Zum 103. Mal werden sich am Sonntag um 13 Uhr die Fußballteams aus Leutzsch und Probstheida in einem Derby gegenüber stehen. Über 31 Jahre hatte es gedauert, bis sich beide Vereine nach dem Oberliga-Derby 1985 unter ihren traditionellen Namen BSG Chemie und 1. FC Lok wieder trafen. Nach dem Landespokal-Viertelfinale 2016 hat es dieses Duell dann aber jährlich mindestens einmal gegeben. Ein kurzer Rückblick.
Derby #99:
Landespokal-Viertelfinale 2016/2017 am 13.11.2016
BSG Chemie Leipzig vs. 1. FC Lok Leipzig 0:1 (0:0) n.V.
Torschütze: Hiromu Watahiki (117. min) vor 4.999 Zuschauern im Alfred-Kunze-Sportpark, Leutzsch
Das Pokalderby zwischen dem Oberligisten Chemie und Regionalligist Lok wurde zum erwarteten Kampfspiel. Zwei besondere Highlights hatte die Partie zu bieten: In der 61. Minute senste Lok-Akteur Steffen Fritzsch in Höhe der Mittellinie Chemie-Kapitän Stefan Karau von hinten um, woraufhin sich ein ansehnliches, leicht gereiztes Rudel bildete. Fritzsch flog mit glatt Rot vom Platz – und seine Blau-Gelben mussten entsprechend später mit einem Mann weniger in die Verlängerung.
Als in dieser die Zeit unaufhaltsam in Richtung Elfmeterschießen heruntertickte, haute Hiromu Watahiki überraschend einen raus. Der Japaner in Lok-Diensten zog plötzlich aus 18 Metern ab, überwand damit Chemie-Keeper Marcus Dölz und bescherte seinen Blau-Gelben den Einzug ins Halbfinale. Übrigens: Immerhin 750 Gästefans durften dieser Partie in Leutzsch beiwohnen.
Derby #100:
Regionalliga Nordost 2017/2018, 1. Spieltag am 29.07.2017
BSG Chemie Leipzig vs. 1. FC Lok Leipzig 0:1 (0:1)
Torschütze: Robert Zickert (34. min) vor 4.999 Zuschauern im Alfred-Kunze-Sportpark, Leutzsch
Jubiläumsderby in Leutzsch – und das gleich am 1. Spieltag der nagelneuen Regionalliga-Saison, denn Chemie hatte den Aufstieg vollbracht. Am Ende jubelte aber erneut Lok, denn in der 34. Minute traf Robert Zickert für die Probstheidaer, die den knappen Vorsprung über die Zeit brachten.
Doch auch in diesem Spiel wurde die Rote Karte gezückt. Lok-Stürmer Matus Lorincak stand in der 86. Minute plötzlich ganz alleine etwa 20 Meter vor dem Chemie-Kasten. Seinen Schuss klärte Hüter Marcus Dölz außerhalb des Strafraumes mit der Hand und musste daher zum Duschen.
Eine kalte Dusche hätten auch zwei Lok-Fans (unter den erneut 750 Blau-Gelben) gut gebrauchen können, die plötzlich über den Zaun kletterten und den Platz stürmen wollten. Spielunterbrechung, Polizeieinsatz.
Derby #101:
Regionalliga Nordost 2017/2018, 18. Spieltag am 22.11.2017
1. FC Lok Leipzig vs. BSG Chemie Leipzig 0:0
Vor 6.381 Zuschauern im Bruno-Plache-Stadion, Probstheida
Die Aufreger dieses am Ende torlosen Regionalliga-Derbys hatten mit dem Spiel an sich eher weniger zu tun. Noch vor dem Anpfiff sorgte die Personalie Julien Latendresse-Levesque für Unmut. Denn Chemie-Trainer Dietmar Demuth stellte den Torhüter, der erst vor der Saison von Probstheida nach Leutzsch gewechselt war, trotz anders lautender Vereinbarungen mit Lok im Derby zwischen die Pfosten.
Unschöner Höhepunkt war die zwölfminütige Spielunterbrechung in der 50. Minute. Nachdem aus den Reihen der immerhin 1.200 anwesenden Chemie-Fans mehrere Leuchtraketen aufs Spielfeld geflogen waren, schickte Schiedsrichter Henry Müller die Teams vom Platz. Polizei und Wasserwerfer hatten ihren Auftritt, Pyrotechnik und erbeutete Fahnen brannten in beiden Fanlagern. Die Partie stand kurz vor dem Abbruch.
Auf der Pressekonferenz schließlich der dritte Aufreger, als Chemie-Coach Demuth mit einem (vollen) Becher Bier beworfen wurde und daraufhin direkt den Saal verlassen wollte.
Derby #102:
Landespokal-Viertelfinale 2018/2019 am 15.12.2018
BSG Chemie Leipzig vs. 1. FC Lok Leipzig 0:1 (0:0)
Torschütze: Matthias Steinborn (75. min) vor 4.500 Zuschauern im Alfred-Kunze-Sportpark, Leutzsch
Sicherlich auch als Reaktion auf die Vorkommnisse des letzten Aufeinandertreffens hatte der 1. FC Lok entschieden, diesmal keine eigenen Fans nach Leutzsch zu entsenden. Die 500 Gästetickets blieben daher unangefordert. Die Lok-Fans trafen sich stattdessen zum Public Viewing im Bruno-Plache-Stadion. Ein Novum.
Doch als Matthias Steinborn eine Viertelstunde vor Schluss gegen die zwischenzeitlich wieder in die Oberliga abgestiegene BSG zum 1:0 traf, kam trotzdem etwas Bewegung in die Zuschauerränge. Denn im VIP-Bereich feierten einige Lok-Sympathisanten diesen wichtigen Treffer laut und ausgiebig, was zu einigen Rennereien und Polizeibewegungen führte. Am Ende blieb Lok auch im vierten Derby der „Neuzeit“ ohne Gegentreffer und zog ins Halbfinale des Landespokals ein.
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