In der zweiten Auflage des großen Lokruf-Wunschkonzerts am Freitagabend haben die beiden Fanradio-Moderatoren Marko Hofmann und Thomas Franzky unter anderem ein Interview mit Heiko Rosenthal über den Äther geschickt. Die L-IZ hat es aufgeschrieben. Lesen Sie also hier, wie es Leipzigs Bürgermeister für Umwelt, Ordnung und Sport in der Corona-Krise ergeht, wie die Stadt den aktuell arg angeschlagenen Sportvereinen helfen kann und wie Rosenthal über Geisterspiele denkt.

Herr Rosenthal, das Leben als Bürgermeister ist sicherlich nie stressfrei, aber es war gewiss schon einmal stressfreier als in diesen Tagen, oder?

Ja, man hat jetzt mit vielen neuen Problemen und Herausforderungen zu tun. Das Thema Pandemie oder Epidemie gab es ja in dieser Form noch nicht.

Können Sie dieser Krise auch irgendetwas Positives abgewinnen?

Was ich für mich wahrnehme ist, dass man mit unheimlich vielen motivierten Menschen zu tun hat und dass wir als Stadt Leipzig, als Organisation gut aufgestellt sind. Ich glaube, dass wir in der Stadt Leipzig im Vergleich zu anderen Regionen im Bundesgebiet, was zum Beispiel Fallzahlen betrifft, was ganz konkret auch die Gesundheitsproblematik der Einzelnen betrifft, ganz gut unterwegs sind.

Insofern ziehe ich als Zwischenfazit eine positive Bilanz. Da man aber jetzt natürlich noch mehr Verantwortung trägt und viele Menschen auf die Arbeit schauen, ist das auch mit Stress verbunden.

Viele Sportvereine bangen gerade um ihre Existenz. Wir haben in Leipzig zum Beispiel mit dem SC DHfK, Lok und der BSG Chemie drei Vereine, die ganz extrem von den Zuschauereinnahmen abhängen und deswegen zurzeit von den Einnahmeverlusten besonders betroffen sind. Inwieweit wird die Stadt Leipzig allgemein den Sportvereinen, die von der Krise betroffen sind, helfen können?

Wir sind im engen Austausch zumindest mit den Verbänden, dem Landessportbund, dem Stadtsportbund und auch mit der Staatsregierung in Dresden. Was wir als Stadt machen können, ist die Förderung, die wir vorgesehen haben, nicht zu versagen. Das heißt, die Fördermittel werden logischerweise unabhängig davon, ob jetzt tatsächlich Trainingsbetrieb stattfindet oder nicht, ausgereicht.

Wir werden dort, wo Veranstaltungen möglicherweise nicht stattfinden können, aber doch schon Aufwendungen vorgenommen wurden, auch diese bezuschussen. Und wir werden im Einzelfall auch sehen, ob es Lösungen für Vereine gibt, wo man dann individuell, gegebenenfalls auch aus dem Fördertopf Sondermittel zur Verfügung stellt.

Wir haben die Nutzungsentgelte für die städtischen Liegenschaften ausgesetzt. Auch das, was im ersten Quartal des Jahres an Nutzung stattgefunden hat, würde von uns bezüglich der Rechnungslegung bis Ende Juni gestundet. Uns ist bewusst, dass bei den Vereinen jetzt andere Prioritäten und finanzielle Herausforderungen existieren.

Ich nehme auch die Diskussionen im Land wahr, dass es für die Vereine einmalige Zuschüsse geben könnte, dass man dort auch über gesonderte finanzielle Darlehen spricht, die neben der Förderung von Wirtschaftsunternehmen gegebenenfalls für wirtschaftlich agierende Sportvereine und ihre Spiel-GmbHs ausgereicht werden.

Wie beurteilen Sie aktuell das Verhältnis der Stadt Leipzig zum 1. FC Lok Leipzig?

Ich denke, wir haben ein gutes Verhältnis. Es gab im vergangenen Jahr ausreichend investive Förderung und auch in der Unterhaltungspflege sind die Mittel kontinuierlich geflossen. Ich denke, dass wir als Sportverwaltung Lok Leipzig alles freiräumen, damit sich der Verein gut entwickelt und die sportlichen Erfolge eintreten, die sich alle wünschen.

Sicherlich verfolgen Sie auch die Diskussion darüber, ob es Geisterspiele geben sollte oder nicht. Halten Sie es für realistisch, dass man Sportereignisse in Leipzig oder im Land Sachsen ohne Zuschauer durchführen kann und dem Virus trotzdem keine Chance zur Verbreitung gibt?

Ein leeres Stadion scheint unter dem gesundheitlichen Aspekt natürlich theoretisch erst mal richtig. Ich habe aber meine Zweifel, ob das dem Sport gerecht wird und ob das den Vereinen, dem Zusammenhalt zwischen Fan und Mannschaft, gerecht wird. Das wird man dauerhaft nicht durchhalten.

Aber ich sage auch deutlich, wir müssen jetzt an der Stelle die Geduld bewahren. Wir sind – was uns im Rathaus an Informationen vorliegt – optimistisch, dass wir mit den Maßnahmen, die jetzt bundesweit gelten, auch diese Krise bewältigen und es dann auch ganz schnell mit Sport wieder losgehen kann.

Es kann heute keiner sagen, morgen oder übermorgen ist es soweit. Man muss jetzt immer in kurzen Etappen denken – Mai, Juni, Juli. Es hängt dann von den Betroffenenzahlen ab. Aber es wird, glaube ich, in diesem Jahr noch Sport, Fußball vor vollen Rängen geben. Da bleibe ich optimistisch.

Ein Spiel auf Zeit: Die neue Leipziger Zeitung zwischen Ausgangsbeschränkung, E-Learning und dem richtigen Umgang mit der auferlegten Stille

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