Nach der sechswöchigen WM-Pause sind die Handballerinnen des HC Leipzig weiterhin auf der Suche nach ihrem Erfolgs-Rhythmus. Gegen Bayer Leverkusen retteten am Mittwochabend erst zwei Tore in der Schlussminute eine verkohlte Kastanie - in Form eines Punktes - aus dem Feuer.

“Wir haben Laura Steinbach einfach nicht in den Griff gekriegt”, wies Anne Müller auf eine Schwachstelle im HCL-Spiel hin. Steinbach gelangen sagenhafte 12 Treffer für Leverkusen – allesamt aus dem Spiel heraus erzielt. Dass ihre Rückraumwürfe dabei selbst ganze Abwehrblöcke zu überwinden vermochten, stellte der Leipziger Defensive kein allzu gutes Zeugnis aus. Das sah auch Karolina Kudlacz so. “Unsere Defensive war heute sehr schlecht”, gab sie zu, “fast jeder Gegenangriff war ein Tor”.
Nach einer anfänglichen 2:0-Führung des HCL, war Leverkusen beim 4:4 (9. Minute) erstmals auf Augenhöhe. Bis Mitte der ersten Halbzeit konnte Leipzig die Nase zwar immer wieder um ein, zwei Tore nach vorne schieben, aber dann wendete die oben erwähnte Laura Steinbach mit ihren Treffern zum 9:9 und 9:10 (18.) das Blatt. Als die Leverkusener sogar noch zweimal nachlegten (9:12, 21.), machte sich unter den 2.177 Zuschauern in der Arena erstmals ein mulmiges Gefühl breit. Noch war die Jensen-Sieben in der Lage, diesen erstmaligen Drei-Tore-Rückstand wieder aufzuholen (12:12, 25.), die Führung konnten sie aber während des gesamten weiteren Spielverlaufes nicht wieder ergattern. In die Pause ging es mit einem 13:15.
Zu Beginn der zweiten Hälfte verpasste mal wieder Steinbach dem HCL den ersten Dämpfer (13:16, 32.). Doch Leipzig kam mit mehr Biss aus den Kabinen, zeigte Kampfgeist. Aber auf mehr als ein Tor ließen die Gäste die Leipzigerinnen nicht heran. Immer dann, wenn der Ausgleich in der Luft lag, versemmelte der Rekordmeister und/ oder kassierte umgehend einen erneuten Gegentreffer. In der 41. Minute stellte Steinbach – wer sonst – sogar die einstige Drei-Tore-Differenz wieder her (18:21).

Kurz darauf sorgte HCL-Keeperin Katja Schülke für ein deutliches Lebenszeichen. Innerhalb von nur 77 Spielsekunden hielt sie gleich zwei Siebenmeter der Leverkusener “Bayer-Elfen”. Der “Hallo-Wach!-Effekt” kam jedoch nicht wirklich im Team an. Im Gegenteil, nun waren sogar vier Tore aufzuholen (22:26, 51.). Dass Leipzig am heutigen Abend mit nur einem blauen Auge vom Feld gehen würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nocht zu erahnen. Für diese Behauptung sogar mitleidig belächelt, wäre man spätestens nach exakt 56 Minuten worden, als erneut minus Vier registriert werden mussten (25:29).
Während die Fans im Hinblick auf die bevorstehende Niederlage gedanklich bereits auf dem Heimweg gewesen sein dürften, packte der HCL auf dem Parkett ein kämpferisches Glanzstück aus. Maura Visser und Natalie Augsburg verkürzten zunächst auf 27:29 (59.), bevor Anne Müller und Mette Ommundsen innerhalb der letzten 40 Sekunden tatsächlich noch den Ausgleich heraus warfen (29:29, 60.). Doch vor dem verblüfften Jubel über den kaum noch für möglich gehaltenen Teilerfolg, war noch einmal Zittern angesagt. Denn die letzte Aktion des Spiels gehörte Goalgetterin Laura Steinbach. Sie führte nach der Schlusssirene einen direkten Freiwurf aus, der diesmal allerdings sein Ziel verfehlte.
“Wir müssen unser Spiel wiederfinden, sind nach der WM-Pause noch nicht wieder hundertprozentig da”, sagte Anne Müller, die selbst jahrelang in Leverkusen aktiv war. “Man sieht, dass das richtige Zusammenspiel und Timing noch fehlt, weil wir noch nicht so oft zusammen trainieren konnten”. Ihren verletzungsbedingten Trainingsrückstand aufholen will auch Karolina Kudlacz. Die Polin gab ihr Heim-Comeback, dass allerdings nur sechs Minuten währen sollte. “Ich habe mich heute sehr gut gefühlt, schade, dass ich nur so eine kurze Zeit bekam, denn da konnte ich mich nicht so richtig gut hineinspielen. Aber jeder Moment auf dem Parkett macht mir Freude.”, gab sie L-IZ.de nach der Partie zu Protokoll.

Der HC Leipzig konnte mit diesem Punktgewinn vorerst den 2. Platz in der Bundesligatabelle halten. Am morgigen Samstag steigt der HCL aber erst einmal in das Geschehen um den DHB-Pokal ein. In der dritten Runde des Wettbewerbs steht eine lange 540-Kilometer-Reise an die dänische Grenze auf dem Programm. Dort werden sich die Leipzigerinnen mit dem Drittligisten TSV Owschlag auseinandersetzen müssen. “In Owschlag zählt nur ein klarer Sieg, das steht außer Frage”, gibt Manager Kay-Sven Hähner das Tagesziel vor. Anwurf ist um 17:00 Uhr.

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