lief über die Rumänin, die am Ende mit 11 Toren fast die Hälfte aller THC-Treffer erzielt hatte. Zunächst war es eine spannende Partie auf Augenhöhe, die immer wieder Unentschieden stand.
Mit eben einem solchen Unentschieden leitete der HC Leipzig in der 27. Minute eine nachhaltige Kehrtwende des Spiels ein. Denn nachdem Karolina Kudlacz den 13:13-Gleichstand hergestellt hatte, rappelte es – allerdings unterbrochen durch die Halbzeitpause – noch sechs weitere Mal im THC-Kasten. Als Katja Schülke beim Stand von 13:19 auch noch einen Siebenmeter hielt, hätte man den Drops bereits als gelutscht betrachten können. Die Thüringer brachen konditionell ein – auch bei der starken Geiger ließen die Kräfte nach. So gelang es ihnen nur noch selten, das dichte Leipziger Abwehrgeflecht erfolgreich zu entwirren. Der HCL konterte die Gastgeber jetzt in Grund und Boden, ließen als höchstes der Gefühle vier Tore Abstand zu (19:23/ 52.). Fünf Minuten später waren es acht Tore.

Dass der Endstand von 23:32 auch in dieser Höhe verdient ausfiel, erkannte selbst THC-Trainer Herbert Müller an – natürlich nicht ohne den Verweis auf das eigene Spielerlazarett. HCL-Coach Stefan Madsen war mit seinen Mädels “wahnsinnig zufrieden”. “Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht”, freute sich der Däne hinterher. Nur ein paar Problemchen in Hälfte eins hatte er zu bemängeln, lobte aber die Ruhe, mit der sein Team agierte. Und endlich konnte er auch mal auf einen in dieser Saison noch recht ungewohnten Trumpf setzen: “Wir wussten, dass wir noch ganz viel Kraft haben!”.

Schon am Sonntag, 1. April, wartet der nächste Kraftakt auf Madsen und seine Leipzigerinnen. Als letztes im Europacup verbliebenes deutsches Team trifft der HCL im Halbfinal-Hinspiel des Cupwinners Cups auf Viborg HK aus Dänemark. Der Anpfiff schrillt um 15:30 Uhr durch die Leipziger Arena.
Thüringer HC: Dinah Eckerle, Maike März – Katrin Schröder, Ulrike Jahn, Nadja Bolze, Nora Reiche, Willemaijn Karsten (3), Danick Snelder (3), Petra Popluharova (1), Katrin Engel (2/1), Dagmar Stuparicova (1), Idalin Borges Mesquita (2), Melinda Geiger (11/2).
HC Leipzig: Katja Schülke, Julia Plöger – Rannveig Haugen, Maura Visser (6/3), Louise Lyksborg (2), Natalie Augsburg (5), Anne Müller (1), Luisa Schulze, Karolina Kudlacz (6), Ania Rösler (1), Saskia Lang (4), Anne Hubinger (1), Alexandra Mazzucco, Mette Ommundsen (6/1).

Schiedsrichter: Matthias Brauer, Kay Holm. Zwei-Minuten-Strafen: Karsten, Popluharova, Engel (THC); Visser (2), Müller (HCL). Siebenmeter: Engel 1/2, Geiger 2/3 (THC); Visser 3/4, Ommundsen 1/1 (HCL). Zuschauer: 1.080 in der Salza-Halle, Bad Langensalza.
Thüringer HC – HC Leipzig 23:32 (13:15)
Blomberg-Lippe – HSG Bad Wildungen (am 31.03.)
DJK/MJC Trier – Frankfurt/ Oder (am 01.04.)
FA Göppingen – SVG Celle (am 01.04.)
VfL Oldenburg – Buxtehuder SV (am 01.04.)
spielfrei: Bayer Leverkusen1.) Buxtehuder SV (18 Spiele, 29 Punkte, +47 Tore)
2.) Thüringer HC (18 / 28 / +99)
3.) VfL Oldenburg (18 / 27/ +47)
4.) HC Leipzig (18 / 26 / +58)
5.) Bayer Leverkusen (18 / 20 / +7)
6.) FHC Frankfurt/Oder (18/ 19/ +32)
(…)

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