Für FreikäuferLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 70, seit 23. August im HandelNachdem die Männer in der Regionalliga Nordost bereits einige Spieltage hinter sich haben, sind am vergangenen Sonntag (18. August) auch die Frauen in die Saison gestartet. Aus Leipziger Sicht verspricht diese Regionalliga ganz besonders interessant zu werden. Denn neben dem SV Eintracht Leipzig-Süd (ELS) und den Rasenball-Frauen sind mit Aufsteiger FC Phoenix nun gleich drei Leipziger Teams im Rennen.
Zum Auftakt setzten sich die Rasenballerinnen gleich an die Tabellenspitze. Sie besiegten den Bischofswerdaer FV zu Hause glatt mit 5:0. Auch Liga-Neuling Phoenix durfte einen Heimsieg feiern. In einem spannenden Spiel behielten sie gegen den Magdeburger FFC – immerhin Viertplatzierter der Vorsaison – am Ende mit 4:3 die Oberhand. Nur ELS musste beim Aufsteiger 1. FFV Erfurt – trotz kurzzeitiger Führung – eine 1:3-Niederlage einstecken.
Interessant ist die diesjährige Liga-Konstellation aber auch deshalb, weil in jeder dieser drei Leipziger Mannschaften Spielerinnen gegeneinander kicken, die noch vor wenigen Jahren alle das gleiche Vereinstrikot trugen. So traten die jetzige RB-Kapitänin Marie-Luise Herrmann, Phoenix-Kapitänin Katharina Freitag und ELS-Spielerin Michelle Förster bereits beim 1. FC Lok Leipzig gegen den Ball.
Nach der Ausgliederung der Frauen- und Mädchenabteilung wechselten die drei gemeinsam zum neu gegründeten FFV Leipzig. Als dort 2016 wegen finanzieller Probleme nach vier Jahren schon wieder die Lichter ausgingen, trennten sich die sportlichen Wege dieser Fußballerinnen. Die LEIPZIGER ZEITUNG (LZ) hat die einstigen Weggefährtinnen zu ihrer aktuellen Situation befragt.
Diese Fragen haben wir allen drei Spielerinnen gestellt:
(1) Bis 2016 haben Sie alle drei noch gemeinsam beim FFV Leipzig gekickt. Wie ging es seitdem sportlich bei Ihnen persönlich weiter?
(2) Bitte geben Sie zunächst eine kurze Bewertung Ihrer letzten Saison ab. Wie war die Platzierung, und inwieweit entsprach diese den eigenen Erwartungen?
(3) Wie wird sich Ihrer Meinung nach Ihr Team in dieser Saison schlagen? Wie gut ist es aufgestellt? Was sind die Ziele – und worin sehen Sie die größten Herausforderungen auf dem Weg dorthin?
(4) Wie werden Sie es erleben, einer ganzen Menge ehemaliger Weggefährtinnen nun auf dem Platz gegenüberzustehen? Wird es eine freundschaftliche Angelegenheit werden oder geht es in diesen Partien besonders hart zur Sache?
(5) Wenn Sie jetzt im Wettbüro stehen würden und sich festlegen müssten, auf welchen Plätzen Phoenix, ELS und RB am Ende der Saison stehen werden – welche wären das?
Katharina Freitag (FC Phoenix Leipzig), Mittelfeld/Innenverteidigung, 32 Jahre:
(1) Mit der Gründung unseres neuen Vereines FC Phoenix Leipzig e. V. und dem Start in der Landesklasse haben meine Mädels und ich sportlich absolutes Neuland betreten. Am Anfang war es schwer zu akzeptieren, ganz unten zu starten, doch nun ist es eine schöne Erfahrung.
Persönlich habe ich mich natürlich auch weiterentwickelt und führe ein wunderschönes Privatleben mit dem Fußball als Hobby.
(2) Unsere letzte Saison war an und für sich sehr gelungen. In der Landesliga haben wir uns mehr als gut präsentiert (17 Siege in 18 Spielen/d. Red.). Leider mussten wir aber zum zweiten Mal feststellen, dass wir nicht so die Endspiel-Mannschaft sind (lacht). Zwei Niederlagen im Sachsen-Pokalfinale tun doch schon sehr weh. Aber vielleicht haben wir durch diese Erfahrung die Kraft aufbringen können, das Relegationsspiel noch zu drehen und den Aufstieg zu schaffen.
