Der 1. FC Lok Leipzig ist Sachsenpokal-Sieger 2021. Die Mannschaft von Almedin Civa besiegte den Chemnitzer FC mit 1:0 nach Verlängerung. Der blau-gelbe Goldjunge war Djamal Ziane, der nach 111 Minuten den sehenswerten Siegtreffer markierte und für den langersehnten Erfolg sorgte. Lok musste nach gelb-roter Karte gegen Leon Heynke 48 Minuten in Unterzahl überstehen, war letztlich aber der verdiente Sieger in der Sportschule Egidius Braun in Abtnaundorf.

Auch noch vier Stunden nach dem Triumph war Lok-Goalgetter Djamal Ziane sichtlich angefasst, als er von seinem Siegtreffer erzählte. „Ich wollte den Ball eigentlich nur festmachen und dann weitersehen, aber er lag perfekt und dann habe ich ihn draufgeschossen.“ In dem Moment, als der Ball Zianes Fuß verließ, hatte sein Trainer Almedin Civa so eine Vorahnung.„Man sah, dass er ihn gut getroffen hat, aber ich sah auch, dass Jakubov gut geflogen war und hatte schon gedacht, dass es wieder nichts wird.“ Aber der beste Chemnitzer, Jakubov, kam diesmal nicht rechtzeitig, der 17-Meter-Schuss landete im langen Eck. Die Führung für Lok nach 111 Minuten. „Den Moment danach werde ich mein Leben nicht vergessen“, so Ziane.

„Was auf der Bank los war, wie alle losgestürmt sind, was alles hochgeflogen ist. Da kamen mir die Tränen“, so Loks dienstältester Spieler, der seit 2014 im Verein ist und vom Aufstieg in die 3. Liga und vom Auftritt im DFB-Pokal träumt(e). Ein Traum wird nun wahr. Sein Trainer konnte es gar nicht glauben, als er bei seinem Vorstellungsgespräch bei Lok im vergangenen Frühling hörte, dass Lok noch nie den Sachsenpokal gewonnen hatte.

Als 1. FC Lok ist es im zweiten Final-Anlauf tatsächlich der erste Erfolg. Als VfB gab es nur einen Sieg im Finale, 1996 von den damaligen VfB-Amateuren – gegen die Chemnitzer FC Amateure. Damals dabei: Ein gewisser Marco Rose. Die Realität 2021 hieß Sportschule Abtnaundorf, 20 Delegierte und 10 Pressevertreter pro Team und bessere Sportplatzatmosphäre. Und im Gegensatz zum 2017er Finale gegen Chemnitz war Lok die klar bessere Mannschaft.

Fussball, Wernesgruener Sachsenpokal, Saison 2020/ 2021, Finale: 1. FC Lok Leipzig vs. Chemnitzer FC am 29.05.21 in der Sportschule Egidius Braun, Leipzig Abtnaundorf. Im Bild: Tobias MUELLER (38, Chemnitzer FC) gegen Farid ABDERRAHMANE (8, Lok Leipzig)
Farid Abderrahmane fährt CFC-Kapitän Tobias Müller energisch in die Parade. Foto: Jan Kaefer

Nach 15 Minuten ohne Torabschluss eröffnete der lauffreudige Robert Berger die Liste der Lok-Abschlüsse, setzte seinen Linksschuss knapp links vorbei, fünf Minuten später lief Ziane auf das himmelblaue Tor zu, schob ebenfalls links vorbei. Und kurz vor der Pause parierte der bereits erwähnte Jakub Jakubov einen Innenseitstoß von Lok-Kapitän Sascha Pfeffer aus 14 Metern.

Lok hätte zur Pause bereits führen können. Der Chemnitzer FC, von einigen Experten als leicht favorisiert eingeschätzt, agierte zurückgezogen und abwartend. CFC-Trainer Daniel Berlinksi kritisierte nach dem Spiel, dass seine Mannschaft nicht präsent genug war. Es schien, als hätten die Chemnitzer trotz des herausragenden Halbfinal-Sieges gegen den Drittligisten FSV Zwickau (3:2 nach 0:2) Blei in den Beinen.

Fussball, Wernesgruener Sachsenpokal, Saison 2020/ 2021, Finale: 1. FC Lok Leipzig vs. Chemnitzer FC am 29.05.21 in der Sportschule Egidius Braun, Leipzig Abtnaundorf. Im Bild: Djamal ZIANE (13, Lok Leipzig) gegen Riccardo GRYM (10, Chemnitzer FC)
Lok-Goalgetter Djamal Ziane erzielte den goldenen Treffer zum Leipziger Pokalsieg. Foto: Jan Kaefer

Nur in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit dominierte Chemnitz das Spiel mit Zug zum Tor, selbst nach dem berechtigten Platzverweis für Loks Leon Heynke, der zweimal Konter der Chemnitzer auf Kosten von Fouls unterband, hatte Lok mehr Chancen. Sascha Pfeffer hätte die Partie nach 78 Minuten entscheiden können. Frei vor Jakubov reagierte der Torhüter erneut überragend, hatte kurz zuvor auch einen Eglseder-Schuss pariert und in der ersten Halbzeit der Verlängerung erneut im 1vs1 gegen den eingewechselten Jäpel.

