Zwei Tage nach der Enttäuschung von Bielefeld beginnt beim 1. FC Lok Leipzig eine neue Zeitrechnung. Mit Almedin Civa wurde ein neuer Cheftrainer und Sportdirektor vorgestellt. Der bisherige Mann auf der Position, Wolfgang Wolf, beendet planmäßig nach einem Jahr sein Engagement. Wolf wäre gern geblieben, bei den kleinen Brötchen, die der Verein wieder backen muss, bedeutet Wolfs Abschied aber ein bis zwei weitere Spieler für Lok. Wer kommt und geht, wird in den kommenden Tagen entschieden.

Lok-Präsident Thomas Löwe betonte immer wieder in den letzten Wochen, dass es zwei Pläne für die Lok-Zukunft gibt. Einen für die 3. Liga mit einem größeren Budget und einen für die 4. Liga mit weniger Geld als in den vergangen zwei Jahren. 2018 hatte Lok auf Profitum umgestellt. Das Projekt wird nach zwei Jahren wohl beendet werden müssen. Durch die Corona-Krise sind die Finanzen in zahlreichen Vereinen unsicherer denn je, der Lok-Hauptsponsor hat sich noch nicht klar geäußert, wie das Engagement in der Zukunft aussehen wird.

Lok plant lieber konservativ als euphorisch. Die neue Regionalliga-Saison gehen die Leipziger mit neuem Cheftrainer und Sportdirektor an. Almedin Civa, 2003 einst für den VfB Leipzig aktiv, übernimmt ab sofort diese Positionen. Der bisherige Mann dort, Wolfgang Wolf, verlässt den Verein, um Finanzen zu sparen. Bei einem 3. Liga-Aufstieg wäre Civa unter Wolf Co-Trainer geworden.

Lok-Präsident Thomas Löwe. Foto: Jan Kaefer (Archiv)
Lok-Präsident Thomas Löwe. Foto: Jan Kaefer (Archiv)

Lok-Präsident Thomas Löwe über …

… die vergangene Saison: Nach der bitteren Erfahrung vor zwei Tagen geht der Blick nach vorn. Seit gestern 12 Uhr läuft die Umsetzung der Planung für die kommende Regionalliga-Saison. Danke an die Mannschaft für eine absolut überragende Saison – die beste Saison seit der Neugründung. Es war heute sehr emotional. Ich bitte um Verständnis, wenn dem einen oder anderen später noch eine Träne über die Augen kullert.

Ich möchte mich persönlich von tiefstem Herzen bei unseren Fans bedanken. Sie haben uns durch die Saison und die Krise getragen. Sie haben gespendet, waren kreativ. Sie haben monatelang geschuftet und haben für ihren Traum gekämpft. Wie ihr gefehlt habt, das haben wir in beiden Spielen absolut gemerkt. Ich bin mir absolut sicher, mit Fans hätten wir uns zum Schluss in den Armen gelegen. Ein besonderer Dank geht an ETL und Franz-Josef Wernze. Diese Saison wäre ohne sie nicht möglich gewesen.

… das neue Budget: Wir haben im Budget kaufmännische Vorsicht walten lassen. 50 Prozent aller Einnahmen erhalten wir bei Heimspielen. Solange wir nicht wissen, wann wir wieder Zuschauer haben werden, müssen wir vorsichtig sein. Wir hoffen, dass wir im Herbst die Fans wieder reinlassen dürfen. Fußball macht so überhaupt keinen Spaß, die Fans fehlen ganz einfach.

Wir brauchen sie auch am Seitenrand. Gestern und heute haben schon viele Sponsoren angerufen und gesagt: Wir machen weiter, wir geben etwas zusätzlich, wir finanzieren einen Spieler mit. Wir sind als Verantwortliche nicht allein. Wir stehen alle zusammen. Das gibt mir auch die Überzeugung, dass wir auch dann eine ambitionierte Mannschaft haben werden, Almedin Civa hat ein riesengroßes Netzwerk.

… Wolfgang Wolf: Jedem Neuanfang wohnt ein Zauber inne. Wenn man etwas aufbaut, muss man Abschied nehmen von Freunden, die einem ans Herz gewachsen sind. Ein solcher Abschied ist der von Wolfgang Wolf. Vor langer Zeit trafen wir die klare Absprache: Wenn wir in die 3. Liga kommen, dann geht es weiter mit Wolfgang. Wenn wir das große Ziele nicht schaffen sollten, dann war seine klare Ansage, dass sein Weg bei Lok zu Ende ist.

Er verlässt uns als ungeschlagener Cheftrainer, als Sportdirektor, der immer alle hier im Verein mitgerissen und mitgenommen hat. Er verlässt uns vor allem als Freund. Ich bedanke mich bei dir, Wolfgang, für alles, was du für diesen Verein geleistet hast. Du bist hier jederzeit herzlich willkommen.

… über den neuen Trainer: Almedin Civa ist Cheftrainer und Sportdirektor in Personalunion. Wir haben sehr, sehr intensiv gesucht. Wir haben uns sehr, sehr eindeutig, voller Freude und Überzeugung für Almedin Civa entschieden. Die vielen Gesprächen, die wir mit ihm geführt haben, haben uns gezeigt, dass er der Richtige ist.

Er brennt zu 100 Prozent für diese Aufgabe. Er will wie Wolfgang Wolf alle im Verein mitnehmen und mitreißen. Wenn ihm in einer Woche noch jemand depressiv über den Weg läuft, dann wird Almedin Civa ihm mit seiner positiven Art mitreißen.