(3) Ich denke, wenn alle Spielerinnen topfit sind und die Stimmung so gut bleibt wie sie aktuell ist, können wir immer mal für eine kleine Überraschung sorgen. Unser Kader hat sich nach dieser Landesliga-Saison nicht verändert. Wir müssen auf jeden Fall im gesamten Verein eine stabile Breite schaffen, und das braucht Zeit. Vor allem müssen wir im Background professioneller werden. Die 1. Frauenmannschaft war mit den beiden Aufstiegen in Folge schneller bereit für die Regionalliga als die Organisation. Aber das ist alles halb so wild, da es unser eigener Verein ist und wir an den Stellschrauben mitdrehen. Unser Ziel ist es, in der Regionalliga zu bestehen und ein Fundament zu kreieren.
(4) Ich werde es wohl teilweise mit gemischten Gefühlen und teilweise mit Freude erleben. Klar war die Enttäuschung damals groß, als wir uns alle getrennt haben, das Projekt RB so gehyped wurde und das „Alte“ scheinbar nicht mehr gut genug war. Im Nachgang denke ich aber, dass RB, ob im Herren- oder mittlerweile im Frauenbereich, eine gute Sache für die Stadt ist. Und die Mädels, die irgendwann nicht mehr dort bleiben wollen, weil das Leben auch schön ist, dürfen uns jederzeit verstärken. Das gilt übrigens für alle Mädels, die das Fußballspielen lieben.
(5) Ich liebe Wetten (lacht): RB Leipzig auf Platz 1, Eintracht Leipzig-Süd auf Platz 8, FC Phoenix auf Platz 7.
Michelle Förster (Eintracht Leipzig-Süd), Mittelfeld, 23 Jahre:
(1) Ich schloss mich 2016 der neugegründeten Frauenmannschaft bei RB Leipzig an. Wir traten in der Landesliga an und schafften souverän den direkten Aufstieg in die Regionalliga, obwohl uns von allen Seiten Gegenwind aufgrund der Eingliederung in die Landesliga durch den Verband entgegenschlug. In meiner ersten Saison für die Rasenballerinnen konnte ich für das Team in 20 Spielen 14 Mal einnetzen und so meinen Beitrag zum Aufstieg in die Regionalliga leisten. Die Folgesaison 2017/2018 beendeten wir auf Rang 4, und im Winter 2019 wechselte ich zu Eintracht Leipzig-Süd.
(2) Da ich erst im Januar zur Halbserie dazugestoßen bin, kann ich nur von der Rückrunde sprechen. Der 8. Platz wurde als klares Ziel vorgegeben; dieses Ziel haben wir erreicht. Wir wollten nach RB Leipzig als zweitbeste sächsische Mannschaft abschließen; auch das haben wir geschafft, nachdem wir Bischofswerda, Aue und Dresden hinter uns lassen konnten. Vermeintlich schweren Gegnern konnten wir überraschend Punkte abnehmen. Am Ende fehlte uns etwas die Konstanz, um mit den durchaus starken Leistungen in einigen Spielen eine bessere Platzierung zu erreichen.
(3) Ich gehe davon aus, dass wir auf lange Sicht nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden. Wir haben einen breiten Kader, in dem jeder für den anderen durchs Feuer gehen würde. Wichtig wird sein, die Spiele gegen die unmittelbaren Kontrahenten zu gewinnen und die „Großen“ zu ärgern, indem wir taktisch klug und geschlossen auftreten. Ziel ist ein Platz im Mittelfeld. Offensiv müssen wir mehr Durchschlagskraft entwickeln und uns für unseren Aufwand belohnen.
(4) Natürlich verbindet mich mit einigen meiner ehemaligen Mitspielerinnen noch immer ein sehr freundschaftliches Verhältnis, immerhin habe ich mit einigen Spielerinnen mehrere Jahre zusammen gekickt. Mit dem Anpfiff sind wir alle Profis und jeder kämpft um Punkte nur für sein Team. Einige Pokal-, Test- oder Hallenpokalspiele haben wir bereits gegeneinander absolviert und sind uns immer mit Respekt begegnet. Es ist also nichts ganz Neues. Klar ist auch, dass wir unsere Gegenspieler kennen und sie uns umgekehrt auch. Jeder weiß in etwa, wo die Stärken und Schwächen des anderen liegen und wie mit diesen umzugehen ist; was das Ganze auch besonders spannend macht.
(5) Da die Frauen im Fußball im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen mit eher schmalem Salär ausgestattet werden, könnte ich 10 Euro auf den (Staffel-)Sieg von RB Leipzig setzen. Es wird sich zeigen, ob sich die Rasenballerinnen wieder einen Zweikampf mit Union Berlin liefern oder diesmal souverän von der Tabellenspitze grüßen. Auf den Plätzen wird ELS vor Phoenix einlaufen; beide Teams werden sich im Mittelfeld einfinden. Die direkten Duelle werden für die Zuschauer sicherlich interessante und spannende Spiele.