Dass Leipzig in Unterzahl agierte, sah man allenfalls bei Ballverlust in der Offensive, weil Chemnitz dann mehr Platz zum Kontern hatte. Die Himmelblauen agierten offensiv aber auch in Überzahl wenig einfallsreich, überluden hin und wieder Loks rechte Abwehrseite, ohne daraus Kapitel zu schlagen.

Als Schiedsrichter Jens Klemm aus Gröditz nach 124 Pokalminuten abpfiff, durfte sich Lok Leipzig verdient Sachsenpokal-Sieger nennen, weil alle Spieler in gelb und blau mindestens Normalform erreicht hatten. Luca Sirch als aufmerksamer Innenverteidiger und dribbelstarker Dampfmacher, lange Zeit Leon Heynke mit Übersicht und gutem Passspiel.

Fussball, Wernesgruener Sachsenpokal, Saison 2020/ 2021, Finale: 1. FC Lok Leipzig vs. Chemnitzer FC am 29.05.21 in der Sportschule Egidius Braun, Leipzig Abtnaundorf. Im Bild: Trainer und Sportdirektor Almedin CIVA (Lok Leipzig), Jubel
Lok-Trainer Almedin Civa könnte die ganze Welt umarmen. Foto: Jan Kaefer

Mehmedovic, Berger und Pfeffer mit ihrer Laufstärke ragten aber ebenfalls heraus wie Torhüter Gies mit seiner ruhigen Ausstrahlung oder Tom Nattermann, der sein bestes Spiel im Lok-Dress machte. Djamal Ziane als Siegtorschütze genießt ohnehin in der Bewertung eine Sonderposition.

Kapitän Pfeffer war anschließend überglücklich: „Ich bin einfach nur stolz, diese Mannschaft als Kapitän aufs Feld geführt zu haben. Das war ein geiler Lok-Kampfsieg. Nach dieser schlechten Zeit für uns alle, für alle Lok-Fans, für alle in und um den Verein, haben wir uns endlich belohnt und konnten den Menschen etwas zurückgeben“, so der 34-Jährige kurz nach der Siegerehrung mit Siegerbier in der Hand.

Trainer Almedin Civa war überglücklich über das „Geschenk“, was seine Mannschaft den Menschen in und um den Verein gemacht hat. „Das wollten die Jungs. Dafür haben sie alles getan.“

Fussball, Wernesgruener Sachsenpokal, Saison 2020/ 2021, Finale: 1. FC Lok Leipzig vs. Chemnitzer FC am 29.05.21 in der Sportschule Egidius Braun, Leipzig Abtnaundorf. Im Bild: Djamal ZIANE (13, Lok Leipzig) gibt Trainer und Sportdirektor Almedin CIVA (Lok Leipzig) eine Bierdusche
Siegtorschütze Djamal Ziane gönnt seinem Trainer Almedin Civa ein extra-großes Bier. Foto: Jan Kaefer

Mit dem Pokal zogen die Spieler nach der Siegerehrung zunächst aufs große Lok-Logo hinter dem Tor, in das Ziane traf, ehe wahrscheinlich alle mitgekommenen Zuschauer auf Lok-Seite ein Erinnerungsfoto mit Pokal machen konnten. Selbst Zoodirektor Prof. Jörg Junhold, der auch Vorsitzender des Lok-Wirtschaftsrats ist, ließ sich stolz mit Pokal ablichten. „Wir sind super durch die Pandemie gekommen“, betonte Lok-Präsident Thomas Löwe im Siegerinterview, „und dieser Pokalsieg ist der Höhepunkt. Ein echter Sieg für die Seele.“

Löwe hatte nach dem Spiel mit zahlreichen Fans am oder im Bruno-Plache-Stadion gesprochen. „Viele sagten mir, dass sie am Fernseher geweint haben, weil Lok diesen Pokal geholt hat.“ Löwe war zeitiger zurück als die Mannschaft, die, eskortiert von der Polizei, im Mannschaftsbus noch eine Runde über den Leipziger Ring gedreht hatte und dann vor dem Stadion genauso bejubelt wurde wie sie verabschiedet worden war: mit Sprechchören und Feuerwerk.

Die Freudenfeier im Plache-Stadion endete mit Jeroen Gies, der in drei Pokalspielen nie hinter sich greifen musste und als letzter verbliebener Spieler den Pokal bei Sieger-Fotos mit den Fans bewachte. Gies wird den Verein nun verlassen. Lok sucht einen Torhüter, hat Kandidaten im Auge und nun auch etwas mehr Geld. „Das ist für unseren Verein immer gut“, schmunzelte Thomas Löwe. Aber eine andere Emotion war nach dem Sieg in Probstheida ohnehin nicht mehr zu sehen.

Die Statistik zum Spiel:
https://www.fussball.de/spiel/1-fc-lokomotive-leipzig-chemnitzer-fc/…

Fussball, Wernesgruener Sachsenpokal, Saison 2020/ 2021, Finale: 1. FC Lok Leipzig vs. Chemnitzer FC am 29.05.21 in der Sportschule Egidius Braun, Leipzig Abtnaundorf. Im Bild: Lok feiert auf dem Vereinslogo, Pokal, Team, Mannschaft, Jubel, Sieg, Pokalsieger
Siegerbild mit Logo und Pokal. Foto: Jan Kaefer

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