Am Donnerstag, 17 Uhr, wird wohl tatsächlich der Ball im Bruno-Plache-Stadion rollen. Der SC Verl ist mit Erlaubnis des Gesundheitsamts Leipzig am Mittwochabend in Leipzig angereist. Wo der 1. FC Lok am 30. Juni zum Rückspiel um den Aufstieg in die 3. Liga hinreisen wird, ist allerdings unklar. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat dem Rückspiel in Verl einen Riegel vorgeschoben. Mehrere Optionen scheinen möglich, aber es ist kompliziert - wie auch die Frage, wer wohl die besseren Karten im Aufstiegsrennen hat.
Norbert Meyer, Presseverantwortlicher des SC Verl ist in diesen Tagen ein vielgefragter Mann. Der Corona-Ausbruch in einem Fleischbetrieb in Rheda-Wiedenbrück tat sein übrigens dazu. Meyer muss täglich Pressevertretern erklären, dass beim SC Verl alle gesund sind und alles seinen Gang gehen wird. Selbst nach dem „Lockdown light“ im Landkreis Gütersloh, in dem Verl liegt, sah am Dienstag alles noch nach einem – nach Corona-Maßstäben – normalen Aufeinandertreffen beider Teams aus.
Zumindest auf das Rückspiel trifft das nicht mehr zu. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat am Mittwoch ein Rückspiel zwischen beiden Teams in Verl untersagt. „Wir arbeiten an einer Lösung, das ist nicht so ganz einfach. Wir hoffen, dass wir bis zum Donnerstag wissen, wo wir am Dienstag spielen“, so Meyer.
„Nicht so ganz einfach“ ist in Zeiten, in denen Reisende aus dem Landkreis Gütersloh aus anderen Landesteilen ausgewiesen werden, leicht untertrieben. Welcher Landkreis, welche Stadt bindet sich ein solches Spiel ans Bein, erst recht wo Wolfgang Wolf am Mittwochmorgen im MDR erklärte, dass auch mit mehreren hundert bis tausend Lok-Fans in Verl gerechnet wurde. Die werden nun versuchen, woanders hinzukommen, was auch die örtlichen Behörden in einem entsprechenden Ausweichspielort auf den Plan rufen wird.
Der Stadionbesitzer muss ohnehin angefragt werden und auch das Gesundheitsamt des Spielorts sitzt mit im Bord. Ein ziemlicher Rattenschwanz, der sich da auftut. In das zunächst hochgehandelte Rödinghausen wird es wohl nicht gehen, auch nicht zum Bundesliga-Absteiger SC Paderborn. Dort wird der SC Verl, einen 3. Liga-Aufstieg vorausgesetzt, zwar erstmal spielen, aber zuvor wird der Rasen erneuert und so wird dort nicht gespielt werden können. Bleibt die Frage was passiert, wenn mehrere Behörden, Vereine oder Stadionbetreiber die Hände heben? Einer Spielverlegung stehen beide Klubs kritisch gegenüber. Der 30. Juni war der letztmögliche Termin, weil dann zahlreiche Verträge auslaufen.
Im Unklaren ist vieles unklar. Auf die einfachste Option, nämlich aufgrund der Ausnahmesituation beiden Teams diese Spiele zu ersparen, scheint man beim Deutschen Fußballbund nicht zu kommen. Übrigens: In Deutschland gibt es 294 Landkreise. Die Wahrscheinlichkeit, dass genau diese Ausnahmesituation eintritt, war also recht gering.
Aber wie werden die Duelle ausgehen, worauf wird es ankommen?
Zauberfußball wird nach der fast viermonatigen Pflichtspielpause für beide Teams nicht zu erwarten sein. Die Mannschaft von Guerino Capretti spielt laut eigener Aussage den technischeren Fußball, Lok kommt nach Analyse der Verler mehr über Mentalität und spielt „einfachen Fußball.“ Also möglicherweise genau das, was man in solchen Spielen braucht. Aber so einfach ist der Lok-Fußball dann doch nicht.
Capretti wird mehr wissen, als er im Fupa-Podcast am Dienstag gesagt hat. Die Frage wird daher nicht sein, wer das passendere Konzept für Fußball in dieser Situation hat, sondern wer „seinen“ Fußball besser auf den Platz bringt. „Verl spielt einen gepflegten Fußball hinten raus, ist kombinationssicher“, so Wolf über den Gegner. „Sie brauchen wenige Chancen für Tore, haben ein gutes Anlaufverhalten und schlagen gefährliche Standards“, sagte er im MDR.
Lok wird natürlich die von Capretti zitierte Mentaliät einbringen. Wie gut und schnell das nach der Pflichtspielpause gelingen wird, wird sich zeigen. Aber auch Verl ist klar gehandicapt. Das technisch anspruchsvolle Spiel, das den Gegner taktisch immer wieder vor Entscheidungen stellt, braucht eine gute Abstimmung. Wird sie Verl haben?
Wolfgang Wolf hat in jedem Fall alle Mann an Bord. Der Bundesliga-erfahrene Trainer sieht vor allem in der Kräfte-Einteilung den Knackpunkt für das Spiel. „Das wird entscheidend sein.“ Oder ja vielleicht irgendetwas anderes, was gerade noch keiner auf dem Schirm hat. Wie einst einen möglichen Lockdown im Kreis Gütersloh.
Vor dem ersten Aufstiegsspiel: Lok hat Schwein! Hat Lok Schwein?
Vor dem ersten Aufstiegsspiel: Lok hat Schwein! Hat Lok Schwein?
Hinweis der Redaktion in eigener Sache
Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten unter anderem alle Artikel der LEIPZIGER ZEITUNG aus den letzten Jahren zusätzlich auf L-IZ.de über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall zu entdecken.
Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.
Vielen Dank dafür.
Keine Kommentare bisher