Gute Nachrichten für den 1. FC Lok: Sponsor Franz-Josef Wernze verzichtet auf 710.000 Euro, der neue Kunstrasen ohne Kunststoffgranulat wurde am Donnerstag, 11. Juli 2019, eröffnet und im Trainingslager in Aschersleben herrscht trotz hoher Trainingsintensität gute Laune. Allerdings fehlen mit Hajrulla, Wagner, Adler und Pommer gleich vier angeschlagene Spieler. Und der Argentinier Vignati muss sich noch beweisen.

Thomas Löwe konnte das Glück kaum fassen: „Ich hatte feuchte Augen als der Rasen hier verlegt wurde“, so der Lok-Präsident bei der Eröffnung des Kunstrasens auf dem Gelände des 1. FC Lok. Dort wo vormals der Rasenplatz 1 war, kann nun nach FIFA-Norm und auch ökologisch gekickt werden. „Es wird kein Kunststoffgranulat eingesetzt“, betonte Löwe und das ist in Zeiten, in denen über die Sperrung von Kunstrasenplätzen wegen der verwendeten Mikroplastik diskutiert wird, wichtig.

Fünf Jahre hatten ehrenamtliche Mitarbeiter des Klubs an der Projektierung und Umsetzung gearbeitet. „Sie haben sogar Termine in Norwegen wahrgenommen“, so Löwe, der einst selbst dem im April 2013 gegründeten Baubeirat vorsaß. Dass Lok überhaupt erst im Jahr 2019 einen eigenen Kunstrasen besitzt, war ohnehin eine Farce. Jahrzehntelang hatten die Vereinsoberen in Probstheida in Beine statt in Steine investiert, im Winter trainierte die Männermannschaft entweder auf Schotter oder auf verschiedenen Kunstrasenplätzen im Umland.

Seit der neue 1. FC Lok 2003 gegründet wurde und vor allem seit es den Baubeirat des Vereins gibt, hat sich in den letzten Jahren die Investitionsmarschroute geändert. Lok hat mittlerweile deutlich siebenstellig in die Ertüchtigung des Geländes investiert. Und mit der Eröffnung des Kunstrasens auch noch einen kleinen Seitenhieb an alle diejenigen gebracht, die der These des ehemaligen Beraters Ziegenbalg Glauben schenkten, wonach das Geld für den Kunstrasen schon längst ausgegeben sei.

Der MDR, der Ziegenbalgs Informationen übernahm und breit ausstrahlte, fehlte beim Eröffnungstermin übrigens. Dass Lok also nicht im „Schuldensumpf“ steckt, wollte man sich offenbar nicht selbst anschauen.

Die Stadt Leipzig hat den Bau mit 50 Prozent, das Land Sachsen mit 30 Prozent gefördert. Lok hat einen Eigenanteil von über 100.000 Euro mithilfe einer Crowdfunding-Aktion erbracht. „Heute ist ein Feiertag für den 1. FC Lok“, unterstrich Löwe. Wohlwissend, dass Großsponsor Franz-Josef Wernze seine in den letzten Jahren geleisteten Darlehen in Spenden umwandeln ließ. Der ETL-Chef hatte für den Rückkauf des Geländes, wodurch der Bau des Kunstrasen erst möglich wurde, den Rückerwerb des Logos und die Sanierung der Trainingshalle Gelder bereitgestellt.

Insgesamt kann der 1. FC Lok nun 710.000 Euro aus seinen Verbindlichkeiten streichen. Präsidium und Aufsichtsrat haben auch deswegen Anfang des Jahres entschieden, den Mitgliedern die Ernennung Wernzes zum Ehrenmitglied vorzuschlagen.

Wie läufts in Aschersleben?

Während Präsident Thomas Löwe und Aufsichtsratschef Olaf Winkler gemeinsam mit Sportdirektor Wolfgang Wolf der Kunstrasen-Eröffnung beiwohnten und mehrere Steine vom Herzen fielen, war in der Villa Westerberge in Aschersleben Mittagsruhe angesagt. „Die Jungs sind ganz schön kaputt“, so Co-Trainer Ronny Surma. Dadurch dass Lok kurzfristig vier Spiele in der ersten Vorbereitungswoche in den Plan genommen hatte, waren Trainingsinhalte zu kurz gekommen. Das sollte nun im einwöchigen Trainingslager nachgeholt werden.

Die körperlichen Strapazen hatten Spuren hinterlassen. Neuzugang Romario Hajrulla war am Mittwoch mit einem kleinen Muskelfaserriss ausgefallen, Marcel Wagner, der eine bis dahin gute Vorbereitung absolviert hatte, wurde vom Bruch des großen Zehs zurückgeworfen. Nicky Adler laboriert an einer Magen-Darm-Infektion und Max Pommer hat wieder Rückenprobleme. Ausfallzeit ungewiss.

Gute Laune im Trainingslager. Torwarttrainer Maik KIschko streckt sich nach einem Schuss von Teamchef Björn Joppe. Foto: Thomas Gorlt
Gute Laune im Trainingslager. Torwarttrainer Maik Kischko streckt sich nach einem Schuss von Teamchef Björn Joppe. Foto: Thomas Gorlt

Der Argentinier Alejandro Vignati war allerdings nicht anwesend. Der Sechser ist (noch) nicht verpflichtet, sondern soll sich in den kommenden Wochen beweisen. A-Jugend-Talent Moritz Butzke hat seine Chance im Trainingslager genutzt und auf der Sechser-Position einen guten Eindruck hinterlassen. Trotz der hohen Belastung und der Ausfälle sei die Laune in Aschersleben gut, so das Trainerteam Joppe und Surma.

Das liegt wohl auch daran, dass Matthias Steinborn nach seiner Meniskus-OP gute Fortschritte macht. „Einen Termin, wann ich wieder spielen kann, will ich dennoch nicht versprechen“, so Steinborn, der sich über die gute Integration der Neuzugänge freut. „Die passen echt super rein.“ Wofür es am Ende reichen wird, weiß niemand in der Regionalliga Nordost. „Wir wollen so lange es geht oben mitspielen“, kündigte Ronny Surma im Interview mit Vereins-TV an.

Die Vision 2020 hatte einst den Aufstieg in die 3. Liga für dieses Jahr vorgesehen. Derzeit ist man bei Lok aber entspannter. „Wichtig ist, dass wir ETL überzeugen, uns auch nach 2020 weiter zu unterstützen“, so Präsident Löwe. Am Abend gewann der Regionalligist mit 6:0 beim Oberligisten Askania Bernburg, dem Vorjahres-14.

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