Durch eine peinliche Heimniederlage gegen Aufsteiger HSG Bad Wildungen haben sich die Handballerinnen des HC Leipzig im Kampf um die Tabellenspitze selbst ein Bein gestellt. Ausschlaggebend dafür war - neben dem engagierten Auftreten der Gäste - ein Fehlerfestival im Leipziger Angriffsspiel.

Was für ein Wechselbad der Gefühle. Gerade anderthalb Woche war es her, dass die Leipziger Handballerinnen nach einem überzeugenden Sieg gegen Oldenburg mit Bundesliga-Spitzenreiter Thüringer HC gleichziehen konnten. Schon ein Spiel später war von dieser Souveränität nichts mehr zu spüren. Mit einem fahrigen, unkonzentrierten Auftritt gegen die Vipers aus Wildungen, ließ der HCL nicht nur wichtige Punkte liegen, sondern auch die Haare der Fans und Verantwortlichen ergrauen. Dass die Hessen auch – oder gerade – als Aufsteiger durchaus ernst zu nehmen sind, hatten sie nicht zuletzt durch ihren Auswärtssieg in Leverkusen unter Beweis gestellt. “Wir haben sie nicht unterschätzt, weil wir wussten, dass Wildungen ein guter Aufsteiger ist”, versicherte Natalie Augsburg nach Abpfiff.

Man musste am Sonntag eigentlich nur die ersten 6 Spielminuten gesehen haben, um über den gesamten weiteren Verlauf der Partie informiert gewesen zu sein. Immerhin vier Anläufe benötigte die HCL-Sieben, um zum ersten Mal ins gegnerische Tor zu treffen. Das war der Ausgleich zum 1:1 (5. Minute). Gleich darauf hielt Katja Schülke den ersten Siebenmeter und bot ihrem Team somit die Chance, in Führung zu gehen. Aber daraus wurde nichts, stattdessen setzte es erneut ein Gegentor. Und wieder galt es, einem Rückstand hinterher zu laufen (1:2, 6.). Eine Beschäftigung, die für die Leipzigerinnen an diesem Nachmittag noch zum Dauerzustand werden sollte.
Eigentlich unglaublich, dass die zwischenzeitliche 4:3-Führung (10.) – die nur wenige Sekunden währte – die einzige Führung für den Rekordmeister bleiben sollte. Keine zwei Minuten später nämlich stand es plötzlich 4:6 und für Leipzig schien der Ball zum unbekannten Wesen mutiert zu sein. Abspiel – Fangen – Torwurf, was so einfach klingt, entwickelte sich für den HCL zum schier unerschöpflichen Fehlerquell. Bis zur Halbzeitpause lag Leipzig beständig im Hintertreffen, sogar mal mit vier Toren minus (10:14, 27.). Das 12:15 zum Pausentee bot den 2.182 Zuschauern in der Arena genügend Anlass zur gepflegten Sorgenfalte. Insbesondere eingedenk der Tatsache, dass nur eine gut aufgelegte Katja Schülke im HCL-Tor ein noch größeres Fiasko verhindert hatte.

Die nachdenkliche Mine der Zuschauenden konnte auch im zweiten Durchgang direkt beibehalten werden, denn dieser startete so wie der erste endete: mit einem Tor für Bad Wildungen. Wer nun mit einer entschlossen eingeleiteten Wende seitens des HC Leipzig gerechnet hatte, musste seine Erwartungen bald revidieren. Als die sonst so sicheren Siebenmeter-Verwandlerinnen Mette Ommundsen (34.) und Karolina Kudlacz (37.) in nur drei Minuten beide vom Punkt scheiterten, schwebte der Traum vom Sieg gen Himmel.
Doch bei allen Unzulänglichkeiten im Spiel der Madsen-Sieben, war zumindest die Moral noch immer intakt. So bemühten sich die Leipzigerinnen redlich, die Partie zu biegen. Kurz vor dem Ende deutete sich ein überzeugender Schlussspurt an. Nach drei Treffern in Folge – Hubinger, Rösler, Ommundsen – stand es beim 25:25 endlich mal wieder Unentschieden (55.). Die gastierenden Hessen schienen kurzzeitig angeknockt. Kurzzeitig. Den nach zwei aufeinanderfolgenden Siebenmetern war beim 25:27 der alte Vorsprung wieder hergestellt. Zwar konnte Saskia Lang noch einmal verkürzen (26:27, 59.) – doch Bad Wildungen hatte immer eine Antwort parat. in der Schlussminute stellten sie den 26:28-Endstand her.”Wir haben zu früh abgeschlossen, haben viele Würfe nicht getroffen und hatten in der Abwehr zu viele Fehler”, fasste Natalie Augsburg das ganze Dilemma treffend zusammen. An der Nationalspielerin hatte es gewiss nicht gelegen. Augsburg zeigte – neben Keeperin Schülke – als Einzige Normalform, traf gleich acht Mal in des Gegners Maschen. Freuen konnte sie sich darüber dennoch nicht. “Von meinen acht Toren kann ich mir auch nichts kaufen – da hätte ich lieber null gemacht, aber dafür gewonnen”, sagte sie im L-IZ-Interview. In der Bundesligatabelle liegt der HCL dennoch weiterhin auf Platz zwei.

Definitiv mehr Tore werden schon am Mittwoch (1. Februar; 19:30 Uhr) dem HCL abverlangt werden. Im DHB-Pokal-Achtelfinale gastiert Bundesligist FHC Frankfurt/Oder in der Leipziger Arena. Alles oder Nichts ist in diesem K.O.-Spiel die Devise. Wobei “Alles” die weitaus günstigere Option für den HC Leipzig wäre.
Thüringer HC vs. Buxtehuder SV 32:24
SVG Celle vs. VfL Oldenburg 24:26
HC Leipzig vs. HSG Bad Wildungen 26:28
FA Göppingen vs. Bayer Leverkusen 25:25
DJK/MJC Trier vs. HSG Blomberg-Lippe 25:34
spielfrei: FHC Frankfurt/Oder

1.) Thüringer HC (13 Spiele, 22 Punkte, +96 Tore)
2.) HC Leipzig (12 / 18 / +32)
3.) VfL Oldenburg (13 / 17/ +23)
4.) Buxtehuder SV (12 / 17 / +16)
5.) Bayer Leverkusen (13 / 16 / +15)

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