Marie-Luise Herrmann (Rasenballsport Leipzig), Mittelfeld, 27 Jahre:
(1) Ich habe bis 2018 beim FF USV Jena in der 1. Bundesliga der Frauen gespielt. Ich habe dort viele Erfahrungen sammeln dürfen. Seit der letzten Saison spiele ich bei RB Leipzig, um mehr Zeit für meinen beruflichen Werdegang zu haben. RB Leipzig bietet mir dennoch die Möglichkeit, weiterhin leistungsorientiert Fußball spielen zu können. Zusätzlich engagiere ich mich noch als Co-Trainerin in der U15 und gebe meine Erfahrungen an die jungen Spielerinnen weiter.
(2) Wir haben die letzte Saison mit dem 3. Tabellenplatz abgeschlossen. Besonders in der Rückrunde haben wir, ohne Punktverlust, bewiesen, wozu wir in der Lage sein können. Wir haben viele wichtige Erfahrungen gesammelt und uns als Team sehr gut entwickelt.
(3) Es fühlt sich aktuell sehr gut an. Jede Spielerin zieht sehr gut mit im Training. Wir investieren alle sehr viel für unser Ziel. Mit unseren Neuzugängen haben wir zusätzlich noch mehr an Qualität und Erfahrung gewonnen, was unserem Team sicherlich helfen wird. Es wird eine lange Saison für uns werden, und wir müssen jedes Spiel mit der höchsten Konzentration angehen, um nichts liegen zu lassen.
(4) Im Fußball ist es oft so, dass man ehemaligen Mitspielerinnen wieder als Gegner auf dem Platz begegnet. Das ist keine neue Situation. Während des Spiels ist jede Gegenspielerin gleich für mich. Da gibt es keinen Unterschied. Für freundschaftlichen Austausch ist dann nach dem Spiel genug Zeit. (lacht)
(5) Ich bin noch nie in einem Wettbüro gewesen. Ich persönlich halte auch nicht viel von Wetten, da ist mir zu viel Zufall dabei. Was unser Team angeht, so sehe ich uns schon weit oben in der Tabelle. Definitiv unter den Top 3. Was die Platzierungen von Phoenix und ELS angeht, da kann ich nicht viel dazu sagen. Ich weiß nicht, wie deren Vorbereitung verlief. Dennoch traue ich beiden Mannschaften mindestens eine Platzierung im oberen Tabellenmittelfeld zu.
Die nächsten Heimspiele der drei Leipziger Regionalligisten:
Eintracht Leipzig-Süd:
So., 15.09. um 14 Uhr gegen Rasenballsport Leipzig
So., 29.09. um 14 Uhr gegen FC Phoenix Leipzig
Spielstätte: Südkampfbahn, Raschwitzer Str. 17, 04279 Leipzig
FC Phoenix Leipzig:
So., 01.09. um 14 Uhr gegen Bischofswerdaer FV
So., 22.09. um 14 Uhr gegen 1. FC Union Berlin
So., 13.10. um 14 Uhr gegen FF USV Jena II
Spielstätte: Viadukt-Arena (SV Leipzig Ost), Wurzner Str. 140 B, 04315 Leipzig
Rasenballsport Leipzig:
So., 01.09. um 14 Uhr gegen 1. FC Union Berlin
So., 08.09. um 14 Uhr gegen 1. FFC Frankfurt (DFB-Pokal, Cottaweg 7, 04177 Leipzig)
So., 22.09. um 14 Uhr gegen FF USV Jena II
Spielstätte: Sportschule Egidius Braun, Abtnaundorfer Str. 47, 04347 Leipzig
Mehr Infos:
http://els-maedels.jimdo.com
www.fcp-leipzig.de
www.dierotenbullen.com (Teams > Frauen)
Die LZ finden Sie neben den normalen Presseläden (u. a. am Hauptbahnhof Leipzig und Dresden) auch im Szenehandel in Leipzig. Die monatliche Zeitung kann man hier abonnieren und so mit 29,50 Euro im Jahr echten Lokaljournalismus unterstützen. Das geht natürlich noch besser: Mit einem Kombi-Abonnement für L-IZ.de (alle Artikel frei lesen) & LEIPZIGER ZEITUNG.
Leipziger Zeitung Nr. 70, seit Freitag, 23. August 2019 im Handel: Probefahrt, Reparaturbetrieb und die erstaunliche Frage nach der Mündigkeit in einem kontrollbesessenen System
Hinweis der Redaktion in eigener Sache: Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.
Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen.
Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.
Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 500 Abonnenten.
Keine Kommentare bisher