Als Trainer blieb Wolfgang Wolf mit Lok unbesiegt, jetzt hat er seinen Abschied aus Leipzig verkündet. Foto: Thomas Gorlt
Als Trainer blieb Wolfgang Wolf mit Lok unbesiegt, jetzt hat er seinen Abschied aus Leipzig verkündet. Foto: Thomas Gorlt

Wolfgang Wolf über …

… seinen Abschied und die Lok-Zukunft: Es war ein sehr emotionaler Abschied. Es ist mir sehr schwer gefallen, diese Mannschaft zu verlassen. Ich war voller Stolz ihr Trainer und habe versucht, sie in die 3. Liga zu führen. Sie sind mir gefolgt. Es war ganz einfach, mit der Mannschaft zu arbeiten. Wir standen kurz davor, das zu schaffen, was uns keiner zugetraut hat. Wir fahren finanziell arg zurück. Der „Alme“ braucht ein, zwei Spieler mehr aber keinen Sportdirektor.

Die Spieler wussten genau, was hier passieren wird. Die Spielerberater sind jetzt gefragt, für die Spieler den richtigen Verein zu suchen und nicht nur Geld zu kassieren. Das Füllhorn wird nicht mehr so voll sein wie früher. Dass nur Paul einen Vertrag hat, ist sogar besser. Wenn nur Paul Schinke keinen Vertrag hätte und die anderen alle einen, dann könnten wir den Verein abschließen. Da liegt doch in der Corona-Krise das Glück, wieder zu normalen Gehältern zurückzukehren.

… Almedin Civa: Er ist ein Trainer, der die Philosophie des Vereins weiterführen wird. Nachdem ich mit ihm gesprochen habe, war mir klar, obwohl ich mit allen gesprochen habe, wenn wir „Alme“ hierherbekommen, ist er genau der Richtige. Ich bitte alle Fans, sich von dem Gedanken zu verabschieden, dass wir kommendes Jahr wieder angreifen werden. Ich musste einen holen, der beides kann und das bewiesen hat. Der Verein verträgt keinen Sportdirektor und Trainer. Almedin Civa muss dort unterstützt werden, wo es nur geht. Die Mannschaft wird ein anderes Bild bekommen. Ich gehe schweren Herzens.

Almedin Civa, neuer Cheftrainer des 1. FC Lok, über …

… die Gespräche mit Lok: Gratulation an Lok Leipzig, an alle, die hier im Umfeld gearbeitet haben. Die Saison war einfach stark. Da muss man den Hut ziehen. Die Gespräche waren für mich ein absolutes Highlight, deswegen bin ich auch sehr, sehr traurig, dass Wolfgang geht. 2015 gab es wenige, die geglaubt haben, dass Lok die Vision 2020 erfolgreich umsetzen kann.

Was hat mich bewegt, hierher zu kommen? Wir waren vom ersten Tag absolut offen zueinander. Nach dem ersten Gespräch mit Wolfgang habe ich gedacht, das könnte passen. Nach den Gesprächen mit Gremien und Geschäftsführer war ich noch überzeugter. Ich habe keine Angst, ich bin absolut euphorisch und optimistisch. Ich hab die Situation, in der Lok jetzt ist, als Spieler selbst miterlebt. Wenn man die Kraft und den Optmismus der letzten Jahre weiterführt, kann es eine gute Sache werden.

… die Saison-Planung: Es liegt an jedem Spieler, ob er diesen Weg mitmacht oder nicht. Wir werden versuchen, die Spieler zu halten. Meine Vertragslaufzeit ist ein Jahr. Das war mir wichtig. Ich bin kein Mensch, der lange Verträge unterschreibt. Wenn es nach dem Jahr nicht passt, dann soll man sich in die Augen sehen und die Hand geben und das wars. Das ist für den Verein die sicherste Variante, für mich ist das absolut okay. Bevor ich sportliche Ziele formuliere, brauche ich erstmal eine Mannschaft. Es ist alles mit den Verantwortlichen abgesprochen, die Telefongespräche waren top.

Die Spieler sind fix und fertig. Ich glaube da hat keiner fünf Stunden in den letzten Tagen geschlafen. Das sind junge Menschen, die müssen um ihre Zukunft kämpfen. Die haben gerade andere Gedanken: Die verlieren ihren Sportdirektor, sie müssen aufs Arbeitsamt. Das musst du erstmal verdauen. Ich habe Verständnis, wenn die morgen noch auflegen wenn ich anrufe oder sagen: Ich will jetzt nicht mit dir reden. Ich setze mir kein Limit, bis ich mein Team zusammenhabe. Einen Co-Trainer habe ich im Auge. Mal gucken, ob das machbar ist.

… seine einjährige Auszeit:

Das erste halbe Jahr habe ich sehr viel mit Frau und Kindern verbracht. Ab Januar habe ich dann ein wenig mehr Fußball geguckt. Ich hab versucht, abzuschalten. Nach sechs Jahren als sportlicher Leiter – und die letzten zwei Jahren in Doppelfunktion – war das sehr, sehr nötig, um runterzukommen und zu reflektieren.

SC Verl vs. 1. FC Lok Leipzig 1:1 – Kein Sieger, kein Verlierer, aber einen Aufsteiger

SC Verl vs. 1. FC Lok Leipzig 1:1 – Kein Sieger, kein Verlierer, aber einen Aufsteiger

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