Das ging schnell. Nur vier Tage nach dem kräftezehrenden Spitzenspiel gegen Erfurt standen die Regionalliga-Kicker der BSG Chemie am Sonntag erneut auf dem tiefen Rasen des Alfred-Kunze-Sportparks. Mit dem SV Babelsberg 03 war ebenfalls ein spielstarker Gegner zu Gast. Und auch wenn das Stadion mit 4.100 Zuschauern diesmal nicht ganz ausverkauft war, sorgten beide Fanlager für einen stimmungsvollen Spätnachmittag.

Hinterher sollten die Trainer beider Teams von einer emotionalen Partie sprechen. Gäste-Coach Markus Zschiesche ließ seinen Gefühlen schon in der ersten Halbzeit jedoch ein bisschen zu sehr freien Lauf. Im Anschluss an eine Gelbe Karte wegen Meckerns, kurz vor dem Pausentee, rempelte der Babelsberger den Schiedsrichter Daniel Bartnitzki an. Dieser zog sofort Rot und schickte Zschiesche frühzeitig in die Kabine.

So fielen die Tore

1:0 Timo Maurer (BSG Chemie), 14. Minute

Manasse Eshele spielt den Ball in der gegnerischen Hälfte auf Timo Maurer, der etwa 23 Meter zentral vorm Tor steht. Der passt links raus zu Dennis Mast und läuft weiter Richtung Sechs-Meter-Raum. Dort bekommt er das Leder von Mast zurückgespielt und vollendet trocken ins linke, kurze Eck. Torwart Luis Klatte war chancenlos. Zehn Minuten nach seinem Treffer musste der Torschütze wegen eines schmerzhaften Schlags aufs Knie allerdings ausgewechselt werden.

1:1 Matthias Steinborn (SV Babelsberg), 71. Minute

Bei einem schnellen Babelsberger Angriff kommt der Ball über Rico Gladrow und Tahsin Cakmak leicht halbrechts auf Matthias Steinborn, der zieht an der Strafraumgrenze Richtung langes Eck ab, wo die Kugel flach zum Ausgleich einschlägt. In der 28. Minute hatte der ehemalige Lok-Kicker noch eine Riesenchance liegenlassen, als er mutterseelenallein an Chemie-Keeper Benjamin Bellot scheiterte.

So bewerten die Trainer das Spiel

Markus Zschiesche (SV Babelsberg):
Das war ein sehr emotionales Spiel, auch für mich. Beide Mannschaften haben von Anfang an gezeigt, dass sie sehr emotional und bissig in die Zweikämpfe gehen wollen. Das ist ja generell auch die große Stärke von Chemie, da wollten wir heute auf jeden Fall gegenhalten. Ich muss sagen, dass Chemie den besseren Anfang hatte, gerade auch mit dem sehr gut herausgespielten Tor.

Aber ab dem Tor war ich zufrieden mit den Jungs. Sie haben anfangs nicht verstanden, dass sie keine Chipp-Bälle hinter die Kette spielen brauchen, wenn die Gegner tief stehen, sondern nur wenn sie hoch stehen. Das war heute unsere Herangehensweise, das haben wir nicht so gut gemacht.

Im Laufe des Spiels kam immer wieder meine Emotionalität auf. Wir hatten auf der Bank das Gefühl, dass in 50:50-Situationen oft für Chemie gepfiffen wurde. Auch das klare Foulspiel an N’gatie am Strafraum pfeift er nicht. Daraufhin bin ich zum Schiedsrichter gegangen und habe mich natürlich aufgeregt. Die Gelbe Karte geht auch vollkommen in Ordnung.

Dann bin ich ein bisschen aus dem Tritt und Gleichgewicht gekommen und habe ihn angerempelt. Dafür hat er mir die Rote gegeben, was auch okay ist. Das darf nicht passieren, ich muss mich mit den Emotionen ein bisschen zurückhalten. Aber in dem Moment war es einfach gefühlt ungerecht. Deswegen ist das passiert.

Für die zweite Halbzeit haben wir uns vorgenommen, dass wir noch mehr Fußball spielen müssen und alles noch ein bisschen besser anpassen. Das haben wir dann super gemacht, haben kaum Chancen zugelassen, hatten selbst sehr gute Möglichkeiten und haben das Tor sehr gut herausgespielt. Insgesamt war es am Ende ein gerechtes Ergebnis, aber von den Chancen her waren wir vielleicht ein bisschen im Vorteil.

Miroslav Jagatic (BSG Chemie):
Das Positive ist: Wir haben nicht verloren – und wir haben jetzt schon eine Weile nicht verloren. Darauf kann man aufbauen. Wir haben gewusst, dass wir vom Kampf zum Spiel finden würden. Das haben die Jungs auch super gemacht. Wir gehen verdient 1:0 in Führung. Klar hatte auch Babelsberg eine gute 1:1-Situation, die Bellot perfekt hält. Aber wir hatten auch unsere Möglichkeiten, wo wir vielleicht 2:0 in Führung hätten gehen können. Das haben wir nicht getan.

Wir haben auf dem tiefen Boden über drei, vier Stationen ganz schnell mal zwei Linien überspielt. Das sah klasse aus. Leider hast du dann in der zweiten Halbzeit die schweren Beine vom Erfurt-Spiel gemerkt. Das ist keine Ausrede. Wir haben regeneriert und die Jungs sind fit ins Spiel gegegangen. Aber irgendwann kommt die Situation, wo du versuchst, dir die Kraft ein wenig einzuteilen. Dann gab es in der zweiten Halbzeit eine Phase von zehn, 15 Minuten, wo wir das Zepter aus der Hand gegeben haben.

Da waren wir oft einen Schritt zu spät, haben nicht mehr so sehr nach vorne gepresst und zu deutliche Abstände zugelassen. Dann hatten wir nicht unsere komplette Breite abgedeckt, und so läuft Steinborn durch und macht das 1:1.

Natürlich war klar, dass Babelsberg Qualität und individuelle Klasse hat, mit Spielern, die das Eins-gegen-eins suchen. Aber wenn ich mir die zweite Halbzeit anschaue, hatten wir drei, vier gute Chancen im Strafraum. Doch wo wir in der Vergangenheit das Quäntchen Glück gehabt haben, hatten wir es heute eben nicht. Das ist ein bisschen ärgerlich, aber das werden wir uns auch wieder erarbeiten.

Im Nachhinein musst du das Ergebnis so hinnehmen. Es war ein emotionsgeladenes Spiel. Wir wollten die drei Punkte in Leutzsch behalten, das haben wir nicht geschafft. Aber für die Fußballfans beider Mannschaften war das Spiel, glaube ich, schön anzuschauen. Je mehr Spielpraxis wir bekommen, umso schöner wird der Fußball dann aussehen.

Die Statistik zum Spiel:
www.fussball.de/spiel/bsg-chemie-leipzig-sv-babelsberg-1/…

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