Nach 19 Jahren ist die Karriere von Mirko Linke als Stadionsprecher des 1. FC Lok Leipzig beendet. Der Verein entband Linke am Donnerstag von seinen Aufgaben, nachdem am Sonntag im Vorfeld des Derbys ein Post aufgetaucht war, der gegen die Werte des Vereins verstรถรt.
In den sozialen Medien ist die Entrรผstung รผber die Entlassung des langjรคhrigen Stadionsprechers groร. Die meisten Kommentare unter einem entsprechenden Post des Vereins enthalten Unverstรคndnis รผber die plรถtzliche Trennung. Der Verein begrรผndete die Demission wie folgt: โNach der Verรถffentlichung einer vollkommen inakzeptablen Grafik in den sozialen Medien, die gegen die gelebten Werte des 1. FC Lok verstรถรt, hat der Verein die Zusammenarbeit mit Stadionsprecher Mirko Linke beendet.โ
Um welche Art von Grafik es sich handelte, lieร der Club genauso offen wie das Medium, in dem es verรถffentlicht wurde. Bekannt ist: Das Bild wurde im Zusammenhang mit dem Leipziger Derby gepostet. Linke ist als Stadionsprecher in seinen 19 Jahren nie politisch auffรคllig gewesen und bei zahlreichen Fans sehr beliebt.
Nach LZ-Informationen hat die Grafik aber gleich mehrere rote Linien รผberschritten, die auch nichts mit einem zu eng gefassten Verstรคndnis von political correctness oder einem Nachjagen des Zeitgeists zu tun haben. Dass Mirko Linke eine Institution der ersten Stunde war, ist den Entscheidungstrรคgern durchaus bewusst. Legt man die Maรstรคbe der Vereinssatzung an, wรคre dieser Fall bei einem normalen Mitglied aufgrund des Verstoรes ein Fall fรผr den internen Ausschuss fรผr Vereinsstreitigkeiten geworden.
In der Mitteilung des 1. FC Lok kommentierte der 54-Jรคhrige die Trennung folgendermaรen: โIch habe einen unbeabsichtigten Fehler gemacht und mich in aller Form beim Verein dafรผr entschuldigt. Ich verstehe und akzeptiere die Entscheidung des Clubs.โ
Gegenรผber der Leipziger Zeitung erklรคrte Linke: โIch lag am Strand in der Tรผrkei und hab nebenbei ein auf den ersten und zweiten Blick harmloses Bild in meinen Status gesetzt. Wie auch noch mehrere andere, wie fast jeder Lokfan in der Vorfreude aufs Derby. Sicher kam auch noch die starke Sonneneinstrahlung dazu. Nach einer Stunde wurde ich darauf aufmerksam gemacht, das Bild sofort zu lรถschen. Auch da wusste ich erst nicht, warum.
Erst beim Groรmachen habe ich erkennen kรถnnen, dass es ein absolutes Scheiรbild war, was ich niemals posten wรผrde und mit Fuรball nichts zu tun hat. Ich habe mich schon da sofort entschuldigt. Rivalitรคt ja, sowas nein danke! Ich habe mich sehr รผber mich selbst geรคrgert, dass ich da nicht genau hingeschaut habe und darauf reingefallen bin. Ich bin Lokist durch und durch, aber ohne Chemie wรคre es doch langweilig. Ich war halt am Strand in der Sonne und einen Moment unaufmerksam, das macht 49 Jahre Fan und 19 Jahre Stadionsprecher kaputt, das ist hart.โ
Nach Beendigung seines Urlaubs in der Tรผrkei war er am Donnerstag auf die Geschรคftsstelle des 1. FC Lok gerufen worden. Hier baten die Geschรคftsfรผhrer Martin Mieth und Alexander Voigt, Prรคsident Thomas Lรถwe und Aufsichtsratschef Olaf Winkler um eine Erklรคrung und teilten ihm anschlieรend ihre Entscheidung mit.
In seiner 19-jรคhrigen Amtszeit verpasste der Versicherungskaufmann nur ganz wenige Spiele, abgesehen von einer Phase, in der er sein Amt freiwillig ruhen lieร. Damals kam es zum Zerwรผrfnis mit dem Prรคsidium um Steffen Kubald, nachdem ein Kooperationsvertrag mit RB Leipzig bekannt geworden war. Wenig spรคter gab es ein Comeback.
Anmerkung d. Red.: Da uns einige Zuschriften dazu erreichten, wir aber den Post/das Bild nicht als Bildwiedergabe prรคsentieren und damit erneut reproduzieren wollen, hier eine kurze Beschreibung.
In dem vor dem Derby zwischen der BSG Chemie und dem 1.FC Lokomotive Leipzig verbreiteten Bild/Meme war das grafisch gestaltete Gesicht eines weiรen Mannes (รคhnlich dem Meister Proppers) als grafisches Gesicht zu sehen, in dessen beiden Glรคsern einer Sonnenbrille das Vernichtungslager Auschwitz zu sehen war.
Das Bild ist untertitelt mit โgood night green-whiteโ, was einerseits an den Spruch โgood night white prideโ (โGute Nacht weiรer Stolzโ) als Anti-Rassismus-Spruch der Hardcore-Szene (Musik) oder an den Neonazi-Spruch โgood night, left sideโ (โGute Nacht, linke Seiteโ) angelehnt sein kรถnnte.
In diesem Fall ist eher die zweite Interpretation im Kontext zur Auschwitzdarstellung, der Vorgeschichte der Leipziger Derbys und der politischen Gesinnung einiger Lok-Fans leider wahrscheinlich, zumal auf die BSG Chemie gemรผnzt.
Die eigentliche Frage ist wohl, neben dem unbedachten Teilen des Bildes durch Marko Linke, wer es erstellt hat.
Empfohlen auf LZ
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Keine Kommentare bisher