Auch nach acht Spieltagen bleibt der 1. FC Lok Leipzig in der Regionalliga Nordost unbesiegt. Das 2:2 (1:1) gegen den Berliner AK vor 3.095 Zuschauer kam am Freitagabend allerdings eher glücklich zustande. Lok, mit der Chance auf die Tabellenführung, wirkte lange gehemmt und agierte oft ungenau. Die nach drei Niederlagen angezählten Gäste trafen aber nur zweimal, weil sie mehrere Möglichkeiten fahrlässig verspielten oder an Lukas Wentzel scheiterten. Für Leipzig trafen Schulze und Schinke.
Mit dem Prädikat „Eher nicht“ versahen die Journalisten auf der Pressetribüne des Bruno-Plache-Stadions den Elfmeter, den Schiedsrichter Tim Kohnert dem 1. FC Lok nach 72 Minuten vermachte. Stephane Mvibudulu war aus der eigenen Hälfte bis in den gegnerischen Sechszehner gesprintet und war dort nach Körperkontakt mit seinem Gegenspieler gefallen. Paul Schinke verwandelte sicher zum 2:2, was zu diesem Zeitpunkt glücklich war. Für den neuen BAK-Trainer Dirk Kunert war der Elfmeter „ein Witz, ein Geschenk“, für Joppe „kann man den geben. Die Spieler sind in hohem Tempo.“
Der BAK, vor Saisonbeginn als Aufstiegsfavorit gestartet und zuletzt die letzten vier Spiele nicht gewonnen, hätte Lok zwischen der 55. Minute und dem Ausgleich weiter distanzieren können. Aber vor allem Abu Bakarr Kargbo verpasste es durch zuviel Schnörkelei vor dem Tor, den Sack wohl zuzumachen. Gleichzeitig verteidigte die Abwehrkette des 1. FC Lok, wenn auch nicht immer konsequent, so doch leidenschaftlich.
Begonnen hatte alles ganz anders, ohne Mvibudulu, dafür mit Steinborn. Aber der Toptorjäger der vergangenen Saison wollte nicht richtig ins Spiel finden. In den ersten 15 Minuten spielte Lok in eine Richtung, verpasste aber durch Ungenauigkeiten und falsche Entscheidungen am Strafraum, zumindest mal einen Abschluss zu holen. Der BAK traf mit der zweiten Gelegenheit nach einer straffen Flanke durch schon erwähnten Kargbo und war spätestens seit der ersten Chance kurz zuvor im Spiel. „Wenn der Gegner einen neuen Trainer hat, ist es immer schwer. Wir hatten den BAK in der Videoanalyse anders gesehen als er heute gespielt hat. Sie wussten, wie man uns wehtun kann.“
Vor allem probierten es die Berliner über außen, wo sie bei hochstehenden Außenverteidigern gegen die Fünferkette der Leipziger numerische Vorteile hatten. Schulze und der erstmals von Anfang an aufgebotene Senic mussten viel laufen, um offensiv wie auch defensiv ihre Arbeit zu verrichten. Aus der Tiefe ließen sich zudem immer wieder Offensivspieler des BAK fallen und sorgten kurzzeitig für Überzahl im Mittelfeld.
Bis zur Pause hatte es Lok schwer, den nach der Führung sichtlich selbstbewussteren BAK in Schach zu halten. Wentzel parierte noch einmal gegen den freistehenden, ehemaligen Lok-Nachwuchs-Spieler Alexander Siebeck. Auf der Gegenseite traf Kevin Schulze nach einer Ecke in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit. „Da ist Lok einfach immer gefährlich“, so Kunert, der nach dem Spiel enttäuscht von dem Ergebnis war. „Wir haben ein sehr ordentliches Spiel gemacht.“
Zufrieden war dagegen sein Gegenüber Björn Joppe, der Mitte der zweiten Halbzeit das System umstellte und dem BAK anpasste, Steinborn, Soyak und Senic rausnahm, dafür Mvibudulu, Pannier und Misch brachte. Den Gästen, die nach Ballverlust stets mit drei, vier Mann im Vollsprint zurückliefen, um die Restverteidigung zu unterstützen, schwanden die Kräfte. Sie suchten ihr Heil gegen Ende des Spiels in harten Zweikämpfen. Der Berliner Niklas Brandt muss nach einer Grätsche im Mittelfeld eigentlich Rot sehen, Kohnert beließ es bei Gelb. Kay Michel, der ohne das Ziel, den Ball zu spielen, auf außen Schulze umrennt, bekommt nicht mal Gelb.
Dass die BAK-Spieler zu diesen Mitteln griffen, hatte damit zu tun, dass Leipzig nach dem Ausgleich wie aufgezogen spielte. Wolf, gegen Meuselwitz noch Siegtorschütze, agierte mehr in Sturm und Mittelfeld als in der Defensive, Ziane verlängerte lange Bälle, denen er selbst noch hinterherrannte. Lok schien die mentalen Fesseln gelöst zu haben. „In dieser Phase können wir sogar noch verlieren“, gestand Kunert.
Letztlich sicherte sich der Gast, der mit seiner Qualität oben dazugehört, den Punkt. „Eigentlich heißt es immer: Zu Hause drei Punkte und auswärts einen, nun müssen wir es eben mal anders machen“, sagte Joppe mit Hinweis auf das Auswärtsspiel beim BFC Dynamo kommenden Sonntag.
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